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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatten mehrere Minuten lang nach ihr Ausschau gehalten, als ein schriller Schrei unsere Aufmerksamkeit auf ein verlassenes Gebiet westlich der Grabreihen lenkte. Wir waren nicht die einzigen Exkavatoren, die dort Sand und Geröll aufschichteten; der Hügel war ungefähr zwanzig Meter hoch. Die kleine, auf der Spitze stehende Gestalt winkte triumphierend.
    »Sie ist dort oben«, meinte Lawrence und legte eine Hand über seine Augen. Er schmunzelte. »Verwöhntes kleines Biest.«
    Nefret schien entrüstet. »Sie könnte sich verletzen. Am besten folgt ihr jemand.«
    »Sie ist sehr gut allein in der Lage, wieder herunterzukommen«, erwiderte Ramses, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Nefret hatte ihre Jacke schon vorher abgelegt. Burschikos in Hose und Flanellhemd kletterte sie auf den Hügel. Mühelos erreichte sie die Spitze und streckte dem Kind ihre Hand entgegen. Miss Molly wich übermütig zurück. Ein schrilles Lachen drang zu uns.
    »Hör sofort auf, Molly!«, brüllte ich aus vollem Hals. »Du kommst sofort runter, hast du mich verstanden?«
    Sie hatte mich verstanden. Sie blieb stehen und blickte nach unten. Nefret wollte sie packen und dann … ich konnte nicht sehen, was dann geschah. Ich sah lediglich, dass Nefret das Gleichgewicht verlor und stürzte. Nichts konnte ihren Fall bremsen; gefolgt von einer Sandlawine und Bruchsteinen rollte sie bis zum Erdboden. Das schrille Gelächter des Kindes verwandelte sich in ein entsetztes Kreischen.
    Sofort eilte ich zu der Stelle, wo meine Tochter auf der Seite lag, mit schlaffen Gliedern, das goldene Haar gelöst, doch war ich nicht die Erste, die sie erreichte. Ramses hatte ihr Gesicht bereits vom Sand befreit. Seine Finger waren blutverschmiert. »Deine Feldflasche«, murmelte er und nahm sie entgegen.
    »Beweg sie nicht«, riet ich.
    »Nein. Nefret?« Er goss Wasser über ihr Gesicht, reinigte als Erstes ihre Augen und ihren Mund. Als sie sich bewegte und irgendetwas murmelte, entgegnete Ramses: »Bleib still liegen. Du bist gestürzt. Hast du dir irgendwas gebrochen?« Woolley und Lawrence eilten herbei. »Soll ich einen Arzt holen?«, fragte Letzterer. »Unter diesen Touristenhorden befindet sich mit Sicherheit einer.«
    »Ich bin Ärztin«, hauchte Nefret, ohne die Augen zu öffnen. »Was ist mit Molly?«
    »Sie kommt hervorragend allein hinunter«, erwiderte ich, nachdem ich mich umgesehen hatte.
    Sie hatte sich einen angenehm weichen, sandigen Abhang ausgesucht, rutschte auf ihrer Kehrseite hinunter und schien sich – nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen – bestens zu amüsieren. Sobald sie allerdings den Boden erreichte und Nefret sah, fing sie an zu weinen. »Ich habe sie getötet! Es ist meine Schuld! Oh, es tut mir so Leid, es tut mir ja so Leid!«
    Sie rannte auf uns zu und hätte sich auf Nefret gestürzt, wenn Ramses nicht eingeschritten wäre. Sie klammerte sich an ihn und weinte bitterlich. »Das wollte ich nicht! Ist sie tot? Es tut mir so Leid!«
    »Verflucht, das sollte dir auch Leid tun«, knurrte Ramses. Er schob sie von sich. »Woolley, bringen Sie sie zurück zu den Poynters.«
    »Sei nicht so unfreundlich zu dem Kind.« Vorsichtig streckte Nefret ihre einzelnen Extremitäten und setzte sich auf. Ein dunkelroter Faden verlief auf ihrer Wange, von einer Schnittwunde an ihrer Schläfe. »Ich bin nicht verletzt, Molly. Keine Knochenbrüche und keine Gehirnerschütterung«, fügte sie hinzu und bedachte mich mit einem schwachen, aber beruhigenden Lächeln.
    Ramses beugte sich vor und nahm sie auf seine Arme. Ich glaubte, dass sie sich ein wenig verkrampfte; dann legte sie ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Er strebte in Richtung Grabstätte, war jedoch nur wenige Schritte gegangen, als er auf Emerson stieß, der von einem der Umstehenden von dem Vorfall erfahren haben musste. Mein Gatte wirkte extrem aufgebracht und zerzaust. Er riss Nefret aus der Umklammerung seines Sohnes und drückte sie an seine muskulöse Brust.
    »Großer Gott! Du hättest sie nicht bewegen dürfen! Sie blutet – ist bewusstlos –«
    »Nein, Sir, ich bin nicht bewusstlos«, murmelte Nefret aus einem Mundwinkel. »Aber du bist voller Sand und der fliegt mir in die Augen.«
    »Tragt sie zurück in den Schatten«, befahl ich. »Sie ist nur ein wenig mitgenommen.«
    »Sie blutet, ich sage es dir«, brüllte Emerson und drückte sie noch fester an sich. Beide Mundwinkel waren jetzt an seine Hemdfront gedrückt, dennoch vernahm ich ein unterdrücktes

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