Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
»Wir beide …« Hatte sein Vater tatsächlich eine so hohe Meinung von ihm? »Tatsache ist, dass ich mit keinem lieber – äh – du weißt schon, was ich meine.«
    Zu britisch, hätte David gesagt. Beide. Emerson hob den Kopf. »Äh – ja. Ganz meinerseits. Hmhm.«
    Nach diesem emotionsgeladenen Geplänkel nahm er die angebotene Zigarette aus Ramses’ Zinndose und ließ sie sich von ihm anzünden.
    »Wie fiel dein Verdacht auf Hamilton?«, wollte Ramses wissen.
    »Hamilton?« Emerson schien verblüfft. »Nein, nein, mein Junge, du hast mich missverstanden. Ich habe ihn lediglich in Verdacht, ein nervtötender Langweiler zu sein.«
    »Aber neulich abends erwähntest du doch, du habest Sethos identifiziert. Streite es nicht ab, Vater, du wärst dir nicht so sicher gewesen, dass Mutter die falsche Spur verfolgt, wenn du nicht jemand anders verdächtigen würdest. Ich dachte –«
    »Ach, zum Teufel, dass Hamilton uns gemieden hat, war verdächtig, oder etwa nicht? Ich habe mich geirrt. Sobald ich ihm gegenüberstand, wusste ich, dass er nicht unser Mann ist. Ihm Aufschluss über unsere Route zu geben war lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, damit man im Ernstfall weiß, wo wir uns aufhalten.«
    »Oh.«
    »Eine Reihe von Offizieren hat mein Gespräch mit Hamilton mit angehört. Einer von ihnen könnte unser Vorhaben gegenüber Dritten erwähnt haben. Verstehst du, was das bedeutet, hm? Wir reden von einem begrenzten Personenkreis – alle Engländer, Offiziere und Gentlemen. Einer davon arbeitet für den Feind. Ihm blieb genug Zeit, um noch vor unserem Eintreffen hier zu sein.«
    »Oder jemanden herzuschicken, der uns erwartete.«
    »Oder jemandem zu funken.« Vorsichtig veränderte Emerson seine Körperhaltung. Offenbar hatte er Schmerzen, obwohl er eher gestorben wäre, als das zuzugeben.
    Ramses löste das Pistolenhalfter, zog sein Hemd aus und begann, es in Streifen zu reißen. »Ich werde deine Schulter verbinden. Nefret hat mir die Technik gezeigt.«
    »Mehr Unheil als deine Mutter wirst du schon nicht anrichten.« Auf Grund der Erinnerung grinste Emerson. »Sie zerriss ihren Unterrock. Damals trugen die Frauen Dutzende von diesen Dingern. Zweckmäßig für Verbände, aber verflucht störend bei anderen Aktivitäten.«
    Verblüfft glitt Ramses ein Stück Stoff aus der Hand. War das eine leicht gewagte Anzüglichkeit? Gewiss, nicht unbedingt anzüglich, aber dass sein Vater solche Dinge über seine Mutter sagte …
    Wagemutig erwiderte er: »Ich schätze, du warst trotzdem erfolgreich.«
    Emerson kicherte. »Hmmm, ja. Danke, mein Junge. So ist es wesentlich besser.«
    »Warum versuchst du nicht, für eine Weile zu schlafen? Wir haben nichts Besseres zu tun.«
    »Weck mich in vier Stunden«, brummte Emerson. »Wir werden abwechselnd Wache halten.«
    »Ja, Sir.«
    In vier Stunden würde die Nacht hereinbrechen und der Mond aufgehen. Es war Neumond, doch die Sterne leuchteten hell. Ramses war sich nicht sicher, was er tun sollte, aber irgendetwas musste er unternehmen. Die Wüstennächte waren bitterkalt und sie hatten keine Decken und nur noch wenig Wasser. Emerson hatte Jacke, Wasserflasche, Waffe – alles mit Ausnahme seiner kostbaren Pfeife – in den Satteltaschen des toten Pferdes zurückgelassen. Risha verharrte ruhig, den edlen Kopf gesenkt. Auch er würde diese Nacht hungrig und durstig bleiben. Ramses hätte ihm den letzten Rest Wasser gegeben, wollte ihn jedoch für seinen Vater aufheben. Nun, sie würden überleben, alle drei, und die Unbequemlichkeit war lediglich das kleinere Übel.
    Würde der Attentäter bei Einbruch der Dunkelheit aufgeben? Verflucht unwahrscheinlich, überlegte Ramses. Hätte ich ihn beauftragt, würde ich den Beweis für die geleistete Arbeit erwarten. Ein grässliches Bild schoss ihm durch den Kopf: ägyptische Soldaten, die nach einer Schlacht ihre Siegestrophäen aufspießten. Gelegentlich trennten sie ihren getöteten Gegnern die Hände ab. Manchmal auch andere Körperteile.
    Ramses begann, seine Stiefel aufzuschnüren.

    Die untergehende Sonne hatte den Himmel in ein diffuses Zwielicht getaucht, als er das erwartete Geräusch vernahm. Es war nur das leise Knirschen eines Kiesels, doch in der unheimlichen Stille der Wüste deutlich hörbar. Er horchte, aber nichts regte sich. Also kein Tier. Nur ein Mensch, der Übles im Schilde führte, würde die Mühe auf sich nehmen, sich so geräuschlos fortzubewegen.
    Er richtete sich auf und tastete sich vorsichtig an der Wand

Weitere Kostenlose Bücher