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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Anlaß seines Besuches nennen, sondern erwähnte lediglich, daß es sich um irgendwelche Kunstschätze handelt. Ich hätte ihn vor die Tür gesetzt, Sir, aber … nun, Sir, er behauptete, daß es Ihnen noch leid tun würde, wenn Sie ihn nicht empfingen.«
    »Wie bitte?« Emerson zog seine dichten schwarzen Brauen zusammen. Nichts beeinflußt das berühmtberüchtigte Temperament meines Gatten mehr als eine offene oder auch unterschwellige Drohung. »Wohin haben Sie ihn gebeten, Gargery? In den Salon?«
    Gargery richtete sich kerzengerade auf und versuchte überheblich zu wirken. Da er nur etwa 1,65 in groß und sein stupsnasiges Gesicht für Blasiertheit nicht geschaffen ist, war der Versuch zum Scheitern verurteilt. »Ich habe besagte Person ins Eßzimmer verfrachtet, Sir.«
    Eine gewisse Belustigung siegte über Emersons aufkeimenden Zorn; seine Augen funkelten. Da ihm der gesellschaftliche Dünkel völlig fehlt, lenken ihn Gargerys diesbezügliche Demonstrationen hervorragend ab. »Vermutlich bietet man einer ›Person‹ ohne Visitenkarte keinen Stuhl an, aber das Eßzimmer? Haben Sie keine Angst, daß er mit den Silberplatten durchbrennt?«
    »Bob steht vor der Eßzimmertür, Sir.«
    »Gütiger Himmel. Der muß ja aussehen wie ein Ganove. Sie haben mich neugierig gemacht, Gargery. Bringen Sie ihn her – nein, ich gehe besser zu ihm, da er so sorgfältig auf die Geheimhaltung seiner Identität bedacht zu sein scheint.«
    Selbstverständlich begleitete ich Emerson. Seine halbherzig vorgebrachten Einwände ignorierte ich.
    Das Eßzimmer gehört nicht unbedingt zu den ansprechendsten Räumlichkeiten unseres Hauses. Aufgrund der niedrigen Decke und der kleinen Fenster wirkt es etwas düster, was die schweren, dunklen jakobitischen Möbel und die Mumienmasken an den holzvertäfelten Wänden zusätzlich unterstreichen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, inspizierte unser Besucher gerade eine dieser Masken. Statt des unheimlichen Individuums, das ich nach Gargerys Äußerungen erwartet hatte, fiel mein Blick auf einen gebeugten, grauhaarigen Mann. Kleidung und Stiefel waren abgetragen, dennoch flößte er Respekt ein. Und Emerson kannte ihn.
    »Renfrew! Was zum Teufel soll dieser theatralische Aufzug bezwecken? Warum haben Sie nicht –« »Pst!« Der Bursche legte den Zeigefinger an seine Lippen. »Wenn ich Ihnen meine Gründe nenne, werden Sie mich verstehen. Schicken Sie Ihren Butler fort. Ist das Ihre Gattin? Nein, stellen Sie mich nicht vor, für solche Kinkerlitzchen bleibt mir keine Zeit. Sie fortzuschicken ist vermutlich zwecklos, da Sie ihr ohnehin alles erzählen. Das ist Ihre Sache. Wenn Sie wollen, können Sie sich setzen, Mrs. Emerson. Ich stehe lieber. Ich nehme auch keine Erfrischung. Ich will den Nachmittagszug erreichen. Auf diese Geschichte kann ich keine Zeit mehr verschwenden. Habe mich ohnehin viel zu lange damit herumgeschlagen. Habe es ausschließlich Ihnen zu Gefallen getan. Punkt.«
    Seine Worte kamen in kurzen, abgehackten Sätzen, die ihm kaum Zeit zum Luftholen ließen, und obwohl er sich gewählt und ohne grammatikalische Fehler ausdrückte, hatte er den leichten Akzent der Ostlondoner. Seine Kleidung und seine Stiefel hätten abgebürstet werden müssen, und auch sein Gesicht schien von einer leichten Staubschicht bedeckt. Man rechnete schon fast mit Spinnweben hinter seinen Ohren. Doch die hellgrauen Augen unter den dunkelgrauen Brauen blickten messerscharf. Mir war klar, warum Gargery ihn falsch eingestuft hatte, und deshalb beging ich nicht den gleichen Fehler. Emerson hatte mir von ihm erzählt. Er war ein Emporkömmling, ein Frauenfeind und Einsiedler, und er sammelte chinesische und ägyptische Antiquitäten, persische Miniaturen sowie alles, was seinen exzentrischen Geschmack befriedigte.
    Emerson nickte. »Dann kommen Sie zur Sache. Irgendeine Neuerwerbung, deren Echtheit ich attestieren soll?«
    Renfrew grinste. Seine Zähne waren genauso graubraun wie seine Haut. »Genau deshalb schätze ich Sie, Emerson. Reden auch nicht lange um den heißen Brei herum. Hier.«
    Er griff in seine Manteltasche und warf achtlos einen Gegenstand auf den Tisch, wo er mit einem lauten Knall liegen blieb.
    Es handelte sich um einen Skarabäus, einen der größten, die ich jemals gesehen hatte, aus der türkisfarbenen, in der Frühzeit häufig gebrauchten Fayence (einer Keramiktechnik). Der Rücken war wie der Panzer des Käfers gerundet und mit angedeutetem Kopf und Gliedmaßen versehen.
    Die

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