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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aber wenn wir dieses Gebiet in der Dunkelheit durchforsten, riskieren wir ein gebrochenes Bein. Wir werden morgen früh jemanden herausschicken, der das Pferd und sein Lager ausfindig macht.«
    Da war noch eine weitere Sache. Keiner von beiden musste darauf hinweisen; betreten schweigend machten sie sich an die Arbeit und vertieften die Grube am Rande der Mauer. Ramses wickelte seine Jacke um den zertrümmerten Schädel, bevor sie ihn bewegten. Ein gezielter Schlag, und die Überreste des Mauerwerks bedeckten das Grab. »Erinnerst du dich noch an seinen Namen?«, erkundigte sich Emerson.
    »Ja.« Unwahrscheinlich, dass er ihn je vergaß oder die in dieser einzigen Antwort auf ihre Fragen mitschwingende Bitte ignorierte. Eines Tages würde der Bankier in Berlin erfahren, dass sein Sohn als Held gestorben war, welcher Trost ihm das auch immer sein mochte.
    Ein weiterer Toter, eine weitere Sackgasse, sinnierte Ramses, aus der es vermutlich so leicht kein Entrinnen gab.
    Er holte die Wasserflasche, die an Emersons Pferd hing, und tränkte Risha. Dann wandte er sich an seinen Vater. »Willst du vorausgehen? Allein kommst du schneller voran. Mir macht es nichts aus, hier zu bleiben.«
    »Gütiger Himmel, nein. Was ist, wenn ich erneut stürze? Du gehst und ich werde warten.«
    Er wusste genau, was sein Vater vorhatte, und zögerte inzwischen nicht mehr, es ihm auf den Kopf zuzusagen.
    »Du willst deine verfluchten Ruinen inspizieren, nicht wahr? Wenn du denkst, dass ich dich hier zurücklasse, damit du durch die Finsternis streifst, ohne Nahrung oder Wasser oder ein Transportmittel, dann hast du dich geirrt. Wir werden gemeinsam aufbrechen. Du reitest Risha, ich gehe zu Fuß.«
    Sie hatten die Taschenlampe ausgeschaltet, um die schwächer werdenden Batterien zu schonen. Emersons Gesicht konnte er nicht erkennen, aber er vernahm ein leises Kichern.
    »Störrisch wie ein Kamel. Nichts für ungut, mein Junge. Reich mir deine Hand, ja? Je eher wir zurückkehren, umso besser. Nur der Allmächtige weiß, was deine Mutter inzwischen angestellt hat.«
11. Kapitel
    Die Wohnung befand sich in dem modernen Stadtteil Ismailija. In der angemieteten Droschke sitzend registrierte ich, dass er das Gebäude gegen drei Uhr betrat. Er hatte auswärts zu Mittag gegessen.
    Ich lüge nur, wenn es unumgänglich ist. In diesem Fall war es unumgänglich gewesen. Hätte Emerson von meinem Vorhaben gewusst, hätte er mich nicht aus den Augen gelassen. Hätte ich Nefret die Wahrheit gebeichtet, hätte sie darauf bestanden, mich zu begleiten. Keinen der beiden hätte ich akzeptiert.
    Ich gönnte meinem Opfer eine halbe Stunde Muße, dann inspizierte ich mich in meinem kleinen Taschenspiegel. Die Tarnung war perfekt! Nie zuvor war mir jemand begegnet, der sich so ladylike zu einem heimlichen Rendezvous einfand. Das einzige Problem war mein Hut, der ständig schief saß, da sich die Hutnadeln auf Grund der Perücke nicht in mein eigenes Haar schieben ließen. Ich rückte ihn zurecht, arrangierte den Schleier und überquerte die Straße. Der Portier schlief. (Das war nichts Ungewöhnliches.) Mit dem Aufzug fuhr ich in die erste Etage und klingelte. Ein Bediensteter reagierte; seine dunkle Hautfarbe und der Tarbusch wiesen ihn als Ägypter aus, allerdings trug er die Dienstkleidung eines europäischen Butlers. Als er um meinen Namen bat, legte ich einen Finger an meine Lippen und lächelte viel sagend.
    »Sie brauchen mich nicht anzumelden. Ich werde erwartet.«
    Offenbar war der Graf es gewöhnt, weibliche Gäste zu empfangen, die ihre Namen verschwiegen. Wortlos verbeugte sich mein Gegenüber und führte mich durch die Eingangshalle. Er öffnete eine Tür und bedeutete mir einzutreten.
    Der Raum war ein Salon oder Wohnzimmer, relativ klein, aber elegant möbliert. Ein Mann saß schreibend an einem Sekretär neben den Fenstern und wandte mir den Rücken zu. Offensichtlich teilte er Emersons Meinung, dass eng sitzende Garderobe den intellektuellen Schöpfungsprozess beeinträchtigt. Er hatte Jacke und Weste abgelegt und seine Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt.
    Ich umklammerte meinen Sonnenschirm fester, rückte meinen Hut aufs Neue zurecht und trat ein. Der Diener schloss die Tür hinter mir – und dann hörte ich ein Geräusch, das mir den Atem stocken ließ.
    Ich warf mich vor die Tür. Zu spät! Sie war abgeschlossen.
    Langsam wandte ich mein Gesicht dem Mann zu, der aufgestanden war, um mich zu begrüßen, seine Hand ruhte locker auf der

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