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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gestand er sich selbst nur widerwillig ein; sie waren nicht fundiert, illoyal und unfair, und doch führten sie zu einer unangenehm überzeugenden Logik. David sympathisierte mit der Sache der Nationalisten. Solche Gruppen benötigen Geld. David hatte betont, daß er das Lia von ihren Eltern vermachte Geld nicht anrühren würde. Hatte er weniger Skrupel, wenn er mit gefälschten Antiquitäten handelte, um der von ihm vehement vertretenen Sache damit finanzielle Unterstützung zu gewährleisten? Er wäre nicht der erste Mann, der von seinen hohen Idealen getäuscht wurde.
    Eine Stunde nach Verlassen des Bootes befand sich Ramses in demselben Kaffeehaus, das er bereits zweimal aufgesucht hatte; er stellte die gleichen Fragen und erhielt die gleichen Antworten. Niemand hatte den von ihm gesuchten Mann gesehen. Niemand wußte, wer er war.
    Ramses zahlte und blickte finster in die winzige Mokkatasse. Einen Teufel würde er tun, dieses Gebräu zu trinken; seit drei Nächten goß er Kaffee in sich hinein, und das Koffein zerrte an seinen Nerven. Er erhob sich und wirkte in seiner europäischen Kleidung besonders auffällig. Er hatte nicht damit gerechnet, daß ihn jemand zu seiner Beute führen würde, trotzdem hatte Wardani sicherlich mittlerweile von seinem Interesse erfahren. Jetzt lag es an Wardani, ob er den Kontakt herstellte.
    Auf seinem Rückweg zum Fluß entschied er sich für die dunkelsten Gassen und winkte den Droschkenfahrern ab, die ihn in der Hoffnung auf einen Fahrgast ansprachen. Sobald er die Hauptstraße verlassen hatte, begegneten ihm nur noch wenige Passanten, die ihre Gesichter gegen die kalte Nachtluft vermummt hatten. Am liebsten hätte er erleichtert aufgeseufzt, als einer von diesen auf ihn zuschoß und seinen Arm umklammerte.
    »Keine Bewegung, kein Laut«, bemerkte eine ruhige Stimme. »Spürst du die Messerklinge?«
    »Ja.« Es war kaum mehr als ein leichter Stich unter seinem linken Schulterblatt.
    Eine weitere Silhouette näherte sich ihm von rechts.
    Rasch verbanden sie ihm die Augen.
    »Kindische Spielchen.« Genau wie sie sprach Ramses Arabisch, und einer von ihnen lachte leise auf.
    »Na, dann komm mit, Bruder der Dämonen, und wir werden dein Spielchen spielen.«
    Er ging mit ihnen und versuchte den vorübergehenden Verlust seines Sehvermögens durch andere Sinneswahrnehmungen zu kompensieren. Als sie stehenblieben, hätte er ihren Weg mit Leichtigkeit zurückverfolgen können, und er erkannte auch das Etablissement, das sie soeben betraten. Der Geruch war unverkennbar. Die britischen Behörden versuchten, den Import von Haschisch zu unterbinden, hatten aber bislang lediglich erreicht, daß das Rauschmittel begehrter und teurer geworden war. Ramses wartete, bis die Tür hinter ihm und seinen Begleitern ins Schloß fiel, bevor er reagierte.
    »Also gut«, bemerkte er gegenüber dem einen, den er nun gegen die Wand stemmte, indem er dem Burschen dessen eigenes Messer an die Gurgel hielt. »Sollten wir uns nicht ein angenehmeres Plätzchen zum Reden suchen?«
    Wie er vermutet hatte, handelte es sich bei seinem Gegenüber um Wardani persönlich. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen, der sein arrogantes Kinn und seine markanten Wangenknochen verbarg. Ungerührt lächelnd blickte er zu dem Mann, der stöhnend am Boden lag.
    »Ein weiteres kindisches Spielchen, mein Freund. Das war nicht nötig und überaus unfein. Ihr wußtet, daß euch von uns keinerlei Gefahr drohte.«
    »Ich mag es nicht, wenn man sich in meine Angelegenheiten einmischt.«
    »Ihr wart zu neugierig«, korrigierte Wardani. »Und mit welcher Hingabe, mein Bester! Wenn du jetzt die Gü te haben würdest, mir mein Messer zurückzugeben, führe ich dich in meine erbärmliche Hütte.«
    Er führte sie über eine baufällige Treppe zum Ende des Ganges. Der andere Mann erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und war Ramses so dicht auf den Fersen, daß sein keuchender, ungleichmäßiger Atem trotz der quietschenden Bodendielen unüberhörbar war. Er schien verärgert, trotzdem drehte sich Ramses weder um noch beschleunigte er seine Schritte. Schwäche zu zeigen hätte in ihrem dummen, kleinen Spiel fatale Auswirkungen gehabt.
    Der Raum, den Wardani betrat, war klein und schäbig möbliert und wurde lediglich von einer rußenden Öllampe erhellt. Wardani setzte sich auf den Diwan und bedeutete Ramses, sich neben ihm niederzulassen.
    »Kaffee? Pfefferminztee?«
    »Danke, nein, auch kein Haschisch.« Der Geruch war zwar schwächer

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