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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Leser sicherlich genauso wenig sagen würden wie Emerson. »Und dieser Bursche, der Cecil ununterbrochen angrinst?«
    »Das ist Aubrey Herbert«, klärte Ramses ihn auf. »Einer von Woolleys und Lawrences Mitarbeitern. Früher war er Honorarkonsul in Konstantinopel.«
    »Du kennst ihn?«, entfuhr es Emerson.
    »Ich habe ihn kennen gelernt.« Ein belustigtes Funkeln trat in Ramses’ Augen. »Wie mir zu Ohren gekommen ist, hält er mich für entsetzlich unfein.«
    »Die Meinung solcher Leute sollte dich nicht kümmern«, wandte ich aufgebracht ein.
    »In keiner Weise, Mutter, das versichere ich dir. Darf ich fragen, Vater, warum du dich für ihn interessierst?«
    »Ich suche jemanden«, enthüllte Emerson.
    »Wen?«
    »Diesen Burschen Hamilton. Du kennst ihn doch, oder, Ramses? Du kannst ihn mir zeigen.«
    »Ich sehe ihn nicht«, erwiderte Ramses. »Wie kommst du darauf, dass er hier sein könnte?«
    »Er logiert im Savoy, nicht wahr? Ich hab’s!« Emerson schob seinen Stuhl zurück. »Ich werde ihm meine Karte überbringen lassen.«
    Und schon verschwand er, seine Jackentaschen durchwühlend.
    »Weshalb dieses plötzliche Interesse an Major Hamilton?«, fragte ich Ramses und bedeutete dem Kellner, die Suppe zu servieren. Es hatte keinen Sinn, auf Emerson zu warten, der zurückkommen würde, wann es ihm passte.
    »Keine Ahnung.«
    »Hoffentlich sucht er keine Auseinandersetzung mit dem Major.«
    »Warum sollte er?«
    »Der Major war anfänglich etwas unhöflich, doch Nefret behauptete, dass er sich ihr gegenüber sehr charmant verhalten habe. Ach, du meine Güte. Du nimmst doch nicht etwa an, dass dein Vater den Major aufzufordern gedenkt, sich von ihr fern zu halten oder –«
    »Nein.«
    »Vielleicht ist es auch das junge Mädchen. Er möchte vielleicht –«
    »Mutter, jede Spekulation ist reine Zeitverschwendung. Warum isst du nicht deine Suppe, bevor sie kalt wird?«
    »Spekulation«, konterte ich, »ist nie Zeitverschwendung. Sie lichtet das Unterholz im Dickicht der Logik.«
    Ramses verschwand hinter seiner Serviette.
    »Hast du dich verschluckt?«, fragte sein Vater, der soeben zurückkehrte und sich wieder setzte.
    »Nein, Sir. War der Major zugegen?« Ramses’ Gesicht war leicht gerötet. Ich hoffte, dass er kein Fieber bekam.
    »Das werden wir zu gegebener Zeit erfahren.« Emerson widmete sich seiner Suppe. Er isst sehr manierlich, aber auch sehr schnell; er war vor mir fertig und ergriff erneut das Wort. »Ich habe ihm die Mitteilung hochschicken lassen, dass ich hier bin und ihn zu sehen wünsche.«
    Die Reaktion auf seine Mitteilung entsprach nicht dem, was er erwartetet hatte. Ramses bemerkte sie als Erster; er murmelte irgendetwas und lenkte mein Interesse auf die Tür zum Speisesaal.
    »Es ist nur Miss Molly«, räumte ich ein. »Warum diese üble Ausdrucksweise?«
    »Allmählich halte ich sie für einen Unglücksbringer«, murmelte Ramses.
    »Unfug«, brummte Emerson, drehte sich um und lächelte der Kleinen zu. In diesem Augenblick bemerkte sie uns und trippelte in unsere Richtung. Ihr affektierter Gang und ihre selbstzufriedene Miene dokumentierten mir, dass sie sich für sehr erwachsen hielt. Ihr rosafarbenes Seidenkleid war so blütenfrisch, dass sie es vermutlich gerade erst angezogen hatte, und ihre Locken wurden von einem mit künstlichen Rosenknospen geschmückten Haarreif gebändigt. Kleider machen Leute, sage ich stets; in dieser Garderobe, die eher zu einem jungen Mädchen als zu einem Kind gepasst hätte, wirkte sie älter, als sie war. Sicherlich hatte ihr nachgiebiger Onkel diesen Einkauf gebilligt.
    Miss Nordstrom folgte ihrer Schutzbefohlenen auf dem Fuß. Ihr Gesicht war noch verhärmter als bei unserer ersten Begegnung, und ich fand, dass sie erschöpft wirkte.
    »Ich hoffe, Sie sind wiederhergestellt«, meinte ich mitfühlend.
    »Ja, danke, Mrs . Emerson. Es war nur ein leichtes – äh – Unwohlsein. Verzeihen Sie die Störung«, fuhr sie fort. »Komm weiter, Molly, wir wollen doch nicht, dass die Herren die ganze Zeit stehen müssen.«
    »Können wir uns nicht zu Ihnen setzen?«, wollte Molly von mir wissen.
    »Wie du siehst, haben wir unser Abendessen fast beendet«, erwiderte ich.
    »Oh, ich doch auch. Zu Abend gegessen, meine ich. Nordie hat mir erlaubt, auf ein Dessert herunterzukommen, wenn ich meine Milch austrinke. Die Milch hier schmeckt wirklich schauderhaft.« Sie verzog das Gesicht und blickte zu Emerson, dessen hünenhafte Gestalt sich zu ihr

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