Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
als dein Vater«, tadelte ich. »Was ist mit deinem Hemd passiert? Und mit deinem schönen neuen Tweedjackett? Was du da gerade trägst, passt dir nicht.«
    »Lass ihn zuerst essen, Tante Amelia«, wandte Nefret irgendwie schnippisch ein.
    »Danke«, murmelte Ramses. »Ich werde mir rasch ein frisches Hemd überziehen, bevor ich frühstücke; das ist Vaters Jacke, und du hast ganz Recht, sie passt nicht.«
    Allerdings kaschierte sie die Verbände und Narben seiner letzten Verletzung. Ich hielt es für das Beste, ihn zu begleiten und mich zu vergewissern, dass er keine sofortige medizinische Hilfe benötigte, denn das hätte er mir vermutlich nicht auf die Nase gebunden.
    Die gesamte Familie, einschließlich Emerson, eskortierte ihn in den Innenhof. Nachdem er ihn umarmt hatte, verkündete Daoud: »Ich werde heimgehen. Es ist gut, dass du wieder hier bist.«
    »Hmhm«, meinte Emerson aufgebracht. »Was ist mit mir?«
    Ramses spähte zu seinem Vater; dann lächelte er so breit, dass ich es als Grinsen bezeichnet hätte, sofern ich meinen Sohn dieses Gesichtsausdrucks für fähig gehalten hätte. Schließlich drehte er sich um und rannte die Treppe hinauf.
    Ich starrte ihm nach. Emerson fasste meinen Arm und flüsterte mir ins Ohr: »Frag ihn nicht nach seiner Jacke.«
    Emersons Flüstern ist im Umkreis von drei Metern vernehmbar. Jeder im Innenhof hörte ihn, unter anderem auch Nefret. »Warum denn nicht?«, wollte sie wissen.
    »Er hat sie liegen gelassen, versteht ihr«, fabulierte Emerson. »Sie vergessen. Die neue Jacke. Der arme Junge …«
    Ich ließ ihn mit seinen Lügengeschichten zurück und folgte Ramses.
    Seine Tür stand offen. Es verwirrte mich etwas, als ich ihn sagen hörte: »Sehr liebenswürdig. Allerdings werde ich zum Frühstück erwartet. Vielleicht können wir sie für später aufheben.«
    Er stand vor dem Bett, eine tote Maus am Schwanz festhaltend.
    »Das also hat sie damit gemacht«, bemerkte ich. »Ich war der erste Empfänger, aber ich befürchte, dass ich das Geschenk nicht so gewürdigt habe wie du. Ich wünschte, du würdest die Katze nicht wie einen Menschen ansprechen, das ist ausgesprochen verwirrend. Zieh diese Jacke aus und lass mich einen Blick auf dich werfen.«
    Ramses warf die Maus auf seinen Schreibtisch. Seshat setzte sich und begann, sich zu putzen.
    »Hör auf, Mutter.« Er streifte die Jacke ab und warf sie auf das Bett. Mit Ausnahme der fast verheilten Verletzungen waren sein gebräunter Brustkorb und sein Rücken unversehrt. »Ich bin so hungrig wie ein Schakal. Vater braucht deine Fürsorge mehr als ich. Es erstaunt mich, dass du dich nicht sofort auf ihn gestürzt hast.«
    »Er war zu hungrig.« Ich beobachtete, wie er ein Hemd aus dem Schrank nahm und überzog. »Er erwähnte, er sei vom Pferd gefallen, als das arme Geschöpf in ein Loch trat und sich ein Bein brach. Was ist passiert?«
    »Ja, er ist gestürzt. Zusammen mit dem Wallach, der von einer Kugel getroffen wurde.« Er schloss den letzten Hemdknopf. »Kann der Rest noch warten? Nein, vermutlich nicht. Es war eine Falle. Der Bursche hatte uns aufgelauert, und wegen Vaters Verletzung schien es uns ratsam, bis zum Einbruch der Dunkelheit dort zu bleiben, wo wir waren. Der Mann war ein deutscher Spion. Als er aus seinem Versteck kam, hatten wir eine kleine Auseinandersetzung mit ihm. Er zog den Selbstmord einer Gefangennahme vor. Wir traten den Rückweg an. Als wir die Karawanenroute erreichten, feuerte ich einige Schüsse ab, die das Kamelkorps schließlich auf uns aufmerksam machten. Sie eskortierten uns zu den Kasernen in Abbasia.«
    Seine Schilderung war so knapp und emotionslos gewesen wie ein Bericht. Mir war klar, dass er mir nicht alles erzählt hatte und dass ich ihm nicht mehr würde entlocken können.
    Ramses stopfte sein Hemd in den Hosenbund. »Können wir jetzt nach unten gehen?«
    Zu Fatimas Freude nahmen alle ein zweites Frühstück ein; nichts gefiel ihr besser, als so viele Leute zu beköstigen, wie sie zusammenbekommen konnte. Sobald sie Ramses bemerkte, konzentrierte sich ihre Fürsorge auf ihn, und eine Zeit lang war er nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu äußern, da sie ihn mit Eiern und Haferbrei und Marmeladenbroten voll stopfte.
    Emerson erzählte Selim und Daoud – die nicht heimgegangen waren – von den Ruinen in der Wüste. »Ein Tempel«, belehrte er sie. »19. Dynastie. Ich habe eine Kartusche von Ramses II. bemerkt. Wir werden ein paar Tage dort draußen verbringen, Selim, sobald

Weitere Kostenlose Bücher