Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
keine Entschuldigung. Heute nachmittag ist etwas passiert, was ich unbedingt jemandem anvertrauen muß, da ich mich seitdem so entsetzlich unwohl fühle. Im weiteren Verlauf des Briefes wird Dir klar, warum ich weder Tante Amelia noch den Professor oder Ramses ins Vertrauen ziehen kann. Schon gar nicht Ramses!
    In meinem letzten Brief berichtete ich Dir, daß Percy aufgetaucht ist. Ich wünschte, Du wärest dabeigewesen, als er uns begrüßte; ich schätze, er hatte keine Ahnung, wie albern er in dieser protzigen Uniform aussah, mit seinem roten, sonnenverbrannten Gesicht und dem riesigen Backenbart. Sein Auftreten hätte jeden schockiert. Tante Amelia war außer sich und funkelte ihn aus stahlgrauen Augen an; der Professor stieß einen wüsten Fluch aus und wäre vermutlich sogar handgreiflich geworden, wenn ich nicht ein Stolpern vorgetäuscht und ihm heftig auf den Fuß getreten hätte. Und Ramses? Meine liebe Lia, was hattest Du erwartet? Er entwickelt sich mehr und mehr zum unnahbaren Pharao. Früher gelang es mir gelegentlich, ihn mit einem kleinen Scherz aus der Reserve zu locken, doch inzwischen läßt ihn das kalt. Selbst wenn ich splitterfasernackt in sein Zimmer stolzierte, würde er vermutlich nur verwirrt blinzeln und fragen, ob ich keine Angst vor einer Erkältung hätte.
    Ich scheine den Faden zu verlieren, würde Tante Amelia jetzt behaupten. Also fasse ich zusammen: Ich hatte nicht damit gerechnet, daß wir Percy häufiger sehen würden, nachdem wir wußten, daß er aus Alexandria zurückgekehrt war. Die jungen Offiziere verbringen den Groß teil ihrer Zeit im Turf Club oder in den renommierten Hotels oder auf den zahllosen Privatpartys. Ich habe seine Hartnäckigkeit unterschätzt. Er kam nicht persönlich vorbei – vermutlich hat er begriffen, daß der Professor seine Gegenwart nicht besonders schätzt –, sondern schickte mir Einladungen zu diversen Partys und Tanzveranstaltungen. Ich ließ ihm jedesmal umgehend eine Absage übermitteln und erklärte ihm, daß ich keine Zeit für gesellschaftliche Aktivitäten hätte.
    Strenggenommen entsprach das nicht der Wahrheit, da wir Maude Reynolds und ihren Freundeskreis auch mehr als genug um uns haben. Sie und ihr Bruder gehören zu unseren nächsten Nachbarn, und es ist unmöglich, ihre Einladungen auszuschlagen. Ich habe nichts gegen Geoffrey und Jack; sie haben tatkräftig an den Ausgrabungen mitgewirkt, und mittlerweile schätze ich beide sehr, vor allem Geoff. Eines Morgens kreuzte er mit einem Karren voller Blumen und Grünpflanzen vor unserem Haus auf – Rosen, Christsternen, Zitronen- und Orangenbäumchen sowie mehreren Klettergewächsen, die er eigenhändig im Innenhof einsetzte. Einen größeren Gefallen hätte er Tante Amelia nicht erweisen können; die beiden waren den ganzen Morgen vollauf mit dem Bepflanzen, Düngen und Bewässern beschäftigt und plauderten dabei über Gartenbau.
    Ramses und ich haben das traurige Los gezogen, sowohl den Professor als auch Tante Amelia zufriedenstellen zu müssen. Er möchte uns jeden Tag zu der Ausgrabungsstätte mitnehmen, sie hingegen, daß wir uns in dem neuen Haus nützlich machen. Ein ganz schöner Drahtseilakt! In wenigen Tagen werden wir umziehen –
    Inschallah!
    Ich verliere erneut den Faden. Du errätst sicherlich warum. Ich werde mir einen Ruck geben und es hinter mich bringen.
    Die meisten Männer verstehen den Hinweis, wenn man ihre Einladungen ständig ablehnt. Allerdings bleiben die jungen Offiziere hier in Kairo des öfteren hartnäckig; ihre Phantasieuniformen und ihr affektiertes Gehabe üben auf die unerfahrenen englischen Mädchen sichtlich Eindruck aus, und deshalb glauben manche von ihnen, daß ihnen keine Frau widerstehen kann. Es kann kein Zufall gewesen sein, daß Percy allen Ernstes aufkreuzte, als ich allein auf der Dahabije war. Tante Amelia hatte Ramses und den Professor (der lautstark protestierte) zu dem Haus mitgeschleift, während ich meine Sachen zusammenpacken sollte – ich gebe zu, ich hatte das immer wieder vor mir hergeschoben. Erzähl mir jetzt nicht, ich hätte ihn nicht empfangen sollen, Lia; als Mahmud mir seine Karte übergab, war er bereits im Salon des Hausbootes. Ich dachte, ich könnte ihn loswerden, noch bevor die anderen zurückkehrten.
    Ein weniger dreister Mann hätte vielleicht bemerkt, daß er nicht willkommen war. Ich trug meine Arbeitsgarderobe – Stiefel, Hose und Hemd. Kannst Du Dir einen weniger verführerischen Aufzug vorstellen? Ich setzte

Weitere Kostenlose Bücher