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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stolperte ins Freie. Ramses wartete weitere fünf Minuten. Auf Händen und Füßen verließ er die Moschee, stets auf seine Deckung bedacht. Der Friedhof gehörte nicht zu den im Fremdenführer erwähnten königlichen Grabfeldern; er wurde nach wie vor benutzt und die Monumente waren klein und schäbig. Er kroch hinter eines der größeren Gräber, tauschte den zerrissenen Umhang des Fakirs und das strähnige graue Haar gegen Turban und Gewand ein und wickelte die übel riechende Kleidung in mehrere Lagen Stoff, so dass der Gestank erträglich wurde. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, das Kleidungsstück und die Perücke wegzuwerfen, allerdings hatte er lange gebraucht, bis sie entsprechend Ekel erregend wirkten.
    Er warf die Tasche über seine Schulter, um beide Hände frei zu haben, schlang den Gürtel mit seinem Messer um sein Gewand und strebte in Richtung Straße. Obschon er in gewisser Weise damit gerechnet hatte, schrak er bei Davids Anblick zurück und tastete nach dem Knauf seines Messers.
    »Ein bisschen nervös, was?«, erkundigte sich David mit einem verzerrten Grinsen seiner Gesichtsmaske.
    »Was ist mit der transparenten Seidenhose?«
    »Ich konnte keine finden, die lang genug war.«
    Schweigend gingen sie eine Zeit lang weiter, bis Ramses bemerkte: »Ich dachte, du wolltest den Türken verfolgen.«
    »Ich hielt es für Zeitverschwendung. Wir müssen in Erfahrung bringen, woher er kommt, und nicht, wohin er geht, nachdem er seine verdächtige Ladung losgeworden ist. Vermutlich wirbt er für jede Lieferung neue Leute und Wagen an, und ich bezweifle, dass er ständig am gleichen Ort anzutreffen ist.«
    »Du rechtfertigst dich zu entschieden.« Ramses lächelte schwach. »Aber ich gebe unumwunden zu, dass ich deine Vorsichtsmaßnahmen schätze. Farouk macht mich extrem nervös.«
    »Mich ebenfalls. Insbesondere nach dem, was in Aslimis Laden vorgefallen ist.«
    »Du hast davon gehört?«
    »Ja. Die Geschichte macht in den Basaren die Runde.« Davids Stimme klang neutral, dennoch spürte Ramses die Enttäuschung seines Freundes.
    »Sie ist noch nicht ausgestanden«, sagte er. »Wir sind auf Farouk gestoßen und haben ein Abkommen mit ihm getroffen. Er will tausend Pfund in Gold für etwas, was seiner Ansicht nach ein dickerer Fisch ist als Wardani. Vater soll ihn morgen Abend treffen.«
    »Es könnte eine Falle sein.« David versuchte, sich keinen falschen Hoffnungen hinzugeben.
    »Könnte sein. Aber Farouk ist ein unverbesserlicher Idiot, wenn er glaubt, einen alten Hasen wie Vater betrügen zu können. Er wird sein Wort halten, Farouk das Geld aushändigen und ihm drei Tage Zeit zur Flucht lassen – aber zuerst wird der ignorante Tölpel eine gewisse Zeitspanne in unserem Gewahrsam verbringen, während wir die Information überprüfen.«
    Es war typisch für David, dass er zunächst an die Gefahr für die anderen dachte. »Der Professor darf nicht allein gehen. Der Bursche würde nicht lange überlegen und ihm ein Messer in den Rücken jagen oder ihn niederschießen. Wo und wann treffen sie sich? Ich werde ebenfalls dort sein.«
    »Du nicht, nein.« Ramses fuhr mit seiner Schilderung fort. »Der von ihm gewählte Treffpunkt war kein Zufall. Ich bin mir nicht sicher, wie viel er weiß oder was er den anderen erzählt hat, aber falls morgen Abend irgendetwas schief geht, darf man dich nicht in der Nähe dieses Hauses finden. Ich werde Vater begleiten. Wir beide sollten in der Lage sein, mit Farouk zu verhandeln. Das feige Schwein wird niemanden erschießen, solange er nicht sichergestellt hat, dass wir das Geld bei uns haben.«
    Zwischen der Friedhofsmauer und dem Stadttor erstreckte sich ein offenes Feld, auf dem gelegentlich Feste stattfanden, das jetzt aber verlassen war. Helle Staubwolken wirbelten auf, während sie unter der bleichen Sichel des Mondes durch Unkraut und Lehm stapften. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Widersacher, dennoch war die Nacht voller Geräusche und Bewegungen – dem lauten Heulen der Pariahunde, dem Rascheln der Ratten. Ein gigantischer dunkler Schatten schwebte über ihre Köpfe und ein kurzes Quieken dokumentierte das Ableben irgendeines Nagers. Er war inmitten dieser Geräusche und der durchdringenden, vielfältigen Gerüche aufgewachsen – Eselsdung, Kompost – und gemeinsam mit David schon oft solche Wege gegangen. Nur widerstrebend brach er das einvernehmliche Schweigen, doch vor ihnen schimmerten bereits die Lichter des Viertels von Kairo, das niemals schlief

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