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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hat dein Pferd mit dem ersten Schuss niedergestreckt und die anderen waren unangenehm nah.«
    Das Gewehr meldete sich erneut zu Wort. Sand wirbelte neben dem Kadaver des Wallachs auf. Der zweite Schuss traf seinen Leib mit einem schmatzenden Zischen.
    »Er ist irgendwo auf diesem Felsgrat im Südosten«, meinte Ramses. Emerson öffnete den Mund. Ramses kam ihm zuvor. »Vergiss das Fernglas. Ein Sonnenstrahl, und die Reflexion würde ihm sein Ziel vermitteln. Ich habe drei … nein, vier Schüsse abgegeben. Bleiben mir noch sechs und –«
    »Und ein Gewehr hat eine größere Reichweite als eine Pistole«, versetzte Emerson. »Du brauchst das Offensichtliche nicht zusätzlich zu unterstreichen. Vermutlich müssen wir eine Weile hier bleiben.«
    Ramses sah sich um. Einige Meter weiter zu seiner Rechten fiel der Boden in einer Art Senke ab, zu beiden Seiten begrenzt von den Überresten des Mauerwerks. Er zeigte seinem Vater die Stelle, der wohlwollend zustimmte, dass diese allen Beteiligten besseren Schutz bot. Er akzeptierte sogar Ramses’ unterstützenden Arm. Risha in Deckung zu bringen gestaltete sich wesentlich zermürbender, dennoch erreichten sie die Senke ohne jeden Zwischenfall.
    Sie gönnten sich einen weiteren Schluck warmes Wasser und rauchten. Die Strahlen der untergehenden Sonne zauberten goldene Reflexe auf ihr Versteck.
    »Morgen wird man uns hier aufspüren«, bemerkte Ramses.
    »Ohne Frage.«
    Er schien den Gedanken zu akzeptieren, dass sie ihre Rettung würden abwarten müssen. Das passte nicht zu ihm. Ramses hatte andere Vorstellungen, wollte diese aber nicht enthüllen. Außer einem Schlag über den Schädel sah er keine Möglichkeit, wie er seinen Vater daran hindern konnte, ihm zu helfen, und er wollte keine Unterstützung, nicht von einem Verletzten, jemandem, den er zufällig auch noch …
    Jemanden, den er liebte.
    Den Kopf auf Ramses’ zusammengelegte Jacke gebettet, war Emerson eingeschlafen. Ramses beobachtete das Schattenspiel auf dem entspannten Gesicht seines Vaters und fragte sich, warum dieses Geständnis für sie alle so schwierig war. Er liebte seine Eltern, hatte ihnen das aber nie offenbart, und er bezweifelte, dass er es jemals tun würde. Sie hatten es ihm auch nie gesagt.
    War es so wichtig? Bis zu jenem Abend hatte er seine Mutter nie weinen sehen, und er wusste, dass ihre Tränen ihm galten: Tränen der Besorgnis und der Erleichterung und vielleicht auch ein bisschen des Stolzes. Das war ein größeres Eingeständnis ihrer Gefühle gewesen als Umarmungen und Küsse und leere Worte. Dennoch …
    Emerson öffnete die Augen, und Ramses schrak zusammen, als könnte sein Vater seine Gedanken lesen. Emerson hatte nicht geschlafen, er hatte nachgedacht. »Waren unsere brillanten Schlussfolgerungen hinsichtlich dieser Route letztlich falsch?«
    »Ich denke nicht«, meinte Ramses. »Es ergibt keinen Sinn, uns zu töten, um uns daran zu hindern, den Behörden Bericht über unsere Entdeckungen zu erstatten. Verflucht, wir haben rein gar nichts aufgespürt! Wahrscheinlicher ist, dass jemand die Gelegenheit unseres Aufenthalts hier mitten im Niemandsland genutzt hat, um die Beseitigung von … Vater, er hat es auf mich abgesehen. Es tut mir verflucht Leid, dass ich dich in diese Sache hineingezogen habe.«
    »Sei nicht so ein verdammter Idiot«, knurrte sein Vater. »Nein, Sir.«
    Emerson senkte die Lider. Ramses brauchte einige lange Sekunden, um seinen Gesichtsausdruck richtig zu deuten; er konnte sich nicht entsinnen, seinen Vater jemals … schuldbewusst erlebt zu haben? Die niedergeschlagenen Augen, die zusammengepressten Lippen, der gesenkte Kopf – es war Schuldbewusstsein, ganz eindeutig, und schlagartig begriff er auch, warum.
    »Nein«, wiederholte er. » Ich habe dich nicht in diese Sache hineingezogen, nicht wahr? Du bist heute Morgen ausgeritten, um Hamilton aufzusuchen. Du hast ihn informiert, dass wir herkommen würden. Du –«
    Sein Vater hüstelte verlegen. »Red weiter«, murmelte er. »Wasch mir ruhig den Kopf. Ich war der verdammte Idiot; ich wusste, dass wir beide mit ein paar Attentätern oder einem Hinterhalt fertig werden würden, aber ich hatte nicht damit gerechnet, von diesem verfluchten Pferd zu stürzen. Falls dir auf Grund meiner Dummheit und meines Ungeschicks etwas zustößt, werde ich mir das niemals verzeihen. Genauso wenig wie deine Mutter«, fügte er düster hinzu.
    »Ist schon in Ordnung, Vater.« Er fühlte sich von grenzenlosem Stolz übermannt.

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