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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Geoffreys Tod hatte sie ihren Ehering abgelegt. Ich fragte nie, was sie damit gemacht hatte.
    Während ich noch versuchte, mir eine tröstliche Bemerkung für Nefret einfallen zu lassen, hob sie den Kopf. »Sie sind in Sicherheit«, murmelte sie sanft. »Ich bin sicher, dass nichts passiert ist.«
    »Gewiss.«
    Noch 27 Minuten. Ich begann mit der Planung, wie ich vorgehen würde. Auf mein Drängen hin hatte Emerson mir die Lage des Hauses beschrieben, das ich nie gesehen hatte. Sollten wir mit dem Automobil fahren und jede Geheimhaltung ignorieren oder ein Boot nehmen, das uns umgehend über den Fluss brachte?
    25 Minuten. Wie langsam die Zeit verging! Ich entschied, dass das Automobil schneller war. Ich würde Ali beauftragen, Daoud und Selim zu holen …
    Um zwanzig vor zwei klapperten die Fensterläden. Ich sprang auf. Nefret stürmte zum Fenster und öffnete rasch die Blenden. Ich vernahm ein Geräusch und bemerkte eine Bewegung, und schon saß Seshat auf dem Fenstersims.
    »Verflucht«, entfuhr es mir. »Es ist nur die Katze.«
    »Nein.« Nefret blickte in den dunklen Garten. »Sie kommen.«
    Wie ein Butler, der Besucher in einen Raum winkt, wartete Seshat, bis die Männer das Fenster erreichten, und sprang dann zu Boden. Emerson trat als Erster ein. Ramses folgte ihm und schloss die Läden.
    »Nun?«, schrie ich. »Wo ist er? Wohin habt ihr ihn gebracht?«
    »Er ist nicht gekommen«, erwiderte Emerson. »Wir haben mehr als eine Stunde gewartet.«
    Inzwischen akzeptierten sie, dass unsere Hoffnungen getäuscht worden waren, obschon ich bemerkte, dass es ihnen schwer fiel. Aus Furcht, dass Nefret vielleicht bemerkte, welchen entsetzlichen Schlag mir diese Neuigkeit versetzt hatte, wandte ich mich ab. Ihre Züge spiegelten ihre eigene Enttäuschung, dennoch konnte und durfte sie nicht wissen, wie viel auf dem Spiel stand.
    »Dann war es letztlich nur ein Trick?«, murmelte ich.
    Emerson löste den schweren Geldgürtel und warf ihn auf den Tisch. »Ich wünschte, ich wüsste es. Er hätte uns in jener Nacht entwischen können; warum würde er uns ein Angebot machen und dann kneifen? Komm und setz dich, mein Schatz, ich weiß, dass du ziemlich angespannt bist. Möchtest du einen Whisky-Soda?«
    »Nein. Oder …«
    Ramses schlenderte zur Anrichte. »Möchtest du etwas, Nefret?«
    »Danke, nein.« Sie setzte sich und hob Seshat auf ihren Schoß.
    »Er wies Emerson an, allein zu kommen«, sagte ich und nahm das Glas, das Ramses mir reichte. »Falls er dich gesehen hat –«
    »Er hat mich nicht gesehen.« Ramses wagt es nicht oft, mich zu unterbrechen. Ich verzieh ihm, als ich seine dunklen Augenringe und die angespannte Mundpartie bemerkte. Er trug einen mattbraunen Anzug, den er vor kurzem in Kairo gekauft hatte; als ich diesen in seinem Kleiderschrank fand (auf der Suche nach Kleidungsstücken, die gereinigt oder gebügelt werden mussten), hatte ich mich gewundert, warum er einen so unvorteilhaften Ton gewählt hatte, der ungefähr der Farbe seiner gebräunten Haut entsprach. Ich hätte darauf kommen müssen. Mit der bis zum Hals zugeknöpften Jacke war er beinahe unsichtbar in der Dunkelheit.
    »Verzeih mir«, sagte ich. »Bitte setz dich.«
    »Danke, ich stehe lieber.«
    Er zog seine Jacke aus. Unwillkürlich entfuhr mir ein erstaunter Aufschrei. »Du trägst eine Pistole. Ich dachte, du würdest nie –«
    »Glaubst du, ich würde Vaters Sicherheit meinen Prinzipien opfern?« Er löste die Lederriemen, mit denen das Halfter unter seinem linken Arm befestigt war, und legte die gesamte Apparatur vorsichtig auf den Tisch. »Ich versichere dir, es war kein leeres Geschwätz, als ich sagte, dass Farouk mich nicht gesehen haben kann. Es war bereits stockfinster, als ich Maadi erreichte, und die nächsten drei Stunden verbrachte ich in einer Baumkrone. Es herrschte der übliche nächtliche Verkehr – die Besitzer der neuen Villen fuhren in ihren Kutschen, die weniger wohlhabenden Anwohner gingen zu Fuß. Als Vater eintraf, hatte sich dem Haus seit mehr als einer Stunde niemand mehr genähert. Mahira geht bei Sonnenuntergang zu Bett. Ich hörte ihr Schnarchen.«
    Emerson nahm den Gesprächsfaden auf. »Da mir klar war, dass Ramses mich gewarnt hätte, falls Farouk ein falsches Spiel mit uns trieb, stellte ich mich unter den verdammten Baum, den Rücken zur Hauswand. Da ich kein Streichholz anzünden konnte, um auf die Uhr zu sehen, hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war; es schien mir eine Ewigkeit, ehe

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