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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gehör seines Vaters schärfer als seins; Emerson sprang auf, bevor Ramses das Automobil gehört hatte. Sie traten gemeinsam ein, seine Mutter und Selim, und Ramses sank zurück in den Sessel, aus dem er sich erhoben hatte. Der Wunsch zu lachen paarte sich mit ohnmächtiger Wut. Seine Mutter sah schon schlimm genug aus, aber Selim …
    »Woher hast du diese Kleidungsstücke?«, erkundigte er sich.
    Selim nahm seinen Tarbusch ab und stellte sich in Pose. Er hatte seinen Bart und sein Haar geölt; die schwarze Jacke spannte über der Brust und war zu lang. Sie hatte Aufschläge aus Goldbrokat. Ramses’ fassungsloser Blick glitt zu seiner Mutter. Die Brille saß auf ihrer Nasenspitze. Die flachsblonde Perücke war ihr in die Stirn gerutscht, und was in Dreiteufelsnamen hatte sie mit ihren Augenbrauen angestellt?
    Als sie seinen Blick bemerkte, rückte sie die Perücke zurecht. »Selim ist ziemlich schnell gefahren«, erklärte sie.
    »Setz dich und erzähl uns alles«, meinte Emerson, der in seiner Erleichterung jede Kritik vergaß. »Du auch, Selim. Ich möchte deine Version hören.«
    Durchaus nicht abgeneigt holte Selim höflich einen Stuhl für seine Dame des Abends (und exakt so sah sie auch aus, überlegte Ramses).
    »Es lief sehr gut«, erklärte Selim mit einem breiten, selbstgefälligen Grinsen. »Keiner hat uns erkannt, nicht wahr, Sitt?«
    »Mit Sicherheit nicht«, versetzte Ramses’ Mutter. »Wir hatten ein ruhiges Abendessen. Nefret dinierte mit dem Grafen.«
    »Er hat ihre Hand ziemlich oft geküsst«, warf Selim ein.
    »Was hat sie gemacht?«, erkundigte sich Emerson.
    »Sie hat gelacht.«
    Unwillkürlich blickte Emerson auf die Uhr, woraufhin seine Gattin bemerkte: »Ich hielt es nicht für ratsam, zu warten und ihnen zu folgen. Als wir aufbrachen, waren sie gerade beim Kaffee. Vermutlich wird sie bald hier sein.«
    »Und wenn nicht?« Emerson hatte die Stimme erhoben.
    »Dann werde ich ein Wörtchen mit ihr reden.«
    »Und ich«, versetzte Emerson, »mit dem Grafen.«
    »Dazu besteht keine Veranlassung. Sie ist da.«
    Mit rosigen Wangen und strahlenden Augen trat Nefret ein. Ramses beschlich das Gefühl, von den Klauen einer heftigen, instinktiven Eifersucht gepackt zu werden. Wenn sie sich von diesem monokeltragenden Mistkerl hatte küssen lassen …
    »Hat dieser Mistkerl es gewagt, dich in der Droschke zu umarmen?«, wollte Emerson aufgebracht wissen.
    Nefret prustete los. »Er hat es versucht, aber ohne Erfolg. Er ist wirklich sehr unterhaltsam. Tante Amelia, was meinst du?«
    »Ich habe mich geirrt.«
    Dieses Geständnis unterbrach Emerson mitten in seiner Schimpftirade. Mit aufgerissenem Mund starrte er auf seine Frau. »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, ich habe mich geirrt. Aber es war nett von dir, Nefret, dass du die Mühe auf dich genommen hast.«

    Es war noch dunkel, als sie am nächsten Morgen das Haus verließen, Ramses auf Risha, sein Vater auf dem riesigen angemieteten Wallach. Nachdem sie die Brücken überquert hatten, die die Insel Roda überspannen, erreichten sie bei Sonnenaufgang Abbasijeh, am Rande der Wüste. Das Dorf bestand lediglich aus einigen Krankenhäusern, einer Irrenanstalt, der Militärschule der ägyptischen Armee und Kasernen. Emerson lenkte sein Pferd in diese Richtung.
    »Die Straße verläuft dort entlang«, wandte Ramses ein und schalt sich insgeheim, als sein Vater nachsichtig erwiderte: »Ja, mein Junge, ich weiß.«
    Ramses presste die Lippen zusammen und Augenblicke später bequemte sein Vater sich zu einer näheren Erläuterung. »Maxwell wies mich darauf hin, dass das Militär die Leute observiert, die in Richtung östliche Wüste aufbrechen. Wir werden die Vorschriften einhalten und den Dienst habenden Offizier über unser Vorhaben in Kenntnis setzen.«
    Das war eine plausible Erklärung und deshalb bezweifelte Ramses ihren Wahrheitsgehalt. Normalerweise bestand die Reaktion seines Vaters auf Vorschriften einzig darin, dass er sie ignorierte.
    Trotz der frühen Stunde waren die Offiziere bereits im Kasino. Emerson wies einen Bediensteten an, ihn anzukündigen. Der Wallach war ein imposanter Anblick, genau wie Emerson. Als mehrere Leute aus dem Gebäude traten, saß er nicht ab, sondern blickte aus seiner beachtlichen Höhe mit gönnerhafter Freundlichkeit auf sie hinunter. Ramses kannte einige von ihnen, unter anderem auch einen ziemlich großen Mann mit einem Kilt, der Ramses förmlich zunickte und sich dann Emerson vorstellte.
    »Hamilton!«,

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