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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Rückenlehne seines Stuhls. Der schwarze Schopf, Schnauzbart und Monokel waren die des Grafen de Sevigny. Seine geschmeidige Haltung, der durchtrainierte Körper und die Augen – ein undefinierbarer Farbton zwischen Grau und Braun – waren die eines anderen.
    »Endlich!«, rief er. »Ich habe mit dem Tee auf Sie gewartet, meine Liebe. Wären Sie so freundlich, uns einzuschenken?«
    Auf dem Tisch standen ein elegantes silbernes Teeservice und mit Sandwiches und Gebäck gefüllte Platten.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz«, bemerkte Sethos höflich. »Wie ich glaube, haben Sie eine Vorliebe für Gurken-Sandwiches?«
    »Gurken-Sandwiches«, sagte ich, während ich mich um Haltung bemühte, »finde ich augenblicklich nicht verlockend. Bitte, lassen Sie uns nicht feierlich hier herumstehen. Setzen Sie sich und halten Sie Ihre Hände so, dass ich sie sehen kann.«
    Ein riesiger Schritt, und er war an meiner Seite. »Die Perücke steht Ihnen nicht«, meinte er und riss mir den Hut vom Kopf – und die Perücke, an der er (nur notdürftig) befestigt war. »Und sofern Sie mir ein Wort der Kritik erlauben wollen, dieser Sonnenschirm passt nicht zu Ihrer Garderobe.«
    Die auf meiner Schulter ruhende Hand sank, da ich zurücksprang. Er machte keinerlei Anstalten, mich festzuhalten. Stattdessen verschränkte er die Arme und beobachtete mit empörender Belustigung, wie ich vergeblich den Schirmgriff betätigte. Der Knopf klemmte noch immer. Ich würde ein Wörtchen mit diesem faulen Halunken Jamal zu reden haben, wenn ich nach Hause zurückkam!
    Falls ich zurückkäme.
    »Darf ich Ihnen behilflich sein?«, erkundigte sich Sethos. Das spöttische Lächeln, die laszive Geste gaben mir die erforderliche Kraft. Der Knopf funktionierte. Ich zog die Klinge und schwang sie bedrohlich.
    »Ha!«, schrie ich. »Jetzt werden wir sehen, wer hier die Kommandos gibt! Setzen Sie sich in diesen Sessel.«
    Für einen Mann, der eine Degenspitze an seiner Kehle spürt, wirkte er recht gelassen, aber er gehorchte. »Ein reizendes kleines Accessoire«, bemerkte er. »Stecken sie es weg, meine Liebe. Sie werden es nicht brauchen. Sie wären nicht in der Lage, einem Mann die Kehle aufzuschlitzen, solange man sie nicht reizt – und ich habe nicht die Absicht, ihr Temperament auf die Probe zu stellen. Jedenfalls nicht in dieser Hinsicht.«
    Seine Augen funkelten durchtrieben. Welche Farbe hatten sie nun eigentlich? Ich beugte mich vor. Sethos stieß einen leisen Schrei aus. »Bitte, Amelia«, seufzte er.
    Eine feine Blutspur rann über seinen entblößten Hals. »Es war ein Unfall«, sagte ich leicht verwirrt.
    »Ich weiß. Ich verzeihe Ihnen. Setzen Sie sich und gießen Sie mir eine Tasse Tee ein. Es besteht kein Anlass zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, verstehen Sie? Sie haben gesiegt. Ich kapituliere.«
    »Habe ich? Geben Sie auf?«
    Sethos lehnte sich zurück, seine Hände auf die Sessellehnen gelegt. »Ich nehme an, dass Sie die übliche Nachricht hinterlassen haben, die, falls Sie nicht heimkehren, geöffnet werden soll, also kann ich Sie nicht auf unbegrenzte Zeit festhalten. Ihr Gatte und Ihr Sohn werden erst in einigen Stunden zurückkehren, doch auch andere könnten sich berufen fühlen, Sie zu suchen, unter anderem Ihre Tochter, diese reizende kleine Tigerin. Allerdings ist sie nicht Ihr eigen Fleisch und Blut. Manchmal, Amelia, verblüfft es mich, dass Sie in vielen Dingen so klug sind, aber andere übersehen, die direkt vor Ihrer Nase liegen.«
    »Verflucht!«, schrie ich ziemlich irritiert. »Woher wissen Sie … Was meinen Sie mit … Sie versuchen, mich vom Thema abzubringen. Wir sprachen von –«
    »Mein Fauxpas.« Sethos lächelte. »Verzeihen Sie mir. Die Unterhaltung mit Ihnen ist so charmant, dass ich stets versucht bin, sie auszudehnen.«
    »Ich akzeptiere Ihren Fauxpas. Kommen Sie mit. Meine Droschke wartet.« Ich nahm Angriffshaltung an, die Beine leicht gespreizt, den Degen gezückt. Sethos’ Lippen zuckten verräterisch. Statt sich zu erheben, beugte er sich vor und legte die Hände zusammen. Es waren schlanke, gepflegte Hände und seine durchtrainierten entblößten Unterarme hätten viele jüngere Männer mit Neid erfüllt.
    »Sie missverstehen mich, werte Amelia. Sie haben mein Herz bereits erobert, und der Rest von mir liegt Ihnen zu Füßen, allerdings nicht, wenn Sie ihn in eine Gefängniszelle befördern wollen. Was ich zum Ausdruck bringen wollte, war, dass Sie die Aura dieser Identität zerstört haben. Man

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