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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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entlang, während seine nackten Füße behutsam auf jede Unebenheit des Bodens reagierten. Mit Sicherheit wusste dieser Halunke, wo sie sich versteckt hielten, doch ein Stolpern oder Ausgleiten würde ihn warnen, dass sie wach und auf der Hut waren. Dann hörte er ein weiteres Geräusch, das ihn vor Verblüffung buchstäblich erstarren ließ.
    »Hallo! Ist da jemand?«
    Ein plötzlicher Lichtstrahl blendete den Sprecher – einen britischen Offizier in khakifarbener Drillichjacke und kurzer Hose, Kappe und Wickelgamaschen. Er warf den Arm hoch, um seine Augen zu schützen.
    »In der Tat, wie ich sehe«, sagte er frostig. »Sie machen sie besser aus, alter Junge. Der Bursche, der auf Sie geschossen hat, ist vermutlich über alle Berge. Trotzdem sollte man kein Risiko eingehen.«
    Emerson war aufgesprungen. Ob verletzt, krank oder halb tot – er vermochte sich so geräuschlos zu bewegen wie eine Schlange, und er hatte offensichtlich nicht geschlafen.
    »Sie suchen uns, nicht wahr?«, erkundigte er sich. »Ja, Sir. Sie sind Professor Emerson? Einer der Burschen aus der Kameltruppe hörte Gewehrsalven, und da Sie nicht wieder auftauchten, haben sich einige von uns auf die Suche nach Ihnen gemacht.«
    »Sie sind nicht allein?«
    »Drei meiner Jungs erwarten mich am Ausläufer des Wadis, wo ich mein Pferd zurückgelassen habe. Ein kleiner Spähtrupp schien mir angeraten. Ist Ihr Sohn bei Ihnen?«
    Gegen das Mauerwerk gepresst, verharrte Ramses bewegungslos. Jetzt bemerkte er die Abzeichen des Mannes – die beiden Sterne für den Rang eines Leutnants und das Tuchabzeichen des 42. Lancashire-Regiments. Seine Hände waren leer und das Halfter an seinem Gürtel war geschlossen. Sein Auftreten war beinahe perfekt – dennoch war es verflucht unwahrscheinlich, dass das Militär um diese späte Stunde eine Patrouille ausschwärmen ließ, um verirrte Reisende aufzuspüren, und obschon er sich akzentfrei artikulierte, war sein Tonfall etwas sonderbar. Ramses musste die Unverfrorenheit dieses Mannes bewundern. Das Attentat war fehlgeschlagen, und jetzt hoffte er, seinen Auftrag zu erledigen, ehe bei Tagesanbruch jemand nach ihnen suchte.
    Emerson redete unermüdlich weiter, stellte Fragen und beantwortete sie, wie ein Mann, dem die Erleichterung die Zunge löst. Allerdings hielt er die Taschenlampe starr auf das Gesicht des Ankömmlings gerichtet und er hatte die Frage nach Ramses’ Aufenthaltsort nicht beantwortet.
    »Leider muss ich Sie bitten, mir eins Ihrer Pferde zu leihen«, entschuldigte er sich. »Wie Sie sehen, bin ich ein bisschen gehandicapt. Wenn Sie mir Ihren Arm reichen würden …«
    Für Augenblicke glaubte Ramses, dass es funktionieren würde. Mit einem freundlichen Nicken trat der Offizier einen Schritt vor.
    Die Waffe war nicht in seinem Halfter. Er hatte sie im Rücken in seinen Gürtel gesteckt. Als er für Sekundenbruchteile den Lauf der Büchse auf sich gerichtet sah, tastete Ramses nach seiner eigenen Waffe, doch bevor er abdrücken konnte, ließ Emerson die Taschenlampe fallen und stürzte sich auf den Deutschen.
    Sie wälzten sich vor Ramses’ Füßen. Wie durch ein Wunder war die Taschenlampe nicht ausgegangen; Ramses sah, dass der schmächtigere Mann von Emersons Gewicht zu Boden gedrückt wurde, doch seine Arme waren frei, und er versuchte, beide gleichzeitig einzusetzen. Seine Faust traf Emersons Kinn, während Ramses die Waffe aus seiner anderen Hand trat. Emerson stieß einen inbrünstigen Wutschrei aus und umklammerte einhändig die Kehle des Deutschen. Ramses trat abermals zu und der sich aufbäumende Körper erschlaffte.
    Emerson setzte sich auf, spreizte die Beine des Mannes und rieb sich sein Kinn.
    »Tut mir Leid, dass ich so langsam war«, murmelte Ramses.
    Grinsend blickte Emerson auf. »Jeder von uns beiden hat nur einen gesunden Arm. Dafür war es gar nicht so übel, oder?«
    »Du hast mir das Leben gerettet. Wieder einmal.«
    »Ich würde sagen, es steht unentschieden. Ich habe versucht, ihn zu blenden, doch sein nächtliches Sehvermögen muss fast so gut sein wie deins. Dir hat er sich zuerst zugewandt, weil er mich für unbewaffnet und kampfunfähig hielt. Und was sollen wir jetzt mit ihm machen?«
    Während Ramses sich auf den Boden kauerte, fragte er sich, ob er jemals in der Lage sein würde, die gleiche Nonchalance wie sein Vater zu demonstrieren. »Ihn fesseln, denke ich. Allerdings weiß ich verflucht nicht, womit.«
    »Meterweise fester Stoff.« Sein Vater deutete auf die

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