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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Willst du mir damit sagen, dass du nie – äh …«
    »Nein, liebe Mutter, ich will dir damit – äh – gar nichts sagen. Ich weiß schon seit Jahren, dass es reine Zeitverschwendung ist, dich anzulügen. Wie zum Teufel machst du das eigentlich? Sieh dich an – die Rüschen makellos, die Handschuhe blütenfrisch – du bläst den Rauch aus wie eine kleine Drachendame und spionierst die intimsten Geheimnisse im Leben eines jungen Mannes aus. Bitte, verschone mich mit deinem Vortrag. Meine gelegentlichen Fehltritte – und ich gestehe, es gab einige – waren Versuche, den Zauber zu brechen. Sie sind misslungen.«
    »Aber du warst noch ein Kind, als du sie kennen lerntest.«
    »Es klingt wie eine dieser wildromantischen Geschichten, nicht wahr? Die meisten Schriftsteller würden Hinweise auf Reinkarnation und Seelenverwandtschaft einfließen lassen … Weißt du, so einfach, wie ich es geschildert habe, war es nicht, oder auch nicht so tragisch. Ein Hang zur Melodramatik scheint ein weiterer Schwachpunkt unserer Familie zu sein.«
    »Erzähl es mir«, drängte ich. »Es ist unnatürlich, sich emotional vor anderen zu verschließen. Wie oft musst du dich danach gesehnt haben, dich einem mitfühlenden Zuhörer anzuvertrauen!«
    »Äh – ganz recht«, murmelte Ramses.
    »Weiß es David?«
    »Teilweise.« Ramses musterte mich und fügte hinzu: »Es war natürlich anders, als wenn man sich seiner Mutter anvertrauen würde.«
    »Natürlich.«
    Daraufhin schwieg ich. Ich spürte sein Bedürfnis, sich auszusprechen; erfahren wie ich in solchen Dingen bin, wusste ich, dass mitfühlendes Schweigen die beste Methode war, um ihn zum Reden zu bringen. Und richtig, Augenblicke später fing er an.
    »Anfangs war es nur kindliche Schwärmerei. Wie hätte es mehr sein können? Doch dann kam der Sommer, den ich bei Scheich Mohammed verbrachte. Ich dachte, dass die monatelange Abwesenheit, die interessante Zerstreuung, die der Scheich bot …« Er fing sich wieder und fügte hastig hinzu: »Reiten und Ausflüge und schweißtreibende körperliche Ertüchtigung –«
    »Aller Art«, knurrte ich. »Dieser schamlose alte Mann! Ich hätte dir diesen Aufenthalt nie erlauben dürfen!«
    »Reg dich nicht auf, Mutter. Ich würde mich dafür entschuldigen, dass ich, wenn auch nur oberflächlich, ein für Damen ungeeignetes Thema streife; aber ich weiß, dass du damit ausgesprochen vertraut bist. Als David und ich nach Kairo zurückkehrten, dachte ich, ich wäre darüber hinweg. Doch als ich sie an jenem Nachmittag auf der Terrasse des Shepheard’s sah und sie lachend auf mich zustürmte, ihre Arme um mich schlang …« Er pflückte eine der abgeknickten Rosen. Den Stiel zwischen seinen Fingern drehend, fuhr er fort: »An jenem Tag wurde mir bewusst, dass ich sie liebte, immer lieben würde, aber ich konnte mich keinem offenbaren. Das Geständnis einer unsterblichen Leidenschaft aus dem Munde eines Sechzehnjährigen hätte Gelächter oder Mitleid hervorgerufen; und beides hätte ich nicht ertragen. Also wartete ich, arbeitete und hoffte und verlor sie an einen Mann, dessen Tod sie beinahe zerstört hätte. Sie hatte mir meinen Anteil an der Geschichte schon fast verziehen, denke ich –«
    »Dir verziehen!«, ereiferte ich mich. »Was musste sie dir verzeihen? Du hast dich in dieser grässlichen Geschichte durch und durch wie ein Ehrenmann verhalten. Sie muss dich um Verzeihung bitten. Sie hätte Vertrauen zu dir haben müssen.«
    »Und ich hätte ihr folgen und sie zur Vernunft bringen sollen. Jetzt weiß ich, dass sie das von mir wollte – dass sie vielleicht sogar das Recht hatte, es von mir zu erwarten, vor allem, nachdem –«
    Er suchte nach Worten. Hilfsbereit warf ich ein: »Nachdem ihr so lange gute Freunde gewesen seid. So hat es dein Vater stets praktiziert.«
    »Bei dir? Aber du hast Vater doch sicherlich nie Anlass gegeben –«
    »Mich zur Vernunft zu bringen?« Ich lachte kurz und wehmütig auf. »Es beschämt mich, zugeben zu müssen, dass das mehr als einmal der Fall war. Bei einer Gelegenheit – bei einer Frau im Besonderen … ich brauche nicht zu betonen, dass mein Verdacht völlig unbegründet war, doch wenn die Liebe verheerende Wirkung auf den gesunden Menschenverstand ausübt, dann zerstört die Eifersucht ihn völlig. Natürlich liegen die Fälle nicht gänzlich parallel.«
    »Nein.« Ich sah ihm an, dass er sich Emerson vorzustellen versuchte, wie er mich schüttelte, während ich ihn lautstark der Untreue

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