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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Sie schon! Versetzen Sie mich unverzüglich und schmerzlos in den Zustand der Bewusstlosigkeit, wie Sie es damals androhten – Sie Schuft!«
    Er schmunzelte. »Oh, meine liebste Amelia, bislang habe ich mich keinesfalls wie ein Schuft verhalten. Soll ich?«
    Seine feingliedrigen, energischen Finger glitten durch mein Haar und bogen meinen Kopf zurück. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt. Intensiv musterte ich diese geheimnisumwitterten Züge. Seine Augen waren grau mit einem grünlichen Schimmer. Ich meinte, eine schwache Linie auf seinem Nasenrücken zu erkennen, irgendeine Substanz, die seine Nasenform verändern sollte. Seine Lippen waren gar nicht so schmal, wie es den Anschein erweckte …
    Er presste sie zu einer dünnen Linie zusammen und seine Umklammerung wurde schmerzhafter. »Um Himmels willen, Amelia, Sie könnten mir wenigstens Aufmerksamkeit schenken, während ich entscheide, ob ich die Situation auszunutzen gedenke! Warum sollte ich es eigentlich nicht tun? Wie oft haben Sie sich in meiner Gewalt befunden, und wie viele Male habe ich lediglich gewagt, Ihre Hände zu küssen? Ich liebe nur Sie. Die Zeiten sind gefährlich; vielleicht sehen wir uns nie wieder. Was sollte mich davon abhalten, das zu tun, was ich mir stets ersehnt habe?«
    Mir fiel nichts ein.
    »Äh – Ihr Ehrgefühl?«, räumte ich ein.
    »Ihrer Ansicht nach besitze ich keins«, erwiderte Sethos verbittert. »Und denken Sie nicht, dass mich Tränen von meinem Entschluss abbringen!«
    »Ich habe nicht vor zu weinen.«
    »Nein, sicherlich nicht. Das ist einer der Gründe, warum ich Sie so sehr liebe.« Seine Lippen berührten die meinen. Ich spürte, wie er zitterte; dann zog er mich ungestüm an sich und bezwang meinen Mund mit einem unerbittlichen, leidenschaftlichen Kuss.
    Selbstverständlich wehrte ich mich. Meine Würde und meine Verbundenheit mit meinem geliebten Gatten verlangten das von mir. Genau genommen war es vergebliche Liebesmüh. Seine starken Arme bezwangen mich mit einer Leichtigkeit, als wäre ich ein Kind. Seine Lippen glitten zu meiner Wange, und als ich nach Atem rang, flüsterte er: »Setzen Sie sich nicht zur Wehr, Amelia, Sie werden sich nur selbst schaden, denn Widerstand fordert einen Mann von meinem ungezügelten Temperament zum Äußersten heraus. Ich weigere mich, die Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen, wenn Sie mir weiterhin die Stirn bieten. So ist es viel besser …«
    Erneut fand sein Mund den meinen.
    Ich hätte nicht sagen können, wie lange dieser glühende Kuss währte. Ich spürte nicht einmal die Berührung, die mir das Bewusstsein raubte.
    Als ich wieder zu mir kam, hatte ich das Gefühl, aus einem erholsamen Schlummer erwacht zu sein – angenehm entspannt und erquickt. Dann besann ich mich. Mit einem unterdrückten Aufschrei fuhr ich hoch und musterte mit schreckgeweiteten Augen meine Umgebung.
    Ich war allein. Es war dämmrig in dem Raum, der nur von einer Lampe erhellt wurde. Es handelte sich um ein Schlafzimmer. Das Sofa, auf dem ich ruhte, war angenehm weich, mit Kissen ausstaffiert und von silberdurchwirkten azurblauen Seidenvorhängen umgeben. Typisch für den Grafen, und auch für Sethos. Auf dem Nachtschrank neben dem Bett standen eine Kristallkaraffe mit Wasser, ein Silberbecher und … und … eine Platte mit Gurken-Sandwiches! Sie bogen sich an den Rändern. Der Bedienstete hätte sie wenigstens mit einer feuchten Serviette bedecken können! Aber vermutlich, so sinnierte ich, hatte er Wichtigeres zu tun.
    Reflexion und Recherche (ich glaube, ich muss das nicht vertiefen) überzeugten mich, dass Sethos’ Aufmerksamkeiten nicht über diese langen, stürmischen Küsse hinausgegangen waren. Mehr als genug, würde Emerson mir gewiss zustimmen, wenn ich es ihm gestand … Falls ich es ihm gestand.
    Mein erster Gedanke war Flucht. Natürlich war die Tür verschlossen. Das hatte ich erwartet. Die Fenster waren mit Blenden versehen, deren Verschlussmechanismus ich nicht zu lokalisieren vermochte. Meine Taschenuhr informierte mich, dass mehrere Stunden vergangen waren. Es ging auf sieben Uhr zu. Als ich meine Handtasche durchwühlte, die neben mir auf dem Sofa lag, musste ich feststellen, dass Handschellen, Seil, Schere und die Pistole fehlten. Der Raum wirkte wie leer gefegt; man hatte die Schubladen geleert (was auch immer sie beinhaltet hatten) und die Toilettenartikel entfernt. Es gab nichts, was sich als Waffe oder Schlüsselersatz verwenden ließ.
    Ich zog

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