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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht so ist, wie sie sein sollte. Um ehrlich zu sein, ist er ein umsichtigerer Zuhälter als viele andere. Ich erklärte ihm, dass ich sein Interesse zu schätzen wisse und selbstverständlich jede Frau behandeln würde, die meiner me dizinischen Hilfe bedürfe.
    Der Professor war nicht so tolerant. »Eine verfluchte Dreistigkeit!«, war die moderateste seiner Bemerkungen.
    Als er sein Pulver verschossen hatte, war Ramses an der Reihe.
    Wer ihn nicht gut kennt, hätte möglicherweise angenommen, dass ihn die Diskussion langweilte. Er saß mit gesenktem Kopf auf dem Boden, den Rücken an eine Transportkiste gelehnt, die Knie angezogen, und verschlang Fatimas Essen. Wie du weißt, ist Ramses noch nie das Musterbeispiel eines Gourmets gewesen; er fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar, um es zurückzustreichen, denn es fiel ihm zerzaust in die Stirn. Schweißperlen bedeckten Gesicht, Hals und seine entblößten Unterarme und sein Hemd klebte an seinen Schultern. Schließlich hob er den Kopf und öffnete den Mund.
    »Du musst zum Friseur«, sagte ich. »Und, bitte, halte mir keinen Vortrag.«
    »Ich weiß. Und ich wollte dir keinen Vortrag halten.
    Ich wollte lediglich sagen ›gut gemacht‹.«
    Kannst du dir das vorstellen, Lia – Ramses macht mir ein Kompliment? Du weißt, wie wenig er von meinem gesunden Menschenverstand und meiner Selbstbeherrschung hält. Ich wünschte …
    Ich kann nicht mehr weiterschreiben. Es ist bereits sehr spät und meine Finger verkrampft vom Halten der Feder.
    Bitte verzeih mir meine grässliche Handschrift. Tante Amelia packt ihr Nähzeug ein. Ich liebe dich, Lia, mein Schatz.
9. Kapitel
    Auf Nefrets Frage, wie lange ich warten wolle, wusste ich keine Antwort. Farouk konnte sich verspäten (obwohl das bei einer Person, die eine riesige Geldsumme erwartet, normalerweise nicht der Fall ist), und gewiss bahnte sich eine hitzige Diskussion an, da Emerson vor der Geldübergabe auf Erfüllung des Abkommens bestehen würde. Zweifellos war mein durchtrainierter Gatte in der Lage, einen Gegner zu überwältigen, selbst wenn er so hinterhältig war wie Farouk, doch dann würden Emerson und Ramses den jungen Halunken fesseln und knebeln und über den Fluss zu unserem Haus bringen müssen. Je nach Transportmittel nahm das etwa ein bis zwei Stunden in Anspruch und ein überstürztes Eingreifen von Nefret und mir würde Emersons ungerechtfertigtes Vorurteil gegenüber Frauen nur bestätigen. Um mich selbst zu disziplinieren, hatte ich mich einer Aufgabe zugewandt, die ich besonders verabscheue – Handarbeit. Nefret las für eine Weile oder tat zumindest so; schließlich erklärte sie, dass sie Lia schreiben wolle. Ich hätte ihrem Beispiel folgen sollen; mein wöchentlicher Brief an Evelyn war längst überfällig. Aber es gestaltete sich schwierig, einen fröhlichen, unterhaltsamen Brief zu schreiben, da ich alles andere als fröhlich war und nicht in der Lage, über das Thema zu plaudern, das mich am meisten beschäftigte. Wir verschleierten beide unsere wahren Gefühle; wann immer Evelyn mir schrieb, erwähnte sie nie ihre Besorgnis um ihre Söhne im Schützengraben und den anderen Jungen im fernen Exil, der ihr so lieb war wie ein Sohn. Auch ich musste abwägen und zu Ausflüchten greifen; es würde Evelyns Kummer nur vergrößern, wenn sie erfuhr, dass David und Ramses ihr Leben für die Sache riskierten. Darüber hinaus hatte ich Ramses’ Warnung an Nefret, dass die Post mit ziemlicher Sicherheit von den Militärbehörden gelesen würde, und seinen ausdrücklichen Wunsch nach Geheimhaltung nicht vergessen.
    Ich fragte mich, was zum Teufel Nefret noch an Beachtenswertem fand. Vielleicht waren ihre Briefe an Lia genauso gestelzt wie meine an Evelyn.
    Gegen halb zwei in der Nacht hatte ich acht Paar Socken gestopft. Später musste ich bis auf das erste Paar alle anderen wegwerfen; ich hatte die Spitzen an die Fersen genäht und die Enden an die Sohlen, da ich meine Nadel durch das Gewebe führte, ohne meiner Tätigkeit auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Nachdem ich mich zum zehnten Mal gehörig in den Finger gestochen hatte, biss ich den Faden ab und schob den Nähkorb beiseite. Nefret blickte von ihrem Brief auf. »Ich bin fertig«, sagte sie. »Wird es Zeit?«
    »Wir werden noch eine halbe Stunde warten.« In schweigendem Einvernehmen senkte Nefret den Kopf. Das Lampenlicht schien auf ihr glänzendes Haar und ihre unberingten Hände, die in ihrem Schoß lagen. Am Tag nach

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