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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Vermutlich ist es die Sache wert.
    Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen –«
    »Ganz sicher. Mach dir keine Gedanken.«
    »Das sagst du immer.«
    »Nicht immer. Außerdem, wie würde Mutter reagieren, wenn sie herausbekäme, dass du dich in el Was’a herumtreibst?«

    Ramses ließ das Pferd, einen gutmütigen Wallach, den Emerson für die Saison angemietet hatte, vor dem Shepheard’s zurück und ging zu Fuß weiter, zwängte sich durch die widerlich stinkende Gasse zu dem ihm inzwischen bekannten Hintereingang. Auf sein Klopfen wurde umgehend reagiert, doch el-Gharbi ließ ihn eine gute Viertelstunde warten, ehe er ihn zu sich rief.
    In weite Gewänder gehüllt und auf einem Berg Brokatkissen thronend, schob el-Gharbi sich mit einer Hand kandierte Datteln in den Mund, während er die andere dem Strom von Bittstellern und Bewunderern zum Kusse reichte, die den Audienzraum bevölkerten. Mit einem theatralischen Überraschungsschrei bemerkte er Ramses, dessen Maske sich auf Schnauzbart und Brille beschränkte. Wie er festgestellt hatte, war die wirkungsvollste Tarnung eine Veränderung von Haltung und Gesten.
    El-Gharbi klatschte in die Hände, entließ seine Speichellecker und bedeutete Ramses, sich neben ihn zu setzen.
    »Sie ist ein Solitär«, verkündete er. »Ein Schmuckstück von seltener Schönheit, eine Gazelle mit den Augen einer Taube … Aber, mein Lieber, starr mich nicht so an. Es gefällt dir nicht, wenn ich die Anmut deiner Dame preise?«
    »Nein.«
    »Ich war neugierig. So viel Bewunderung von so vielen Verehrern! Nachdem ich sie gesehen habe, verstehe ich es. Und sie besitzt Willenskraft und Mut. Solche Eigenschaften bei einer Frau …«
    »Weshalb wolltest du mich sehen?«
    »Ich?« Der Kajalstrich um seine Augen verwischte, als er sie in gespieltem Erstaunen aufriss. »Du bist zu mir gekommen.«
    Als Ramses eine Viertelstunde später aufbrach, war er sich nicht sicher, was el-Gharbi ihm hatte vermitteln wollen. Er fischte im Trüben, denn es gestaltete sich verflucht schwierig, aus den versteckten Andeutungen des Zuhälters Fakten herauszufiltern. Wieder einmal war Percy das Hauptthema gewesen – seine Affären mit verschiedenen »ehrbaren« Frauen, die geheimen (nicht für den allwissenden el-Gharbi) Treffpunkte, sein brutales Verhalten gegenüber den Mädchen im Rotlichtbezirk. Ramses nahm an, dass er vermutlich niemals explizit erfahren würde, was Percy getan hatte oder tat, um el-Gharbi zu verärgern – die Beschädigung der Ware war vielleicht Grund genug –, aber eins war ihm klar: El-Gharbi wollte Percys Tod oder Bloßstellung, und er wollte, dass Ramses diese Aufgabe für ihn übernahm.
10. Kapitel
    Ich entschied, Nefret ins Vertrauen zu ziehen – bis zu einem gewissen Punkt. Wir entwickelten gerade die letzte Fotoplatte, als ich ihr meinen Plan schilderte und für Augenblicke befürchtete, zu früh geplaudert zu haben. Allerdings gelang es Nefret, die Platte aufzufangen, ehe sie am Boden zerschellte. »Sethos?«, entfuhr es ihr. »Der Graf? Tante Amelia!«
    »Leg sie hin, mein Schatz. Das ist besser. Komm, wir gehen in das andere Zimmer, dann erkläre ich dir meine Beweisführung.«
    Es überraschte mich nicht, dass Emerson fort war. Ich wusste, dass er Ramses folgen würde, um ihm im Ernstfall zur Seite zu stehen, denn ansonsten hätte ich es selbst übernommen. Nefret ging über seine Abwesenheit hinweg, da sie annahm, dass auch er sich für einen Besuch des Cafés entschieden hatte.
    Ich drückte Nefret in einen Sessel und schilderte ihr meine Überlegungen hinsichtlich der Statue. Ich bemerkte, dass sie meine Logik nachvollziehen konnte; in der Tat versuchte sie mir zu vermitteln, dass sie selbst schon daran gedacht habe. Emerson und Ramses versuchen das ständig, deshalb hob ich schlicht und einfach meine Stimme und ging zum nächsten Punkt meines Resümees über.
    »Ich hatte nur selten Gelegenheit, einen Blick auf den Grafen zu werfen, war aber jedes Mal verblüfft von seiner Ähnlichkeit mit einem mir bekannten Schurken namens Kalenischeff. Er war ein Mitglied von Sethos’ Bande und ein Erzganove; als er seinen großen Meister hintergehen wollte, ließ Sethos ihn töten.«
    »Ja, Tante Amelia, ich weiß.«
    »Oh? Habe ich dir von ihm erzählt?«
    »Du hast uns von vielen deiner Abenteuer berichtet und Ramses hat David und mir weitere geschildert.« Bei der Erinnerung lächelte sie. »Damals trafen wir uns in Ramses’ oder in meinem Zimmer, rauchten heimlich und fühlten

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