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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war alles, Emerson.«
    »Mehr als einmal?«
    »Äh – ja.«
    »Wie oft?«
    »Das hängt von der Sichtweise des Betrachters ab –«
    »Und dich umarmt?«
    »Mit allem Respekt, Emerson. Äh – im Großen und Ganzen.«
    »Es ist unmöglich«, knurrte Emerson, »eine Frau respektvoll zu umarmen, die mit einem anderen Mann verheiratet ist.«
    Allmählich leuchtete mir ein, dass ich Abdullahs Rat besser befolgt hätte.
    »Vergiss es, Emerson«, seufzte ich. »Es ist aus und vorbei. Das Wichtigste ist doch, dass Sethos fort ist. Ich befürchte nur – bin mir fast sicher –, dass er von Ramses weiß.«
    »Meinst du?«
    »Ich habe dir berichtet, was er gesagt hat.«
    »Hmmm, ja.«
    Ich hatte darauf bestanden, ihm beim Ankleiden zu helfen, da es sich schwierig gestaltet, mit nur einem funktionsfähigen Arm Hemd und Hose anzuziehen. Eher nachdenklich als übellaunig legte er die Stirn in Falten und schob seinen Arm in das Hemd, das ich ihm hinhielt; er leistete auch keinen Widerstand, als ich anfing, es zuzuknöpfen.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, erkundigte ich mich.
    »Im Hinblick auf Sethos? Überlass es Russell. Autsch«, fügte er hinzu.
    »Verzeih mir, mein Schatz. Bitte, steh auf.«
    Mit der Vitalität einer Mumie stand er da und starrte ins Leere, während ich ihn fertig ankleidete und einige Streifen Verband um seine Schulter und seinen Brustkorb wickelte, um seinen Arm zu entlasten. Dann sagte ich: »Emerson?«
    »Hmmm? Ja, mein Schatz, was ist denn?«
    »Ich fände es schön, wenn du mich umarmen würdest, sofern es dir nicht zu viel Mühe bereitet.«
    Emerson bewerkstelligt mit einem Arm mehr als die meisten Männer mit zweien. Ich schmiegte mich in seine innige Umarmung, erwiderte seine Küsse und hoffte, dass ich ihn überzeugt hatte, dass kein anderer Mann jemals seinen Platz in meinem Herzen einnehmen würde.

    In der Schachtkammer befanden sich drei Statuen. Die anrührendste stellte den Prinzen und seine Gemahlin in einer Pose dar, die ich von vielen Beispielen her kannte und die mich stets aufs Neue fasziniert. Sie standen dicht beieinander, ihr Arm umschlang seine Taille und sie waren fast gleich groß; die Dame war nur wenige Zentimeter kleiner – wie vermutlich auch zu Lebzeiten. Sie trug ein schlichtes, gerade geschnittenes Gewand und er einen knielangen Schurz, der an einer Seite plissiert war. Ihre Gesichter strahlten die unerschütterliche Ruhe aus, mit der diese gläubigen Menschen der Ewigkeit gegenübertraten. Reste des ursprünglichen Farbauftrags waren erhalten geblieben: das Weiß ihrer Kleidung, die schwarzen Perücken, die gelbliche Haut der Dame und der dunklere Teint ihres Gemahls. Frauen wurden stets mit helleren Gesichtern abgebildet als Männer, vermutlich deshalb, weil sie weniger der Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren als ihre Gatten.
    Es gab noch eine weitere, kleinere Statue des Prinzen und die eines Jugendlichen, der als sein Sohn ausgewiesen wurde. Am Spätnachmittag hatten wir sie ans Tageslicht befördert; selbst die größte von ihnen hatte nicht einmal andeutungsweise das Gewicht der königlichen Statue.
    »Lass sie zum Haus transportieren, Selim«, befahl Emerson und fuhr sich mit seinem Hemdsärmel über die Stirn.
    Nefret teilte uns mit, dass sie noch für einige Stunden ins Hospital müsse, und eilte in Richtung Mena House, wo wir die Pferde zurückgelassen hatten. Sobald sie außer Hörweite war, erklärte Ramses: »Ich verschwinde ebenfalls.«
    »Wohin?« Ich versuchte, ihn festzuhalten.
    »Ich habe einiges zu erledigen. Verzeih mir, Mutter, aber ich muss mich beeilen. Ich bin rechtzeitig zum Abendessen zurück.«
    »Setz deinen Tropenhelm auf«, rief ich ihm nach. Er drehte sich um, winkte und lief weiter. Ohne besagte Kopfbedeckung.
    Als Emerson und ich zum Mena House zurückkehrten, fanden wir Asfur, die Ramses an jenem Tag geritten hatte, noch immer im Stall vor. »Er ist mit dem Zug gefahren«, zischte ich aus einem Mundwinkel. »Das bedeutet –«
    »Ich weiß, was das bedeutet. Du reitest Asfur, Peabody, und ich nehme das andere Pferd. Und verhalte dich ruhig!«
    Gewiss, ich hätte einkalkulieren sollen, dass Ramses mit dem einen oder anderen, vermutlich sogar mit mehreren Leuten würde kommunizieren müssen. Das bedeutete noch lange nicht, dass ich das guthieß. Mein Nervenkostüm war noch immer lädiert von der Anspannung der vergangenen vierundzwanzig Stunden. Emerson und ich ritten Seite an Seite, jeder mit seinen eigenen Überlegungen beschäftigt; dass

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