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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Loyalität von Männern wie Woolley und Lawrence?«, entfuhr es mir.
    »Keiner von beiden verfügt über praktische Erfahrung in der Verbrechensaufklärung. Aber genau das ist die Voraussetzung für eine effiziente Spionageabwehr, und die gesamte Organisationsspitze befindet sich im absoluten Chaos –«
    »Nun, Mr Russell, das alles tut mir sehr Leid, aber ich habe wirklich nicht die Zeit, mir Ihre Probleme anzuhören. Die Razzia muss heute Abend stattfinden. Jede Verzögerung könnte fatale Folgen haben. Und jetzt kommen Sie. Je eher Sie mit der Arbeit beginnen, umso rascher können Sie handeln.«
    Bereitwillig ließ Russell sich zu seinem Kamel führen. Er schien etwas verwirrt zu sein, aber vielleicht dachte er auch nur scharf nach. Augenblicke später erkundigte er sich: »Weiß der Professor davon?«
    »Bislang nicht. Ich lenke ihn nur ungern ab, wenn er bedeutende archäologische Aktivitäten verfolgt. Dennoch bin ich mir sicher, dass er uns begleiten will.«
    Russell blieb stehen und bohrte seine Absätze in den Sand. »Verflucht, noch eine Minute, Mrs Emerson! Zum Teufel, verzeihen Sie meinen rüden Umgangston, aber Sie sind wirklich die unver–«
    »Sie sind nicht der Erste, der mir das zu verstehen gibt«, konterte ich lächelnd. »Aha, da wartet schon Ihr hübsches Kamel.«
    Russell übernahm die Zügel von Ramses und sah ihm zum ersten Mal fest in die Augen. Ramses nickte. Das reichte zur Bestätigung meiner Ausführungen, und meiner Ansicht nach hätte Russell kein weiteres Gespräch riskieren sollen, doch schien er ein wenig verwirrt zu sein. Vielleicht lag es an der heißen Nachmittagssonne.
    »Sie beabsichtigt, dort zu sein«, flüsterte er aufgebracht. »Können Sie –«
    »Ich kann es versuchen.« Ramses’ Mundwinkel zuckten. »Wann?«
    Russell sah zu mir und wischte sich die Stirn. »Heute Abend.«
    »Hervorragend«, sagte ich gut hörbar. »Und jetzt hurtig, Mr Russell. Ich muss wieder an die Arbeit.«
    Selbstverständlich gehorchte er. Ramses straffte die Schultern, räusperte sich und sagte: »Mutter –«
    »Ich habe auch nicht vor, mit dir zu argumentieren«, informierte ich ihn. »Wir werden die logistischen Einzelheiten später diskutieren. Und jetzt möchte ich sehen, was dein Vater macht.«
    Rings um den Schacht nahmen wir unsere Beobachtungsposten ein. Dann kam der Augenblick, da die gesamte Statue mit Ausnahme des Sockels freigelegt war. Emerson, der ununterbrochen leise geflucht und gewettert hatte, wurde still. Dann holte er tief Luft, wandte sich an Daoud, der einen der Stricke festhielt, und klopfte ihm auf den Rücken.
    »Du weißt, was du zu tun hast, Daoud.«
    Der Hüne bedachte ihn mit einem breiten Grinsen und nickte. Emerson stieg die Leiter hinunter, die an der Stollenwand lehnte. Ibrahim, unser Zimmermann, folgte ihm. Dort unten war lediglich Platz für zwei Leute, und mir war klar, dass Emerson einer der beiden sein würde.
    Meine Aufsichtspflicht hatte ich vergessen. Ich war mir schwach bewusst, dass sich ein Kreis starrender Zuschauer um uns gebildet hatte, doch meine ganze Aufmerksamkeit galt meinem Gatten, der kniete und den Sand unter dem Sockel der Statue entfernte. Währenddessen schob Ibrahim ein dickes Holzbrett in den Zwischenraum. Die Statue schwankte und wurde umgehend stabilisiert, da Daoud den Seilträgern Kommandos zurief. Schließlich richtete Emerson sich auf und blickte nach oben.
    »So weit, so gut«, bemerkte er.
    Der vordere Teil der Statue ruhte inzwischen auf einem soliden Holzbrett. Emerson und Ibrahim wiederholten den Vorgang auf der Rückseite. Auf Daouds Befehl hin wurden die Seile gestrafft oder gelockert. Dann wurden weitere exakt zugeschnittene Holzlatten in die Grube hinuntergelassen, und Ibrahim nagelte sie im rechten Winkel zu den Brettern an, auf denen die Statue lag.
    Gelegentlich werden entsprechend schwere Funde mit Hilfe von Keilen geborgen. Dafür war der Schacht allerdings zu schmal. Die Statue und ihr holzummantelter Sockel mussten mit bloßer Körperkraft hinaufgezogen werden, während die Männer sie mit den Stricken stabilisierten. Emerson verschnürte diese eigenhändig mit den Holzbrettern und warf die Enden nach oben. Zwanzig Männer packten sich jeweils ein Seil und zogen.
    Selim, der nervös von einem Bein auf das andere trat, verharrte plötzlich reglos, den Blick auf seinen Onkel Daoud fixiert. Daouds grobschlächtiges Gesicht war angespannt. Weder Hitze noch körperliche Anstrengung, sondern die Last der Verantwortung

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