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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kichern und beruhigendes Gemurmel.
    »Kopfverletzungen bluten immer sehr stark«, bemerkte ich. »Steh nicht bloß da, Emerson, tu etwas.«
    Daraufhin wandte ich mich zu Molly. Sie schien so aufgelöst und schuldbewusst, dass meine Verärgerung verebbte. Schließlich hatte sie keine bösen Absichten gehabt und es war auch nichts Gravierendes passiert. Ich nahm ihre Hand und führte sie in den Schatten. Mit hängendem Kopf und gesenkten Lidern trottete sie neben mir her.
    »Es war ein Unfall«, murmelte sie. »Ich wollte nicht –«
    »Du wiederholst dich«, stellte ich fest. »Wenn du deine Tat bereust, kannst du das am besten unter Beweis stellen, indem du umgehend mit den Poynters nach Kairo zurückkehrst.«
    Die Poynters wären noch geblieben, doch ich lieferte ihnen keinen entsprechenden Vorwand. Sobald sie aufgebrochen waren und Woolley und Lawrence ihrer Wege gingen, säuberte ich Nefrets Gesicht und wollte gerade Jod auf die Schnittwunde tupfen, als sie mich bat, stattdessen Alkohol zu nehmen.
    »Dieses Rostrot beißt sich entsetzlich mit meiner Haarfarbe«, erklärte sie. »Danke, Tante Amelia, das ist genauso gut. Sollen wir jetzt wieder an die Arbeit gehen?«
    »Du solltest zum Haus zurückkehren und dich schonen«, empörte sich Emerson. »Was ist vorgefallen?«
    »Ich bin gestolpert«, erwiderte Nefret. »Sie spielte Fangen mit mir, huschte mir weg und lachte, und irgendwie bin ich über ihre Füße gestolpert. Ich bin völlig wiederhergestellt, Professor, und ich weiß, dass du darauf brennst, wieder zu deiner Statue zu kommen.«
    Sie fasste seinen Arm und lächelte zu ihm auf. Ich wartete, bis sie außer Hörweite waren, ehe ich mich meinem Sohn zuwandte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    Er schrak zusammen. »Wie bitte?«
    »Hast du dich verletzt? Du hättest sie nicht tragen dürfen.«
    »Ich habe mich nicht verletzt.«
    »Schmerzt dein Arm?«
    »Ja. Vermutlich wird er noch eine Zeit lang wehtun. Allerdings funktioniert er wieder und das ist die Hauptsache. Er ist noch nicht aufgetaucht. Bist du sicher, dass er kommen wird?«
    Mir war klar, wen Ramses meinte. Gelassen erwiderte ich: »Ich sehe keinen Grund, warum er nicht reagieren sollte. Ich habe ähnliche Einladungen an viele andere Leute verschickt, dennoch muss ihm klar sein, dass ich einen triftigen Grund habe, ihn herzubitten. Es ist noch früh. Er wird kommen.«
    Ich wundere mich schon seit langem nicht mehr, weshalb die Pyramiden mit den einfachsten Werkzeugen erbaut werden konnten. Die Art und Weise, mit der die Männer unsere Statue bargen, demonstrierte die Umsicht und Kraft, die ihre Vorfahren bei ähnlichen Projekten angewandt haben mussten. Während sie tiefer in den Stollen vordrangen und die Statue behutsam von dem Sand befreiten, der sie in all den Jahren bedeckt hatte, wuchs die Gefahr, dass sie umstürzte. Wenn sie gegen die Steinwand gekippt wäre, hätte sie abbröckeln oder zerbrechen können. Ihre obere Hälfte war inzwischen fest mit Lumpen und Segeltuch und anderen vorhandenen Materialien umwickelt; Seile verschlossen das Bündel, und einige unserer kräftigsten Arbeiter umklammerten weitere Stricke, die ihr Umkippen verhindern sollten.
    Es war ein faszinierendes Schauspiel, dennoch wusste ich, dass mich mein archäologisches Interesse nicht von anderen Pflichten ablenken durfte. Am frühen Nachmittag hatte sich die Horde der Zuschauer vergrößert. Einige von ihnen trugen Kameras und versuchten, Fotos zu machen, trotz der Tatsache, dass sie – dank meines Einschreitens – viel zu weit entfernt waren, um etwas anderes als die ägyptischen Arbeiter abzulichten. Ich war ständig in Bewegung, da keiner unserer erfahrenen Männer abkömmlich war, um mich zu unterstützen, und fühlte mich allmählich wie ein frustrierter Lehrer, der eine Gruppe ungehorsamer Kinder in Schach zu halten versucht. Schließlich verfiel ich auf eine geschickte Strategie. Ich kletterte auf einen umgestürzten Steinquader, scharte den Großteil der Touristen um mich und hielt ihnen einen kleinen Vortrag, in dem ich den heiklen Charakter der Operation hervorhob und ihnen versprach, dass sie nach Bergung der Statue die Gelegenheit erhalten würden, nach Herzenslust Fotos zu machen. Genau genommen war das keine Lüge, da ich nicht näher darauf einging, was sie fotografieren konnten. Ich versuche, Unehrlichkeit zu vermeiden, sofern sie nicht zwingend angeraten ist.
    Während ich sprach – besser gesagt, brüllte –, musterte ich die Gesichter der

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