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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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eine Haarnadel aus meiner ramponierten Frisur und kniete mich vor das Schloss.
    Wie ich bereits bei früherer Gelegenheit feststellen musste, eignen sich Haarnadeln nur bedingt als Dietrich. Weil mein Ohr in Türnähe war, vernahm ich Geräusche aus dem Nebenzimmer – eilende Schritte; das Schleifen eines schweren, über den Boden gezogenen Gegenstandes; vereinzelte harsche Befehle von einer mir vertrauten widerwärtigen Stimme. Sicherlich stand Sethos im Begriff, seine Reisevorbereitungen zu beenden. Seine letzte Anweisung verschaffte mir definitiv Gewissheit. »Lass die Kutsche vorfahren und bring das Gepäck nach unten.«
    Schritte näherten sich der Tür, hinter der ich kniete. Würde er sie öffnen? Würde er mir ein letztes Lebewohl wünschen wollen – oder die martialische, von ihm angedrohte Tat begehen? Mein Herz raste, während ich mich erhob, entschlossen, meine letzten Kraftreserven zu mobilisieren.
    Dann vernahm ich einen langen, tiefen Seufzer. Die Schritte entfernten sich.
    Ich stand noch immer an der Tür, meine Hand auf meinen Busen gepresst, als ein Schrei von Sethos mich zusammenzucken ließ. »Was zum Teufel –« Eine Tür fiel geräuschvoll ins Schloss, ein Diener lamentierte und Sethos fing an zu lachen.
    »Hat sie dich tatsächlich gebissen? Komm, überlass sie mir. Nun, meine Liebe, es besteht keine Veranlassung für diese blindwütigen Aktivitäten; sie ist in Sicherheit und unversehrt, und wenn Sie sich entsprechend verhalten, werde ich Ihnen gestatten, ihr Gesellschaft zu leisten, während ich die Vorbereitungen beende, die Sie so unhöflich unterbrochen haben. Wenn nicht, werde ich Sie in einen finsteren Besenschrank voller Kakerlaken sperren. Gut. Wie ich sehe, nehmen Sie Vernunft an. Hamza, entriegle die Tür. Amelia, treten Sie zurück; ich weiß, dass Sie gelauscht haben, und die Zeit drängt.«
    Auch ich gehorchte. Die Tür sprang auf und ich sah – wie bereits von mir befürchtet – meine Tochter und meinen Todfeind. Mit einem Arm presste er ihre Arme an ihren Körper und hielt sie unerbittlich fest; die andere Hand bedeckte ihren Mund. Ihr Haar hatte sich gelöst und ihre Augen funkelten vor Zorn, doch sie war einsichtig genug, sich nicht zur Wehr zu setzen.
    »Schreien oder fluchen ist zwecklos, Miss Forth«, bemerkte Sethos, während er sie ins Zimmer schleifte.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, aber erst einmal geben Sie mir das Messer, das Sie sicherlich irgendwo an ihrem Körper verbergen. Alternativ müsste ich Sie durchsuchen, und das möchte ich vermeiden, sofern Sie mich nicht dazu zwingen. Amelia würde das sicher nicht gutheißen.«
    Er nahm seine Hand von ihrem Mund, seine Fingerspuren zeichneten sich auf ihren Wangen ab. Sie schluckte, und ich sagte rasch: »Gib ihm das Messer, Nefret.
    Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Heldentum und Temperamentsausbrüche.«
    Ihr Blick wanderte von mir zu Sethos, der einen Schritt zurückgewichen war, und dann zu dem Diener. Sie wog unsere Chancen ab und musste einsehen, dass sie gegen uns standen. Dann griff sie in die Seitentasche ihres Rocks, die in die Naht eingelassen und nach unten hin offen war, und umklammerte das an ihrem Schenkel befestigte Messer. Langsam zog sie es hervor, zögerte und legte es dann in Sethos’ ausgestreckte Hand.
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, wollte ich wissen. »Und warum warst du so töricht, allein herzukommen, da ich annehme –«
    »Verzeihen Sie«, unterbrach Sethos. »Sie können nach meinem Aufbruch plaudern. Ich bin etwas in Eile, doch solange ich hier bin …«
    Er trat einen Schritt auf mich zu, blieb dann stehen und blickte gedankenverloren zu Nefret. »Drehen Sie sich um, Miss Forth.«
    Nefrets Augen weiteten sich. »Tu es«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie wirbelte herum.
    Vorübergehend hätte ich ihm entwischen können; aber wie unwürdig und erniedrigend wäre diese panische und vergebliche Flucht gewesen, mit Sethos auf den Fersen und seinen langen Armen, die mich jederzeit hätten packen können! Vermutlich hätte er dabei gelacht. Was auch immer ich tat, es war sinnlos. Es war weitaus besser, nachzugeben und es hinter sich zu bringen.
    Aufs Neue spürte ich, wie seine Arme mich umfingen und seine Lippen die meinen erkundeten. Für einen Mann, der behauptete, in Eile zu sein, nahm er sich recht viel Zeit. Als er mich losließ, wäre ich gestürzt – da mir schwindlig war –, wenn er mich nicht sanft auf das Sofa gedrückt hätte.
    »Leben

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