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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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behaupten, dass meine Worte sie alle zu noch größerer Energie beflügelten. Daoud setzte die Wägelchen in Bewegung. Nefret und ich inspizierten Korb für Korb, fanden allerdings nur wenig. Da ich Emerson mit unserer Betriebsamkeit beeindrucken wollte, arbeiteten wir weit über die übliche Mittagspause hinaus. Erst als Ramses sich zu uns gesellte, wurden mir verspätet meine anderen Pflichten bewusst.
    Natürlich hatte er seinen Tropenhelm verlegt. Obschon ihm die Hitze weniger ausmacht als den meisten anderen, ringelte sich sein dichtes schwarzes Haar zu feuchten Locken, und sein nasses Hemd klebte an Brust und Schultern. Seine durchtrainierte Muskulatur war etwas asymmetrisch, trotz meiner Versuche, ihm einen unauffälligeren Verband anzulegen. Ich konnte nur hoffen, dass Nefrets Augen nicht so scharfsichtig waren wie meine. Sie hatte sich nicht dazu geäußert, dass Ramses seit neuestem ständig ein Hemd bei den Grabungsarbeiten trug.
    »Wir sind auf etwas recht Interessantes gestoßen«, verkündete er. »Du wirst Fotos machen müssen, Nefret.«
    Sie sprang auf, strahlte, und Ramses reichte mir seine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich hätte sie weggeschoben, doch um der Wahrheit die Ehre zu geben, war ich tatsächlich ein bisschen steif in den Gliedern. Über Stunden hinweg in derselben Haltung verharren zu müssen hat selbst bei einer Frau von hervorragender physischer Kondition diese Auswirkung.
    Die Kammer war fast bis zum Bodenniveau geleert worden. Es gab einige schöne Reliefs und eine weitere falsche Tür, doch diese Entdeckung fiel mir nicht sonderlich ins Auge. Hinter der Südwand hatten die Männer die Mauern eines weiteren, kleineren Raums freigelegt, mit dessen Vorhandensein niemand von uns gerechnet hatte. Ich wusste sofort, dass es sich um eine Schachtkammer handeln musste, die eine Statue des Verstorbenen enthielt. Durch einen schmalen Spalt zwischen dieser Kammer und der Kapelle konnte die Seele des oder der Toten mit der Außenwelt kommunizieren und Opfergaben empfangen.
    »Wie seid ihr darauf gestoßen?«, fragte ich, während ich mich entlang der Oberfläche zu einem Punkt vortastete, von dem aus ich nach unten in die Kammer blicken konnte. Sie hatten so viel Geröll entfernt, dass der Grundriss des Raums erkennbar wurde. Nur einer der ursprünglichen Deckenquader befand sich noch an Ort und Stelle. Die Bruchsteine im Innern der Kammer deuteten darauf hin, dass alle anderen eingestürzt und zerschellt waren.
    »Zufällig bemerkte ich, dass das, was ich für einen Riss in der Wand hielt, verdächtig regelmäßig verlief, deshalb grub ich weiter und stieß auf Mauerwerk.« Ramses raufte sich sein Haar und fuhr fort: »Der Grundriss der Mastaba ist komplexer als von uns vermutet; nach Süden hin ist ihre Größe bislang unbestimmbar. Hinsichtlich der Schachtkammer wirst du verstehen, warum ich Fotos haben möchte, bevor wir ihre Freilegung fortsetzen.«
    »Du denkst, dass sich dort unten eine Statue befindet?«
    »Das kann man nur hoffen.«
    »Ja, ja«, ereiferte ich mich. »Beeil dich, Nefret, hol die Kamera.«
    Mit Zollstöcken gelang es uns, die Wände zu vermessen, und Nefret machte verschiedene Aufnahmen. Ich wollte die Arbeit fortsetzen, doch allgemeines Protestgeschrei überstimmte mich.
    »Wir sollten auf Vater warten«, sagte Ramses, und Nefret jammerte nach dem Vorbild von Miss Molly: »Ich habe Hunger!«
    Ein tiefer Seufzer von Selim bekundete seine Meinung, also gab ich nach. Kaum hatten wir mit dem Auspacken unserer Picknickkörbe begonnen, tauchte Emerson auf.
    Sein äußeres Erscheinungsbild mutete irgendwie merkwürdig an. Zum einen trug er noch immer das Tweedsakko und die Hose, die ich ihm aufgedrängt hatte. Emerson um diese Tageszeit in einem Jackett im Ausgrabungsgebiet anzutreffen deutete auf eine so extreme mentale Anspannung hin, wie sie kaum vorstellbar war. Weitere Beweise für seine Konzentration waren sein abwesender Blick und sein häufiges Stolpern. Er wirkte wie ein Schlafwandler, und mir schien, dass er ernsthaft Gefahr lief, in eines der Gräber zu stürzen. Deshalb brüllte ich ihn an.
    Er blinzelte. »Oh, da seid ihr ja«, murmelte er. »Mittagessen? Hervorragend.«
    »Wir haben die Statuennische gefunden, Emerson«, verkündete ich.
    »Die was? Oh.« Emerson nahm ein Sandwich. »Sehr gut.«
    Sichtlich alarmiert packte Nefret ihn am Ärmel und versuchte, ihn zu schütteln. Emersons hünenhafte Gestalt rührte sich nicht, doch diese Geste und ihr

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