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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine nicht erbaulicher waren als meine, bewies mir sein Mienenspiel. Der Aberglaube zählt nicht zu meinen Charakterschwächen, doch allmählich beschlich mich das Gefühl, dass ein entsetzlicher auf uns lastender Fluch für unsere Misserfolge verantwortlich war. Jede von uns entdeckte Spur verlor sich, sobald wir sie verfolgten. Zwei überaus viel versprechende Ansätze waren innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden gescheitert: meine Enttarnung von Sethos und Emersons Gefangennahme des deutschen Spions. Jetzt hatte Sethos jegliche Handhabe mit seinem fatalen Wissen und der Auftraggeber des Attentats würde schon bald von dessen Misslingen erfahren. Was würde er als Nächstes tun? Was konnten wir als Nächstes tun?
    Emerson und ich diskutierten darüber, während wir unseren Tee einnahmen und die Post sortierten. Da ich das am Vortag nicht getan hatte, stapelten sich die Briefe und Mitteilungen.
    »Nichts von Mr Russell«, berichtete ich. »Er hätte uns sicherlich informiert, wenn er Sethos gefasst hätte.«
    Emerson brummelte: »Hmhm«, und nahm die Umschläge in Empfang, die ich ihm reichte.
    »Einer ist von Walter.«
    »Das sehe ich.« Emerson zerriss den Umschlag in seine Bestandteile. »Sie haben eine weitere Nachricht von David erhalten«, berichtete er, während er den Brief überflog.
    »Ich wünschte, wir könnten dasselbe sagen. Glaubst du, dass Ramses heute Nachmittag mit ihm redet?«
    »Keine Ahnung.« Wütend zerrte Emerson an seinem Schulterverband. »Verflucht, wie soll ich mit einer Hand einen Umschlag öffnen?«
    »Ich werde sie für dich öffnen, mein Schatz.«
    »Nein, das wirst du nicht. Du liest sie immer zuerst.« Emerson zerriss einen weiteren Umschlag. »Sieh mal einer an. Eine höfliche Notiz von Major Hamilton, in der er mich zu einer weiteren Flucht in letzter Minute beglückwünscht, wie er es nennt, und mich darauf hinweist, dass er mir eine Webley geliehen hat. Ich frage mich, was damit passiert ist.«
    »Erwähnt er seine Nichte?«
    »Nein, warum sollte er? Was schreibt Evelyn?«
    Er hatte ihre gleichmäßige, anmutige Handschrift erkannt. Mir war klar, was ihn am meisten interessierte, also las ich die Passagen laut vor, die von dem prächtigen Gedeihen und der bemerkenswerten Intelligenz der kleinen Sennia berichteten. »Sie stimmt uns alle glücklich und heiter. Vor kurzem hat sie Horus in ein Puppenkleid gesteckt und ihn in einem Wägelchen spazieren gefahren; ihr würdet lachen, wenn ihr seine langen Schnurrhaare und seinen dicken Katzenkopf umrahmt von einer Rüschenhaube sehen könntet. Obschon er jede Minute davon verabscheut, ist er wie Wachs in ihren Händen. Gott sei Dank ist sie noch zu jung, um von den Gräueltaten zu erfahren, die überall auf der Welt passieren. Jeden Abend küsst sie eure Fotos; sie sind schon recht abgegriffen, vor allem das von Ramses. Selbst Emerson wäre gerührt, denke ich, wenn er sähe, wie sie vor ihrem kleinen Kruzifix kniet und zu Gott betet, dass er euch alle beschützen möge. Diesen Wunsch teilt von ganzem Herzen deine dich liebende Freundin und Schwägerin.«
    »Und das hier«, bemerkte ich und hielt ihm ein schmuddeliges, mehrfach gefaltetes Stück Papier hin, »hat Sennia für dich mitgeschickt.«
    Emersons Augen schimmerten verräterisch. Nachdem er die wenigen in Druckschrift auf das Blatt gekritzelten Buchstaben gelesen hatte, faltete er es wieder und steckte es behutsam in seine Brusttasche.
    Ramses erhielt weder an diesem Tag noch an den beiden darauf folgenden Tagen Nachricht. Die Tage wurden zu Wochen. Beinahe jeden Tag brach er nach Kairo auf. Ich musste ihn nicht fragen, ob er die erwartete Mitteilung erhalten hatte. Obschon er nie die Kontrolle über sich verlor, äußerte sich seine nervliche Anspannung in den kaum wahrnehmbaren Linien um Augen und Mund und in den zunehmend schrofferen Antworten auf völlig legitime Fragen. Einige seiner Besuche galten Wardanis Gefolgsleuten; genau wie wir wurden sie unruhig, und Ramses gab zu, dass er einige Schwierigkeiten hatte, sie im Zaum zu halten.
    Gerüchte über die militärische Situation waren ein weiterer Störfaktor. Nach meiner Ansicht wäre es sinnvoller gewesen, wenn die Behörden die Tatsachen offen genannt hätten; vielleicht wären sie weniger alarmierend gewesen als die verbreiteten Geschichten. Vor Ber Sheva sollten 100000 Türken stehen. Weitere 200000 waren in Richtung Grenze aufgebrochen. Türkische Truppen hatten bereits die Grenze überquert, marschierten in

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