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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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musste ich dafür Sorge tragen, dass Ramses lange genug lebte, um sie zu heiraten.
    Der letzte Tanz vor dem Diner begann, als ich den Ballsaal betrat. Emerson lag bereits auf der Lauer und erwartete mich.
    »Wo bist du gewesen?«, erkundigte er sich. »Es wird höchste Zeit. Ist irgendetwas passiert? Du knirschst mit den Zähnen.«
    »Tue ich das?« In der Tat. Rasch fand ich zu meiner Selbstbeherrschung zurück. »Keine Sorge. Die kritische Stunde naht! Lass das Automobil vorfahren, und ich werde Katherine informieren, dass wir aufbrechen.«
    Glücklicherweise fand ich sie im Kreis der Anstandsdamen. Es war mir egal, ob diese Klatschmäuler mich belauschten, allerdings wollte ich mich weder Nefret erklären noch Cyrus’ forschendem Blick begegnen. Katherine reagierte wie von mir erhofft und erwartet, sie hatte sogar schon mit meiner Bitte gerechnet, dass sie sich um Nefret kümmern und gemeinsam mit ihr zu uns nach Hause zurückkehren sollten. Sie erkundigte sich nicht nach Ramses.
    O ja, dachte ich, als ich zur Garderobe strebte, sie und Cyrus vermuten bereits, dass irgendetwas im Gange ist. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass man uns in ein fatales und mysteriöses Spiel hineingezogen hatte. Es geschah beinahe jedes Jahr.
    Emerson hatte bereits meinen Abendmantel geholt. Er warf ihn über meine Schultern, brummte: »Nimm diesen verdammten Spitzhut ab!«, und führte mich ins Freie. Der Wagen stand schon bereit, genau wie Ramses, seinen Cowboyhut in der Hand. Er sprang in den Fond. Ich setzte mich neben Emerson und beobachtete ihn unablässig, während er die erforderliche Prozedur durchführte, um das Automobil in Gang zu setzen. Es gab ein schnarrendes Geräusch – wie immer, wenn Emerson startete – und dann fuhren wir los.
    Wir befanden uns auf der Straße nach Heluan, mehrere Meilen südlich der Stadt, als Ramses seinem Vater auf die Schulter klopfte. »Halt hier an.«
    Emerson tat ihm den Gefallen. Selbst in der Dunkelheit, und es war ausgesprochen dunkel, kennt er Ägypten wie seine Westentasche. »Die Steinbrüche von Tura?«, fragte er.
    »In der Nähe davon.« Die Tür sprang auf und Ramses stieg aus. Er duftete lange nicht mehr so gut wie vorher, allerdings bedeckte eine Galabiya sein Kostüm und ein Turban sein Haar. »Gute Nacht«, murmelte er und verschwand geräuschlos in der Dunkelheit.
    Emerson stieg aus, schaltete den Motor jedoch nicht ab. »Nun, Peabody«, sagte er, während er die klirrenden Accessoires seiner Rüstung ablegte, »würdest du jetzt die Güte besitzen, mir deinen brillanten Plan zu eröffnen? Hast du Selim informiert, dass er dich hier treffen soll, um dich nach Hause zu fahren, oder willst du warten oder –«
    »Nichts von alledem.« Ich glitt auf den frei gewordenen Fahrersitz und umklammerte das Lenkrad. »Zeig mir, wie man dieses Monstrum steuert.«
    Ich foppte meinen geliebten Emerson. Ich wusste, wie man diese verfluchte Höllenmaschine in Bewegung setzte, auf mein Drängen hin hatte Nefret es mir ein- oder zweimal demonstriert. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihre Fahrstunden nicht fortsetzen können, doch wenn man die Grundkenntnisse besaß, war der Rest schließlich reine Übungssache. Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Emerson; sie hätte sicherlich länger gedauert, wenn ich ihn nicht darauf hingewiesen hätte, dass er keine Zeit verlieren durfte.
    »Er hat bereits einen gewissen Vorsprung, mein Schatz. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass du ihn heute Abend nicht aus den Augen lässt.« Ich reichte ihm das hübsche, saubere, gestreifte Gewand, das ich in meiner Abendtasche verstaut hatte.
    »Warum ausgerechnet heute Abend? Verflucht, Peabody –«
    »Du kannst es mir glauben, Emerson. Und jetzt beeil dich!«
    Hin und her gerissen zwischen der Sorge um seinen Sohn und um mich (und um das Automobil), entschied sich Emerson wie von mir erhofft. Leise, aber heftig fluchend stürmte er Ramses nach. Stolz erfüllte meine Brust. Kein Gatte hätte einen größeren Vertrauensbeweis liefern können.
    Wie er mir später berichtete, war er davon ausgegangen, dass ich das Auto in einen Abwassergraben oder vor einen Baum steuern würde, noch ehe ich hundert Meter weit gefahren war. Da ich auf Grund der Dunkelheit nicht weit kommen würde, rechnete er damit, mich bei seiner Rückkehr wartend, weinend und wütend, aber relativ unbeschadet vorzufinden.
    Selbstverständlich geschah nichts von alledem. Ich streifte zwar ein oder zwei Bäume, aber nur

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