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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mich auf einen der Stühle statt auf das Sofa, damit er nicht neben mir Platz nehmen konnte. Ich erklärte ihm, daß ich beschäftigt sei, und fragte ihn unverblümt, was er wollte. Er verschwendete keine Zeit, das kannst Du mir glauben. Bevor ich wußte, wie mir geschah, beugte er sich so dicht über mich, daß ich jedes einzelne Haar seines Schnurrbarts erkennen konnte.
    Das Problem bei Stühlen ist, daß sie leicht umkippen.
    Auf jede Aktion, so heißt es, folgt eine Reaktion; ich hatte Angst, mich zur Wehr zu setzen, weil ich befürchtete, mitsamt meinem Stuhl rücklings umzufallen – eine nicht auszudenkende und, in diesem Fall, hilflos ausgelieferte Position. Also blickte ich ihn fest an und schnaubte:
    »Percy! Wie kannst du es wagen!«
    Das klang so albern, daß ich kaum ernst bleiben konnte.
    Allerdings hatte es bei früheren Gelegenheiten schon häufiger Wirkung gezeigt. Percy grinste blöd und richtete sich auf. Ich schoß hoch und stellte mich hinter meinen Stuhl. »Du behauptest, ein Offizier und Gentleman zu sein«, bemerkte ich. »Wenn du dich nicht dementsprechend zu benehmen weißt, dann verschwindest du besser.«
    »Verzeih mir«, murmelte er. »Ich war nicht Herr meiner Sinne. Du bist so reizend, so begehrenswert –« »Dann war es also mein Fehler, daß du dich wie ein Schuft aufführst?«
    »Du verstehst mich nicht. Ich möchte dich heiraten.« Ich lachte – nicht dieses vornehme, damenhafte Kichern, sondern aus vollem Halse. Es überkam mich völlig spontan, trotzdem empfand er das vermutlich als eine der empfindlichsten Beleidigungen. Er lief dunkelrot an, und ich fand – zumindest vorübergehend – zur Beherrschung zurück.
    »Nein«, erwiderte ich. »Unter gar keinen Umständen.
    Selbst dann nicht, wenn du der einzige Mann auf Gottes weiter Erde wärest. Eher würde ich den Tod durch die Folter vorziehen.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, erwiderte Percy. Es gelang mir, ruhig zu bleiben. Ich war ziemlich stolz auf mich, denn etwas Provokativeres kannst Du Dir doch auch nicht vorstellen, oder? Statt dessen bemerkte ich sachlich: »Die anderen werden bald zurück sein. Wenn der Professor dich hier antrifft – oder Ramses –« »Aha«, schnaubte Percy wie ein Schmierenkomödiant.
    »Du willst also wirklich zulassen, daß Tante Amelia dich mit meinem Cousin Ramses verheiratet? Ich hatte dir mehr Grips zugetraut. Er ist kein Mann für dich, Nefret.« An diesem Punkt verlor ich schließlich die Beherrschung. Erinnerst Du Dich noch daran, als wir über diese interessante Stelle in Percys Buch diskutierten? David sollte Dir eigentlich nicht verraten, was Ramses ihm anvertraut hatte, und Du durftest es mir nicht sagen; aber wir erzählen uns alles, nicht wahr, liebste Lia? Du hast mich um Geheimhaltung gebeten, wie Du es gegenüber David zugesagt hattest. Lia, ich habe mein Wort gebrochen! Ich konnte nichts dafür. Daß er es wagte, abfällig über Ramses zu sprechen! Ich sagte Sir Percy offen ins Gesicht, daß er Ramses nicht das Wasser reichen könnte, nannte ihn einen Schnüffler, einen Lügner und einen Feigling – und vermutlich noch einiges mehr. Meine Ratio war außer Kraft gesetzt, und als ich schließlich entsetzt nach Luft schnappte, hatte ich die ganze Geschichte aus geplaudert.
    Erst als ich Percy ins Gesicht blickte, wurde mir schlagartig bewußt, was ich angestellt hatte. Wie es bei sonnenverbrannter Haut häufig der Fall ist, war es aufgrund des Schocks voller roter und weißer Flecken. »Das wußte ich nicht«, murmelte er.
    »Offensichtlich nicht, denn sonst hättest du diesen Unsinn nicht geschrieben, den wir jederzeit widerlegen könnten.«
    »Ist das wirklich wahr?« Er faßte sich wieder. »Ich wollte sagen – du würdest seinen Antrag vorziehen?« »Also wirklich, Percy, das ist ja lächerlich!« Trotzdem war mir alles andere als zum Lachen zumute; langsam begriff ich, welche Katastrophe ich angerichtet hatte.
    »Ramses hat mir kein Sterbenswort davon erzählt. Er wollte nicht, daß jemand davon erfuhr.«
    »Und wie hast du es herausgefunden? Ich meine, wieso glaubst du –«
    »Er hat es zugegeben, aber erst, nachdem einer von uns selbst darauf gekommen war.«
    »Einer von uns«, wiederholte Percy.
    »Weder Tante Amelia noch der Professor, zumindest glaube ich das nicht. Wir haben ihm versprochen, unser Wissen für uns zu behalten. Bitte …« Ihn um etwas zu bitten, fiel mir außerordentlich schwer, doch schließlich brachte ich es über mich. »Bitte, sag nichts

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