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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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donnerte er.
    »Emerson!«
    »Habe von Ihnen gehört.«
    »Gleichfalls.«
    Hamilton nahm Haltung an, straffte die Schultern und strich über seinen prächtigen roten Schnauzbart. Zu Fuß war er benachteiligt, und er plusterte sich auf wie ein Hahn, der auf einen größeren Artgenossen trifft.
    »Hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen.«
    »Nein, warum sollten Sie auch? Befolgen Ihre Vorschriften, Sir, befolgen lediglich Ihre Vorschriften. Wir befinden uns heute auf einer kleinen archäologischen Expedition. Dort draußen befinden sich Ruinen, einige Meilen südlich von der Quelle der Sitt Miryam. Ich habe schon seit Jahren vor, sie mir genauer anzusehen.«
    Die zusammengekniffenen Augen des Majors musterten Emerson, sein grinsendes Gesicht, die entblößten Unterarme, die so gebräunt waren wie die eines Arabers und voller Muskeln. Was er sah, schien er zu billigen, denn seine gestrenge Miene entspannte sich. »Vermutlich römisch«, brummte er.
    »Ah.« Emerson nahm seine Pfeife und stopfte sie. »Sie kennen die Stelle?«
    »Ich bin in dem Gebiet gelegentlich auf die Jagd gegangen. Dort sind überall antike Überreste. Größtenteils Zollstationen und Festungsmauern. Dürften kaum von Interesse für Sie sein.«
    »Größtenteils«, bekräftigte Emerson. »Allerdings kann man nie wissen, nicht wahr? Nun, meine Herren, wir müssen weiter.«
    »Einen Augenblick, Sir«, wandte Hamilton ein. »Sie sind bewaffnet, oder?«
    Emerson musterte ihn verblüfft. »Bewaffnet? Wozu?«
    »Man kann nie wissen, nicht wahr?« Sein Gegenüber lächelte unmerklich. »Gestatten Sie, dass ich Ihnen das hier leihe – nur für heute.«
    Er griff in seine Jacke und zog einen Revolver hervor, den er Emerson reichte. Zu Ramses’ Überraschung nahm sein Vater die Waffe. »Überaus liebenswürdig. Ich werde versuchen, sie nicht zu beschädigen.«
    Er versuchte, sie in seine Hosentasche zu stecken, ließ sie fallen, fing sie in der Luft auf und stopfte sie schließlich in seine Jackentasche. Einer der ihn beobachtenden Subalternen fragte skeptisch: »Wissen Sie überhaupt, wie man damit umgeht, Sir?«
    »Man drückt auf den Abzug und zielt?«
    Ramses, der seinen Vater als einen hervorragenden Pistolen- und Gewehrschützen kannte, verkniff sich ein Grinsen, als er den betretenen Gesichtsausdruck des jungen Mannes bemerkte. »Nun, Sir, äh – mehr oder weniger.«
    »Überaus liebenswürdig«, wiederholte Emerson. »Guten Tag, meine Herren.«
    Nachdem sie sich entfernt hatten, nahm Emerson die Waffe aus seiner Jackentasche, klappte die Trommel auf und drehte den Zylinder. »Voll geladen und funktionsfähig.«
    »Hast du etwas anderes erwartet?«
    »Ist mir schon einmal passiert«, brummte Emerson ausweichend. »Ich bin entsetzlich misstrauisch geworden, das ist alles. Vor allem, wenn Leute, die ich kaum kenne, mir einen Gefallen erweisen.«
    »Er wirkte recht freundlich. Selbst mir gegenüber.«
    »Im höchsten Maße verdächtig.« Sein Vater schmunzelte. »Na ja, vielleicht habe ich ihn mit meinem außergewöhnlichen Charme beeindruckt.«
    Falls sich der Major von einem charmanten Wesen beeinflussen lässt, sinnierte Ramses, dann jedenfalls nicht von dir oder mir. Er konnte nur hoffen, dass Nefret dem alten Burschen nicht den Kopf verdreht hatte.
    »Nicht, dass eine Webley sonderlich zweckmäßig ist«, fuhr Emerson fort und schob den Revolver unter seinen Gürtel.
    »Diese verfluchten Dinger sind verdammt ungenau. Welche Waffe hast du eingesteckt?«
    Zwecklos, seinen Vater zu fragen, woher er das wusste. Vielleicht hatte er die Ausbuchtung unter Ramses’ Arm bemerkt. Die Mauser Halbautomatik war groß und schwer, aber ihre Treffgenauigkeit und Schnelligkeit waren unübertroffen. Ramses reichte sie ihm mit den Worten: »Wenn man schon eines dieser scheußlichen Dinger tragen muss, dann wenigstens das Beste vom Besten.«
    Emerson inspizierte die Waffe und gab sie ihm zurück. »Vermutlich eine Zugabe von den Türken? Hmmm, ja. Das hat einen Hauch von Ironie.«
    Als sie die Spitze des Plateaus erreicht hatten, wurde der Boden unebener. Der alte Pfad war nur unwesentlich härter und befestigter als die Wüstenlandschaft – nicht die verwehten Sanddünen der Westwüste, sondern festgetretene Erde und Felsengestein. Es gab Anzeichen für Verkehr: Kamel- und Eselsdung, die verwitterten Knochen von Tieren, die irgendwelchen Raubvögeln zum Opfer gefallen waren, vereinzelte Zigarettenstummel, die Scherben eines einfachen Keramiktopfes, die seit

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