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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aufgedunsenen Gesichts hatten einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Jetzt wurde das Geschäft von Abd el Attis Sohn geführt, der in jeder Beziehung schlimmer war als sein Vater. Aziz Aslimi hatte früher einen Laden im europäischen Viertel auf der Muski betrieben, sich jedoch als so schlechter Geschäftsmann erwiesen, daß er ihn aufgeben und auf die Khan el Khalil zurückkehren mußte. Meine entsetzlichen Erinnerungen störten Aziz vermutlich nicht im geringsten. Er war beileibe kein sensibler Mann. Allerdings, so dachte ich, war er auch kein Krimineller, außer vielleicht im Hinblick auf die Machenschaften, die fast jeder Kairoer Antiquitätenhändler betrieb. Keiner von ihnen kann es sich leisten, besonders skeptisch hinsichtlich der Herkunft der feilgebotenen Waren zu sein.
    Das Geschäft war klein und die Eingangstür schmal; wir mußten beiseite treten, um einen Kunden vorbeizulassen – einen gebeugt gehenden, grauhaarigen Mann in altmodischem Gehrock und weißem Schal. Er blinzelte uns kurzsichtig an, berührte seinen Hut und murmelte: »Verzeihung. Einen guten Abend.« Dann humpelte er davon.
    »Wir sind ihm etwas zu dicht auf den Fersen«, flüsterte Emerson und zog mich am Arm. »Warte einen Augenblick, Peabody.«
    Ich sah zwar keinen Sinn darin, da nicht einmal ich, seine eigene Mutter, Ramses wiedererkannt hätte, wenn ich seiner Verwandlung nicht beigewohnt hätte – was mir allerdings vergönnt gewesen war. Trotzdem warteten wir noch eine Weile, bevor wir eintraten. Mr. Aslimi gab sich geschmeichelt über unseren Besuch und bestand darauf, daß wir zusammen Kaffee tranken.
    Die gleichen ausgedehnten Höflichkeitsbezeugungen erwarteten uns in den anderen von uns aufgesuchten Geschäften, so daß wir erst spät zur Amelia zurückkehrten, wo uns Ramses in seinem Normalzustand im Salon erwartete.
    »Irgendwelche Erfolgsmeldungen?« wollte er wissen.
    »Keine einzige«, erwiderte ich. »Dein Vater hätte mich nicht begleiten dürfen. Er besitzt weder die Geduld noch das Fingerspitzengefühl für derartig delikate Nachforschungen. Man kann keine Informationen beziehen, wenn man die Leute anbrüllt und bedroht –«
    »Ich habe meine Stimme kein einziges Mal erhoben«, entfuhr es Emerson wütend. »Was das Bedrohen von Leuten anbelangt, so warst du diejenige, die Aslimi erklärt hat –«
    »Aber, liebster Professor, reg dich nicht auf.« Nefret setzte sich auf seine Sessellehne und legte ihm zärtlich eine Hand auf die Schulter. »Ich bezweifle, daß wir dort irgendwelche brauchbaren Informationen erhalten hätten. Ramses, du warst ebenfalls erfolglos, oder?«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Damit hatte ich bereits gerechnet. Vergeßt nicht, daß der Bursche sorgfältig jeden Käufer gemieden hat, der David persönlich kannte oder der bemerkt hätte, daß er kein Ägypter ist.«
    »Es sei denn, er ist Ägypter«, warf ich ein.
    »Pah«, entfuhr es Emerson. »Hör endlich auf, im trüben zu fischen, Peabody. Wenigstens können wir uns jetzt ziemlich sicher sein, daß dieses Schwein keinen Kairoer Händler aufgesucht hat.«
    »Und das erhärtet unsere früheren Vermutungen«, bemerkte Ramses. »Der Bursche ist Engländer oder Europäer. Oder«, fügte er mit einem Blick auf Nefret hinzu, »Amerikaner. Warum sollte er das Risiko eingehen, seine Fälschungen hier an den Mann zu bringen, wenn er in Europa wesentlich gefahrloser bessere Preise erzielen kann? Wir wissen, daß er sich im letzten Sommer in Europa und in England aufgehalten hat, denn in diesem Zeitraum wurden sämtliche Stücke verkauft, aber kein Objekt kam vor April auf den Markt. Das läßt darauf schließen, daß es sich um eine neuere Unternehmung handelt.«
    »Das hilft uns auch nicht weiter«, maulte Nefret. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Kommt, wir stellen eine Liste der Verdächtigen auf.«
    »Zu früh«, meinte Ramses und blickte sie herablassend an.
    »Der Meinung bin ich nicht«, erwiderte ich. »Wir haben sämtliche Schlußfolgerungen getroffen, die uns aufgrund der unzureichenden Informationen möglich sind. Warum sollen wir nicht etwas spekulieren – oder, besser gesagt, theoretisieren? Das kann nicht schaden und führt vielleicht doch zu irgendetwas.«
    »Vermutlich hast du schon wieder eine deiner widerwärtigen Listen angefertigt«, meinte Emerson resigniert.
    »Ja, ich habe eine Liste zusammengestellt. Und was den Begriff widerwärtig anbelangt –«
    »Ich auch«, warf Nefret rasch ein. »Wer steht denn

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