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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hinunterbeugte.
    »Gewiss, meine Kleine. Und Sie selbstverständlich auch, Miss … äh-hm. Wird der Major zu uns stoßen?«
    Der Kellner brachte zwei weitere Stühle, und wir rückten zusammen, was für alle Beteiligten unbequem war. Mit offensichtlicher Genugtuung nahm Miss Molly zwischen mir und Ramses Platz.
    »Er kann nicht«, antwortete sie.
    »Ich hoffe«, hob Ramses an, »dass er nichts Falsches gegessen hat.«
    Molly kicherte. »Eine Magenverstimmung, meinst du? Nein, es war –«
    »Als Ihre Nachricht eintraf, befand sich der Major gerade im Aufbruch zu einer Essenseinladung.« Miss Nordstrom errötete. »Er bittet, ihn zu entschuldigen, und hofft, Sie ein anderes Mal begrüßen zu dürfen.«
    »Ah«, meinte Emerson. Falls er enttäuscht war, verbarg er es sehr gut. Hätte ich ihn nicht besser gekannt, hätte ich in der Tat vermutet, dass er erfreut schien. Miss Molly ließ sich Zeit bei der Wahl ihres Desserts und bat jeden von uns um eine Empfehlung. Ihre Aufmerksamkeit galt allein Emerson und Ramses – der wenig zur Gesprächsführung beitrug –, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als Miss Nordstrom zu unterhalten. Eine Zerreißprobe, wohlgemerkt. Sie redete ausschließlich davon, wie sehr sie Kairo verabscheute und dass sie die Heimreise herbeisehnte.
    »Das Essen entspricht nicht meinem Geschmack, Mrs Emerson, und es ist unmöglich, einen geregelten Tagesablauf für das Kind aufrechtzuerhalten. Wissen Sie, zu Hause hat man die völlige Kontrolle und einen vernünftigen Stundenplan für Unterricht, körperliche Ertüchtigung und Besuche bei den Eltern. Die Arbeitszeit des Majors ist so unregelmäßig, dass ich nie weiß, wann er hier sein wird, und dann möchte er mit Molly zusammen sein.«
    »Verständlich«, erwiderte ich.
    »O ja, keine Frage, aber das trägt nicht unbedingt zu ihrer Disziplinierung bei.« Sie senkte die Stimme. »Ich versichere Ihnen, ich hätte ihr unter gar keinen Umständen erlaubt, Sie zu stören, wenn er nicht nachgegeben hätte. Ich halte nichts davon, dass Kinder so lange aufbleiben und so opulent essen.«
    Die Rumtorte, die Molly soeben verspeiste, fiel sicherlich in diese Kategorie. Ihre Freude war so augenscheinlich, dass ich lächeln musste.
    »Gelegentliche kleine Sünden schaden einem Kind nicht«, wandte ich ein. Miss Molly, die mit vollem Mund plauderte, überhörte das. Im Gegensatz zu Ramses. Er bedachte mich mit einem schiefen Seitenblick.
    Während Miss Molly fröhlich weiterschwatzte, wurde ich ein bisschen nervös wegen der voranschreitenden Zeit. Miss Nordstrom lehnte ein Dessert ab, entschied sich stattdessen allerdings für einen Kaffee. Der Speisesaal hatte sich inzwischen gefüllt, und einige Bekannte blieben stehen, um uns auf dem Weg zu oder von ihrem Tisch zu begrüßen. Einer von ihnen war Lord Edward.
    Als Sohn von Lord Salisbury war er auf Grund seiner Abstammung der distinguierteste von allen jungen Männern, die Kitchener in den ägyptischen Staatsdienst geholt hatte. Er besaß zwar keine Erfahrung für seine Position im Finanzministerium, dennoch leistete er hervorragende Arbeit und genoss das Vertrauen der Regierung. Darüber hinaus hatte er einen gewissen Ruf als amüsantester Unterhalter von Kairo. Sich über andere Leute lustig zu machen ist die einfachste Methode, eine solche Reputation zu erwerben. Was er und seine Clique hinter unserem Rücken über uns erzählten, weiß ich nicht. Sie hätten nie den Mut besessen, es uns ins Gesicht zu sagen.
    Ernst und zurückhaltend gratulierte er Emerson zu der Entdeckung der Statue, machte mir Komplimente wegen meines Aussehens, zwickte Miss Molly in die Wange und erkundigte sich nach Nefret. Miss Nordstrom bedachte er mit einem knappen Nicken. Schließlich wandte er sich an Ramses.
    »Vielleicht interessiert es Sie, dass man Simmons einen Verweis erteilt und ihn dazu ermahnt hat, sich in Zukunft untadelig zu benehmen.«
    »Es lag nicht ausschließlich an ihm«, erwiderte Ramses.
    »Nicht?« Lord Edward hob die Augenbrauen. »Ich werde ihn über Ihre Sichtweise in Kenntnis setzen. Guten Abend.«
    »Wir müssen uns ebenfalls verabschieden«, bemerkte Miss Nordstrom, nachdem sich der Gentleman entfernt hatte. »Es ist entsetzlich spät.«
    Miss Molly gab sich widerspenstig. »Ich habe meine Torte noch nicht aufgegessen.«
    Schroff entgegnete ich: »Du hast mehr davon verdrückt, als gut für dich ist. Geh jetzt mit Miss Nordstrom. Gute Nacht.«
    »Und richten Sie dem Major unsere Grüße aus«,

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