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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ständig an mir herumexperimentierte!« Er nahm ein Glas vom Tablett, nippte daran und verzog das Gesicht. »Die Milch ist sauer.«
    David trat ein und schloß die Tür. »Wie wäre es statt dessen mit einem Bier? Ich habe sie gerade aus der Eiskiste genommen.«
    Aufgrund der Kälte waren die braunen Flaschen beschlagen. Ramses’ verkrampfte Schultern entspannten, und er bedachte seinen Freund mit einem anerkennenden Blick. »Das war ein guter Gedanke. David, tut mir leid, was ich heute morgen gesagt habe.«
    »Freunde müssen nicht immer gleicher Meinung sein. Ist doch unwichtig.«
    »Ich lehne deine Einstellung nicht grundsätzlich ab. Ich denke nur –«
    »Ich weiß. Es spielt keine Rolle, glaub mir.«
    Er bot Ramses eine Zigarette an und zündete sie vor seiner eigenen an. Es war genau wie früher, als sie Ramses’ Mutter entwischt waren, um sich verbotenen Genüssen wie Biertrinken und Rauchen hinzugeben. Ramses fragte sich, ob David das Ganze absichtlich provoziert hatte.
    Seit David in eine Geschichte verwickelt war, die Ramses für gefährlich und sinnlos hielt, war ihr Verhältnis gespannt. Auch er sympathisierte mit der Unabhängigkeitsbewegung der jungen Generation von Ägyptern, dennoch war er sich sicher, daß sie gegenwärtig keine Chance auf Erfolg hatte. Ägypten stand unter britischem Protektorat, und aufgrund der unsicheren politischen Situation im östlichen Mittelmeerraum konnten die Engländer nicht riskieren, die Kontrolle über einen Anrainerstaat am Suezkanal zu verlieren. Die Wahl des zweifelhaften Kitchener of Khartoum zum ägyptischen Generalkonsul signalisierte eine Politik der Härte gegenüber den Nationalisten. David hatte eine großartige Karriere und eine glückliche Ehe vor sich. Es wäre reiner Wahnsinn gewesen, das Risiko von Exil und Gefängnis einzugehen.
    »Ich weiß nicht, ob du das gesehen hast.« David zog einen dünnen Band aus seiner Manteltasche.
    Ramses war erleichtert über diesen Themawechsel. »Percys Meisterwerk? Ich wußte, daß Nefret ein Exemplar besitzt, habe es allerdings noch nicht gelesen.«
    »Schau dir dieses Kapitel an. Du brauchst nicht lange, schließlich bist du ein geübter Leser.«
    Er hatte ein Stück Papier in die entsprechende Seite geklemmt. »Gut, daß du Bier mitgebracht hast«, meinte Ramses und nahm das Buch in Empfang. »Vermutlich wird Percys Prosa nur durch den betäubenden Genuß von Alkohol erträglich.«
    Seit zwei Wochen war ich ihr Gefangener. Zaal besuchte mich täglich. Anfänglich diente das der Bedrohung und Einschüchterung, doch mit der Zeit entwickelte er eine seltsame Zuneigung für mich. Wir verbrachten viele Stunden mit Diskussionen über den Koran und über die Lehre des Propheten. »Du hast ein gutes Herz, Engländer«, sagte er eines Tages. »Ich hoffe, deine Freunde werden das Lösegeld bezahlen; es wäre betrüblich, wenn ich dir die Kehle aufschlitzen müßte.«
    Natürlich hatte ich nicht vor, so lange zu warten, bis mein unglücklicher Vater und tief betroffene Freunde zu meiner Rettung eilten. Nachdem die Verletzungen anläßlich meiner Gefangennahme verheilt waren, brachte ich tagtäglich mehrere Stunden mit körperlicher Ertüchtigung zu, soweit mein winziger Kerker dies zuließ. Schattenboxen, Liegestütze und konsequente Gymnastik brachten mich bald wieder zu Kräften. Diese Aktivitäten verbarg ich vor Zaal. Wann immer er meine Zelle betrat, lag ich auf dem Diwan. Ich hoffte, daß meine vorgetäuschte Schwäche und die ihm eigene Arroganz zu einem übersteigerten Vertrauen seinerseits führen würden. Eines Tages käme er allein, ohne seine Bewacher, und dann … dann wäre er meiner Gnade ausgeliefert!
    Als ich eines Nachmittags seinen üblichen Besuch erwartete, sprang die Tür auf, und ich sah mich nicht Zaal gegenüber, sondern zwei seiner Helfershelfer, die einen dritten Mann in ihre Mitte genommen hatten. Bis auf seine Hose hatten sie ihn sämtlicher Kleidungsstücke entledigt; seine dunkle Hautfarbe und das zerzauste schwarze Haar verrieten seine Nationalität. Mit gesenktem Kopf zerrten sie ihn in den Raum und warfen ihn auf den Diwan.
    Hinterhältig grinsend tauchte Zaal im Türrahmen auf. »Du verfügst über Medizin, Engländer. Benutze sie. Er ist der Sohn meines größten Feindes, und ich will nicht, daß er zu früh stirbt.«
    Die Tür knallte ins Schloß, und ich hörte das Klirren von Bolzen und Kette.
    Ich drehte mich zu meinem unverhofften Gast um. Er war vom Diwan geglitten und flach auf den

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