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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mich, als ich atemlos auf einen einladenden Felsblock sank.
    Sein Aussehen blieb in diesen Träumen unverändert – seine stattliche Gestalt war die eines Mannes in den besten Jahren, ein gepflegter schwarzer Bart umrahmte seine anziehenden, markanten Gesichtszüge. Sie wirkten unbeteiligt, doch in seinen dunklen Augen lag tiefe Zuneigung.
    »Endlich!«, entfuhr es mir, nachdem ich wieder zu Atem gekommen war. »Abdullah, ich habe mir so gewünscht, dich wieder zu sehen. Es ist schon so lange her.«
    »Für dich vielleicht, Sitt. Auf der anderen Seite der Himmelspforte ist die Zeit ohne Bedeutung.«
    »Heute Abend habe ich nicht die Geduld für deine philosophischen Exkurse, Abdullah. Du behauptest, alles zu wissen, was mich berührt – dann musst du auch wissen, wie besorgt ich bin, wie sehr ich Beistand benötige.«
    Ich streckte ihm meine Hände entgegen und er umschloss sie mit den seinen. »Sie sind wohlauf, Sitt Hakim, die beiden von dir geliebten Menschen. Gleich nach dem Aufwachen wirst du sie wieder sehen.«
    Mir war bewusst, dass ich träumte, doch diese Zusicherung überzeugte mich, als hätte ich es mit eigenen Augen gesehen. »Ich danke dir«, murmelte ich mit einem tiefen, erleichterten Seufzen. »Das ist eine gute Nachricht, aber nur ein Teil dessen, was ich erfahren will. Wie wird es enden, Abdullah? Werden sie leben und glücklich sein?«
    »Ich kann dir den Ausgang nicht verraten, Sitt.«
    »Du hast es schon einmal getan. Du sagtest, der Falke würde die Pforten der Morgendämmerung durchdringen. Welche Pforte, Abdullah? Es gibt viele Tore und manche führen in den Tod.«
    »Oder in die entgegengesetzte Richtung. Man kann eintreten oder hinausgehen, Sitt.«
    »Abdullah!«
    Ich versuchte, ihm meine Hände zu entziehen. Er umklammerte sie fester und lachte leise. »Ich kann dir den Ausgang nicht verraten, Sitt, weil ich sie nicht alle kenne. Dein Handeln kann die Zukunft beeinflussen, Sitt, und du bist nicht umsichtig. Du verhältst dich töricht.«
    »Du weißt es nicht?«, wiederholte ich. »Nicht einmal im Hinblick auf David? Er ist dein Enkel – kümmert dich das denn gar nicht?«
    »Ich sorge mich um euch alle. Und ich sähe es gern, wenn mein Enkel lebte und seinen Sohn in den Armen wiegte.« Sein ernstes Gesicht hellte sich auf, und er fügte gönnerhaft hinzu: »Sie werden ihn nach mir nennen.«
    »Oh, dann ist es ein Junge, nicht wahr?«
    »Das steht fest. Alles andere …« Seine Augen ruhten weiterhin auf meinem Gesicht. »Ich dürfte dir nicht einmal so viel sagen, dennoch solltest du meine Worte bedenken. Es wird eine Zeit kommen, da du auf das Wort eines Menschen vertrauen musst, an dem du gezweifelt hast, und eine Warnung beherzigen solltest, die nicht realistischer scheint als deine Träume. Wenn dieser Zeitpunkt eintritt, handle ohne Zögern oder Zweifeln.«
    Er erhob sich, half mir beim Aufstehen und führte meine Hände an seine Lippen. »Du kannst Emerson getrost von diesem Kuss berichten«, meinte er augenzwinkernd. »Doch an deiner Stelle, Sitt, würde ich ihm jene anderen verschweigen.«
    Statt einfach zu verschwinden, wie er und seine Umgebung es sonst in meinen Träumen taten, drehte er sich um und schlenderte davon. Er blieb nicht stehen und blickte auch nicht zurück, als er den langen Weg ins Tal hinabschritt, in dem die ägyptischen Könige ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.

    Als ich die Augen aufschlug, war der Raum erfüllt von dem perlmutterfarbenen Licht der Morgendämmerung. Seshat saß neben mir, eine fette Maus zwischen ihren Zähnen. Verschlafen wie ich war, gelang es mir nicht, rechtzeitig auszuweichen, als sie sie hingebungsvoll auf meinen Brustkorb legte.
    Daraufhin sprang ich aus dem Bett. Seshat holte die Maus aus der Ecke, in die ich sie katapultiert hatte, warf mir einen abschätzigen Blick zu und sprang mitsamt ihrer Trophäe durch das Fenster. Auf Grund meines unwillkürlichen Aufschreis – selbst eine Frau, die Nerven aus Stahl besitzt, entsetzt sich vor dem Anblick einer toten, zwanzig Zentimeter von ihrer Nase entfernten Maus – stürmte Nefret ins Zimmer. Nachdem ich die Sachlage erklärt hatte und Nefrets Gelächter abebbte, fasste sie meine Schultern.
    »Du siehst wesentlich besser aus, Tante Amelia. Du hast geschlafen.«
    »Ich habe geträumt.«
    »Von Abdullah?« Nefret war die Einzige, der ich von diesen Träumen und meinem Glauben daran erzählt hatte. »Was hat er gesagt?«
    »Lias Baby ist ein Junge.«
    Nefrets Lächeln war

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