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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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leicht. Da ich mir nicht sicher war, ob mir ein Wendemanöver gelingen würde, musste ich bis Heluan fahren, ehe ich einen Platz fand, den ich umrunden konnte, dann fuhr ich dieselbe Strecke zurück. Auf dem Rückweg muss ich dann den zweiten Baum gerammt haben. Man sah nur ein kleine Schramme.
    Die Entfernung von Kairo nach Heluan beträgt ungefähr siebzehn Meilen. Ich brauchte fast eine Stunde, um nach Heluan zu gelangen; das Vehikel zu steuern war wesentlich komplizierter als vermutet, und die Kupplung – so nennt man sie, glaube ich – bereitete mir anfangs Probleme. Auf der Rückfahrt hatte ich den Dreh raus und begriff allmählich, weshalb Emerson darauf bestanden hatte, selbst zu fahren. Typisch Mann! Sie sinnen ständig auf irgendwelche fadenscheinigen Ausreden, um Frauen den Spaß an der Sache zu nehmen. Kaum eine Viertelstunde später erreichte ich die Brücke. Ich durfte keine Zeit verlieren. Noch vor den anderen musste ich zu Hause eintreffen.
    Als ich die Stelle passierte, wo Emerson ausgestiegen war, verlangsamte ich das Tempo, da jedoch weit und breit niemand zu sehen war, hielt ich nicht an. Das Automobil war so auffällig wie ein Wegweiser.
Aus Manuskript H
    Von dort, wo er das Auto verlassen hatte, betrug die Entfernung weniger als zwei Meilen. Es gab Wege, da in den Steinbrüchen weiterhin gearbeitet wurde und unerschrockene Touristen diese gelegentlich besuchten, normalerweise auf Eseln von Heluan aus. Der feine weiße Kalksandstein von Tura hatte die schimmernde Außenschicht für die Pyramiden geliefert und bedeckte seit Jahrtausenden Tempel und Mastaben. Einige der frühesten Stollen gähnten tief in dem Gebirgsmassiv.
    Deshalb wunderte Ramses sich umso mehr, warum dieser Ort als Versteck gewählt worden war. Es war das gefährlichste von allen, weil das hohe Risiko einer zufälligen Entdeckung bestand. Die veränderten Usancen waren ebenfalls verwirrend. Zwischen dieser und der letzten Lieferung war ein langer Zeitraum verstrichen und diesmal hatte der Türke den direkten Kontakt vermieden. Vielleicht war es nur eine Vorsichtsmaßnahme seinerseits; doch der Zeitpunkt rückte näher, und falls der für die Operation Verantwortliche an Wardanis Engagement zweifelte, konnte das hier eine Möglichkeit sein, um ihn zu testen – oder ihn zu beseitigen.
    Die Insekten und Eidechsen, die die Klippen bevölkerten, waren im Schlaf erstarrt, ihre Körpertemperatur von der kalten Nachtluft gesenkt. Andere Tiere waren auf Beutezug, jagten und wurden gejagt; er hörte das Heulen des Schakals und das leise Knirschen von Geröll unter den Hufen einer Antilope oder eines Steinbocks. Diese Geräusche waren hilfreich, um seine eigenen zu kaschieren. Statt seiner Stiefel trug er jetzt Sandalen, dennoch war es unmöglich, sich völlig geräuschlos zu bewegen; der matt schimmernde Stein bröckelte unter seinen Füßen, Geröll knirschte.
    Nach einer Weile verließ er den Pfad und bahnte sich vorsichtig einen Weg durch eine Reihe kleiner Wadis. Weiteres Gestein löste sich unter seinen Füßen. Als er aus der letzten Senke hervorkroch, befand er sich ein paar hundert Meter östlich von dem in der Mitteilung bezeichneten Punkt. Der helle Sternenhimmel über der Wüste hüllte die weißen Klippen in ein gespenstisches Licht. Wie Tintenstriche wirkende Schatten hoben ihre unebenen Konturen und die gähnenden schwarzen Löcher der alten Stolleneingänge hervor. Er blieb stehen, sich dessen bewusst, dass Unbeweglichkeit auch eine Art Tarnung war; doch seine Schultern schienen ihm nackt und ausgeliefert, und er entspannte sich erst, als ein Mann aus einer der Öffnungen trat und ihm zuwinkte.
    »Alles in Ordnung«, sagte David, als Ramses zu ihm trat. »Totenstill. Ich habe die Ladung entdeckt.«
    Er hatte einen der Wege genommen, auf denen normalerweise Steine zum Fluss transportiert wurden. Ein kleiner Karren mit einem geduldigen Eselsgespann wartete in der Nähe.
    »Ist sie vollständig?«, erkundigte sich Ramses.
    »Keine Ahnung. Ohne dich wollte ich die Kisten nicht umladen. Komm, hilf mir.«
    »Eine Minute.« Irgendwo im Süden erhob ein liebestoller Wüstenhund seine Stimme zu lautem Geheul, und Ramses erhob seine, zischte drei Worte, bevor das Heulen erstarb. »Vater. Komm her.«
    David fluchte leise. »Du hast mir nichts gesagt –«
    » Er hat mir nichts gesagt.«
    Emersons hünenhafte Gestalt war kaum auszumachen, bis er sich bewegte; das schwarzweiß gestreifte Gewand verschmolz mit Licht und Schatten.

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