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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dreitausend Jahren, vielleicht aber auch erst seit drei Stunden dort lagen. Keinerlei Anzeichen, ob der von ihnen gesuchte Mann diesen Weg passiert hatte oder nicht. Als die Sonne höher stieg, erstrahlten der blassbraune Sand und das Felsgestein weiß im gleißenden Licht. Auf Ramses’ Anregung hin setzte sein Vater seinen Tropenhelm auf. Gegen Mittag waren sie ungefähr dreißig Meilen geritten und Ramses bemerkte durch die flirrende Hitze eine kleine Baumgruppe in der Ferne.
    »Das wurde auch Zeit«, meinte Emerson, der sie ebenfalls entdeckt hatte. Genau wie Risha war sein Pferd an das Wüstenklima gewöhnt und beide waren nicht hart geritten worden, dennoch verdienten sie eine Rast und Wasser.
    Sie waren noch mehrere hundert Meter von der winzigen Oase entfernt, als eine Stimme zu ihnen drang und eine Gruppe von Kamelreitern hinter einer Erhebung nördlich des Pfades auftauchte. Sie ritten geradewegs auf Emerson und Ramses zu, die wartend verharrten.
    »Beduinen?« Zum Schutz vor dem gleißenden Sonnenlicht kniff Emerson die Augen zusammen.
    »Eine Kamelpatrouille, denke ich.« Wer auch immer die Männer waren, sie trugen Gewehre. Ramses fügte hinzu: »Ich hoffe es.«
    Die uniformierte Truppe führte ein kleines Manöver durch, versperrte ihnen den Weg und umzingelte sie. Ihre dunklen, bärtigen Gesichter identifizierten sie auch ohne ihre militärischen Abzeichen als Pandschabi, die einem der indischen Bataillone angehörten. »Wer sind Sie und was machen Sie hier?«, fragte der Kommandant. »Zeigen Sie mir Ihre Papiere.«
    »Welche Papiere?«, bemerkte Emerson. »Zum Teufel, sehen Sie denn nicht, dass wir Engländer sind?«
    »Einige Deutsche sprechen Englisch. In diesem Teil der Wüste halten sich Spione auf. Sie müssen mitkommen.«
    Ramses nahm seinen Tropenhelm ab und wandte sich an einen der Kavalleristen, einen großen, bärtigen Burschen mit beinahe ebenso breiten Schultern wie die Emersons. »Erinnerst du dich noch an mich, Dalip Singh?«, erkundigte er sich in seinem besten Hindustani. »Wir sind uns im vorigen Monat in Kairo begegnet.«
    Es war kein sonderlich gutes Hindustani, erzielte aber die beabsichtigte Wirkung. Die zusammengekniffenen Augen des Mannes weiteten sich und der beeindruckende Bart verzog sich zu einem Grinsen. »Ah! Du bist der, den sie den Bruder der Dämonen nennen. Verzeih mir. Ich habe dein Gesicht nicht richtig wahrgenommen.«
    Ramses stellte seinen Vater vor, und nach einem überschwänglichen Austausch von Höflichkeitsfloskeln – an dem sich alle mit Ausnahme der Kamele beteiligten – ritten sie zu der Oase weiter, eskortiert von ihren neuen Freunden.
    Verfallenes Mauerwerk umgab die Zisterne, die im näheren Umkreis als Quelle der Sitt Miryam bekannt war. Fast jede Station entlang des Wüstenpfades trug einen biblischen Namen und war legendenumwoben. Nach Ansicht der Gläubigen markierten sie den Fluchtweg nach Ägypten oder die Wanderschaft von Josef oder den Exodus.
    Es gab nicht viel Schatten, also genossen sie den wenigen, der vorhanden war. Die Kamele legten sich mit dem üblichen wütenden Schnaufen nieder, und Ramses tränkte die Pferde, indem er seinen Helm wiederholt mit dem Quellwasser füllte. Emerson und der Kommandant saßen nebeneinander, unterhielten sich in einer Mischung aus Englisch und Arabisch. Sich dessen bewusst, dass er seinem Vater die Unterredung überlassen konnte, gesellte Ramses sich zu den Kavalleristen, um seine Sprachkenntnisse aufzufrischen.
    Zunächst verhielten sich alle außer Dalip Singh ausgesprochen förmlich, doch auf Grund seiner Versuche, ihre Sprache zu sprechen, und seiner Bereitschaft, Korrekturen zu akzeptieren, wurden sie schon bald zugänglicher. Man musste ihm die Scherze erklären. Einige gingen auf seine Kosten.
    Schließlich wurde ihr Gelächter zu laut und wie jeder gute Offizier erinnerte der Kommandant seine Männer an ihre Pflichten. Sie verschwanden in einer Sandwolke. Emerson lehnte sich zurück und kramte seine Pfeife hervor.
    »Wann hast du Hindustani gelernt?«
    »Im letzten Sommer. Ich beherrsche es noch nicht fließend.«
    »Warum hat dich dieser Bursche so vertraulich angegrinst?«
    »Nun, ich nehme an, wir sind uns ein bisschen näher gekommen. Haben einander sozusagen umschlungen.« Sein Vater musterte ihn kritisch, woraufhin Ramses ausführte: »Er brüstete sich damit, dass er jeden Anwesenden – äh – überwältigen könnte, also nahm ich ihn beim Wort. Er brachte mir einen oder zwei Tricks bei und

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