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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beiden Männern hätten nicht ausgeprägter sein können – Jack war forsch, rotwangig und stämmig gebaut, Geoffrey hingegen ätherisch blaß und so zurückhaltend, wie Jack unverblümt war. Eine verlegene Röte überzog seine blassen Wangen, als er sich Emersons kritischem Blick ausgesetzt sah, der eine vernichtende Wirkung auf empfindliche Naturen ausübt. »Dem kann ich nur zustimmen«, murmelte er. »Das Gebiet ist Ihrer nicht würdig, Professor.«
    »Pah«, erwiderte Emerson aufgebracht. »Mr. Godwin, Sie haben nicht die richtige Einstellung zur Archäologie.« Woraufhin er Godwin lang und breit erklärte, wie dessen Einstellung auszusehen habe. Nefret, die neben dem jungen Mann saß, empfand Mitleid und lenkte Emerson mit einem scherzhaften Einwurf ab.
    Als mir auffiel, daß wir von Ramses so gut wie nichts gehört hatten – was in der Tat ungewöhnlich ist –, stellte ich fest, daß Miss Maude von ihm Besitz ergriffen und ihn zu ihrem Tischherrn auserkoren hatte. Das Benehmen junger amerikanischer Damen ist zwar freizügiger und ungezwungener, dennoch begriff ich recht schnell, daß Nefrets Andeutungen hinsichtlich Miss Maudes Interesse an meinem Sohn leider zutrafen. Sie hatte Mr. Lawrence, der an ihrer anderen Seite saß, den Rücken zugewandt und plauderte unentwegt, ohne Ramses die Chance zu einem Kommentar zu geben. Ich hätte ihr gleich sagen können, daß das nicht der richtige Weg war, um seine Zuneigung zu gewinnen.
    Nach dem Essen zogen sich die Damen in den Salon zurück, und die Herren schlenderten in Jack Reynolds Arbeitszimmer. Diese absurde Ausgrenzung habe ich in meinem eigenen Haus nie geduldet, nahm sie jedoch bei dieser Gelegenheit hin, da ich Miss Maude unbedingt besser kennenlernen wollte. Bei näherer Betrachtung ihrer Person manifestierte sich mein erster Eindruck; sie war teuer und modisch unbequem gekleidet, ihr Kleid hatte einen so engen Rock, daß sie wie die Chinesinnen mit ihren umwickelten Füßen nur trippelnd vorankam. Sie schien eifrig bemüht, mit mir und Nefret Freundschaft zu schließen, und musterte interessiert deren hübsches, schlichtes Kleid. Ihre Gesprächsthemen waren allerdings extrem langweilig und bestanden in erster Linie aus Klatschgeschichten über ihre Freunde und aus Fragen zu Ramses. Bei Nefret, die genauso gelangweilt war wie ich, siegte schließlich ihr Sinn für Humor. Die Geschichten um ihren Bruder, mit denen sie Miss Maude erfreute, wurden immer hanebüchener, so daß ich mich letztlich zu einem Einschreiten gezwungen sah.
    »Wenn wir uns das Haus noch heute nachmittag anschauen wollen, dann müssen wir uns beeilen«, warf ich ein. »Was machen eigentlich die Männer?«
    Brandy trinken und Rauchen, lautete die logische Antwort. Ich war froh, daß Ramses sein Glas nicht angerührt hatte und daß Emerson gar keins hatte. Mein Gatte schmollte, da die Unterhaltung von der Ägyptologie auf ein Thema umgeschwenkt war, das ihn kaum interessiert – Feuerwaffen. Jack präsentierte soeben seine Waffensammlung, die sich in einer verschlossenen Wandvitrine befand.
    »Wofür brauchen Sie die denn alle?« fragte ich, während ich mit geschürzten Lippen die Vielzahl der tödlichen Waffen musterte.
    Offenbar war Jack weder gewohnt, daß weibliche Wesen in sein Refugium vordrangen, noch daß sie abseitige Fragen stellten. »Selbstverständlich für die Jagd, Mrs. Emerson. Und zum Schutz natürlich auch. Schlangen, verstehen Sie.«
    »Mein Gatte verwendet einen Teekessel«, erwiderte ich. »Emerson, bist du bereit zum Aufbruch?«
    Grinsend gesellte sich Emerson zu mir. Mit ernster Miene und frostigem Blick folgte Ramses seinem Beispiel. Er verabscheut den Jagdsport.
    Alle bestanden darauf, uns zur Besichtigung des von Miss Maude entdeckten Hauses zu begleiten. Es war ein angenehmer Spaziergang von etwa zwei Kilometern über eine von schattenspendenden Bäumen gesäumte Allee und entlang dem träge dahinfließenden Strom, dennoch glaube ich nicht, daß Miss Maude ihn sehr genoß. Ihr enger Rock und ihre hochhackigen Schnürstiefel machten es erforderlich, daß sie sich bei jemandem einhakte, und sie mußte mit ihrem Bruder vorliebnehmen, da Nefret bereits von Ramses Besitz ergriffen hatte. Meiner Ansicht nach war es reine Boshaftigkeit, die Nefret dazu inspirierte, da sie eigentlich keine Unterstützung gebraucht hätte; ihr weiter, wadenlanger Rock und die flachen Schuhe ermöglichten ihr die gleiche Bewegungsfreiheit wie den Männern.
    Ein düster blickender

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