Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra
einige andere. Besagte Personen zweifeln an der Aufrichtigkeit seiner Überzeugung.«
»Sie meinen wohl eine ganz bestimmte Person. Sie sprechen von sich, nicht wahr? Ein Mann, der Ihrem schändlichen Gewerbe nachgeht, verdächtigt jeden des Betrugs.«
Das hatte gesessen. Seine Miene verfinsterte sich und er erstarrte. »Ich bin meinen derzeitigen Auftraggebern treu ergeben. Sie mögen meine Methoden vielleicht nicht akzeptieren, doch das gibt Ihnen nicht das Recht, sie zu kritisieren.«
»Was meinen Sie damit?«, kreischte ich entsetzt.
»Nun … lediglich, dass Sie genauso verfahren würden, wenn Sie meine Qualifikation besäßen. Glücklicherweise ist es nicht so; anderenfalls würden Sie keine Sekunde lang zögern, nicht nur Ihr Leben, sondern auch Ihre Ehre aufs Spiel zu setzen.«
»Das verstehe ich nicht.«
Natürlich verstand ich und es erfüllte mich mit Angst und Besorgnis. Er arbeitete für den Feind und warnte mich soeben, dass seine »Auftraggeber«, wie er sie gönnerhaft bezeichnete, Ramses misstrauten. Seine spöttischen Hinweise auf die Gefahren für Leben und Ehre beschrieben die Maskerade meines Sohnes nur zu genau. Sethos hatte mir einmal sein Wort gegeben, dass er keinem der von mir geliebten Menschen Schaden zufügen würde; die versteckte Warnung war seine perverse Art, ein solches Versprechen einzuhalten.
Ich griff in die Tasche zu meinen Füßen und bemerkte, dass seine Augen der Bewegung meiner Hand folgten. Er versteifte sich. Da wusste ich, dass ich einen fatalen Fehler begangen hatte. Ich hatte geglaubt, dass er sich nichts Verwerflicherem als dem illegalen Handel mit Antiquitäten schuldig gemacht hatte, und darauf vertraut … Ich spürte, wie ich vor Scham errötete. Ja, ich hatte auf seine mir entgegengebrachte Wertschätzung vertraut; ich hatte seine Empfindungen für meine Zwecke ausnutzen wollen. Was für eine Närrin ich doch gewesen war! Er war schlimmer als ein Dieb, er war ein Spion und ein Verräter, und ich durfte es nicht riskieren, dass er mir jetzt entwischte, nicht, wenn das Leben meines Sohnes davon abhängen konnte, was Sethos wusste. Ich vermochte ihn nicht zu überwältigen. Ich konnte ihn nicht fesseln oder ihm Handschellen anlegen, solange er aktionsfähig war, und ich bezweifelte, dass er die Freundlichkeit besitzen würde, mir den Rücken zuzukehren, so dass ich ihn bewusstlos schlagen konnte. Die Pistole war meine letzte Rettung. Aber was war, wenn ich ihn verfehlte oder ihn mit dem ersten Schuss lediglich verletzte? Ich wusste um seine Kraft und seine Schnelligkeit; da er eindeutig mit einem Angriff rechnete, konnte er mich überwältigen, ehe ich die Waffe gezogen und abgedrückt hatte. Ja, ich war eine Närrin gewesen, trotzdem konnte ich ihn immer noch überlisten.
Ich nahm die Tasche und erhob mich. Sethos’ Muskulatur entspannte sich und er bedachte mich mit einem höflichen Lächeln.
»Ein so überstürzter Aufbruch? Ohne die Antworten auf Ihre anderen Fragen abzuwarten?«
»Nun, ja.« Ich umklammerte den Sonnenschirm und trat hinter dem Tisch hervor. »Wir beide scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein. Ich kann Sie nicht zwingen, mich zu begleiten, vertraue jedoch auf Ihr Wort, dass Sie Kairo unverzüglich verlassen. Leben Sie wohl und – äh – danke für den Tee.«
»Ihre Manieren sind untadelig!« Sethos lachte. »Dennoch befürchte ich, dass Sie noch nicht aufbrechen können.«
Er trat mit dem leichten, federnden Schritt auf mich zu, den ich nur zu gut kannte. Ich wich zurück. »Sie sagten, Sie würden mich nicht hier festhalten.«
»Nicht unbegrenzt, sagte ich. Aber meine Liebe, Sie nehmen doch nicht an, dass ich Sie gehen lasse, damit Sie umgehend die Polizei informieren? Ich brauche ein paar Stunden, um meine Reisevorkehrungen zu treffen. Freunden Sie sich mit dem Gedanken an, dass Sie noch eine Weile werden warten müssen. Ich verspreche, dass ich Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten und dafür sorgen werde, dass man sie freilässt, sobald ich in Sicherheit bin.«
Ich hob meinen Schirm. Mit einer flinken Bewegung seines Arms schlug Sethos ihn mir aus der Hand.
»Sie haben etwas in den Tee getan«, hauchte ich, als er mich packte.
»Nein. Sollten Ihre Hände zittern, dann muss das andere Ursachen haben.« Er hielt mich in seiner Armbeuge und zog mich näher. Seine andere Hand berührte meine Wange. »Erinnern Sie sich noch, was ich Ihnen seinerzeit von einem bestimmten Nerv hinter dem Ohr erzählt habe?«
»Ja. Dann machen
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