Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Meine Sorge galt Emerson, der Ibrahim auf der Leiter nach oben geschickt hatte, selbst aber unten geblieben war.
    »Komm sofort herauf«, brüllte ich, als das gewaltige Artefakt in Bewegung geriet.
    »Ja, ja«, rief Emerson. »Ich will doch nur –«
    »Emerson!«
    Wahrscheinlich war es nicht meine Ermahnung, sondern die Einsicht, dass er seine Anweisungen gezielter von oben geben konnte, jedenfalls bequemte er sich schließlich ins Freie. Kameras klickten, als der zerzauste Schopf meines Gatten auftauchte; das Klicken verwandelte sich in ein Salvenfeuer, als die Statue langsam und vorsichtig nach oben gezogen wurde. Als sich der Sockel in Bodenhöhe befand, schoben die Männer lange Holzbretter darunter, überbrückten den Schacht und bildeten eine Plattform, auf der die Statue so sicher wie ein Vogel auf einem Ast thronte.
    Nach einem geräuschvollen Seufzer wischte Emerson sich sein schweißnasses Gesicht mit seinem Hemdsärmel.
    »Gut gemacht, Daoud, und auch ihr anderen«, rief er.
    Ramses beugte sich vor und inspizierte den Sockel. »Nefret hatte Recht. Es ist Chephren. ›Horus des Horizonts, der Sonnengott.‹«
    Nefret äußerte nicht, »das habe ich dir doch gleich gesagt«, aber sie gab sich recht selbstgefällig. Gesicht und Gestalt des Pharaos hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit Ramses, wenn er gleichgültiger Stimmung war. Augenblicklich wirkte er recht gelöst; freudestrahlend gratulierten wir einander. Allerdings zerstreute meine Leidenschaft für die Archäologie auch diesmal meine größte Sorge nicht. Würde Russell Wort halten? Würde die Razzia in Aslimis Geschäft Erfolg haben? Ich war entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um das zu gewährleisten.
7. Kapitel
    Unsere Rückkehr zum Haus glich einem Triumphzug.
    Daoud weigerte sich standhaft, mechanische Transportmittel einzusetzen; sobald die Plattform mit der Statue sicher an den Längsbalken befestigt war, nahmen vierzig Männer die gesamte Last auf ihre Schultern und traten den Weg über das Felsplateau an. Als sie die Pyramidenstraße erreichten, stimmten sie eines der traditionellen Arbeiterlieder an. Daoud schmetterte den Text und die Männer sangen den Refrain. Die meiste Zeit ging es bergab, doch lag unser Haus zwei Meilen entfernt, so dass Emerson sie häufiger anhalten ließ und die Polster kontrollierte, die ihre Schultern schützten. Als einer der Männer schwankte, sprang ein anderer für ihn ein. Während ich sie beobachtete, schienen die Jahrhunderte zu verschmelzen, und mich beschlich das Gefühl, das Privileg zu genießen, eine Vision aus der Vergangenheit wahrzunehmen. Exakt so mussten die Arbeiter des Pharaos das Abbild ihres Gottkönigs zu seinem Bestimmungsort transportiert haben – singend und marschierend.
    Zugegeben, keines der Grabreliefs dokumentierte eine solche Prozession. Trotzdem war es ein faszinierender Anblick, den ich nie vergessen werde, genauso wenig vermutlich wie die begeisterten Zuschauer, die die Straße säumten. Endlich bekamen die Touristen ihre heiß ersehnten Fotos.
    Als wir das Haus erreichten, waren alle Männer außer Daoud, der gleichermaßen seinen Part als Träger absolviert hatte, dem Zusammenbruch nahe. Emerson führte sie durch den Innenhof in den nächstgelegenen Raum, zufälligerweise den Salon. Ich war zu erregt, um dagegen zu protestieren; wie sich jedoch herausstellte, passte die Plattform nicht durch den Türrahmen, woraufhin Emerson die Träger anwies, sie zwischen zwei Säulen im Innenhof abzuladen. Sobald die Statue ihren sicheren Standort gefunden hatte, musste ich mich um fünfzig Männer kümmern, die in den unterschiedlichsten Erschöpfungsgraden auf dem gefliesten Boden hockten. Genauer gesagt neunundvierzig; Daoud half uns – schwitzend, aber unverzagt –, den Erschöpften auf die Beine zu helfen, sie mit Wasser zu erfrischen und ihnen Unmengen an Getränken anzubieten. Bei Sonnenuntergang schickten wir sie mit lobenden Dankesworten und der Aussicht auf ein baldiges Freudenfest in ihr Dorf zurück.
    »Ich denke, wir sollten auch ein wenig feiern«, verkündete ich. »Lasst uns in Kairo zu Abend essen. Ich hatte Fatima ohnehin angewiesen, kein Nachtmahl vorzubereiten, da ich mir nicht sicher war, wie lange die Arbeit dauern würde. Es ist dein Triumph, mein geliebter Emerson, deshalb gestehe ich dir zu, das Restaurant auszuwählen.«
    Normalerweise lässt sich Emerson kinderleicht manipulieren. Allerdings verabscheut er

Weitere Kostenlose Bücher