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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der uns eingelassen hatte, die Geistesgegenwart besessen hatte, sich aus dem Staub zu machen.
    »Was zum Teufel soll das heißen, Mrs Emerson?«, wollte Russell wissen.
    Ich reagierte nicht, da die Antwort offensichtlich war. Stattdessen blickte ich über meine Schulter.
    Direkt hinter mir befand sich ein Gang mit Türen zu beiden Seiten, der in den hinteren Teil der Villa führte. Am Ende war ein geöffnetes Fenster; davor stand der von uns verfolgte Mann, der Nefret und Emerson fixierte, die mitten im Flur stehen geblieben waren.
    »Ist das er?«, erkundigte Emerson sich grammatikalisch unkorrekt.
    Nefret antwortete nicht. Emerson brummte: »Das muss er sein. Tut mir Leid, Wardani. Ich hatte gehofft, mit Ihnen reden zu können, aber Russell hatte andere Pläne. Ein anderes Mal, was? Wir halten sie auf, während Sie verschwinden. Passen Sie auf, im Garten könnten noch weitere sein.«
    Für Augenblicke blieb Wardani reglos stehen, seine Statur wirkte ungewöhnlich groß und schlank vor der mondhellen Fensteröffnung. Dann kletterte er auf den Sims und schwang sich nach draußen in die Nacht. Emerson stürmte zum Fenster, steckte den Kopf hinaus und brüllte: »Da unten! Er ist in die Richtung gelaufen!« Schreie und lautes Knacken im Gebüsch schlossen sich an, mehrere Schüsse detonierten. Einer musste die Wand neben dem Fenster getroffen haben, denn Emerson schrak fluchend ins Innere zurück. Nachdem sich die Verwirrung etwas gelegt hatte, rannten die Polizeibeamten, die sich im Haus befunden hatten, ins Freie, angeführt von Russell. Ich ging die Treppe hinunter und zur Tür, die sie offen gelassen hatten. Im Garten der Villa schien fieberhafte Aktivität zu herrschen, doch die Straße war dunkel und ruhig. Die Bewohner Kairos lehnten es ab, sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen, nachdem die Stadt jetzt militärisch besetzt war.
    Nach einer Weile gesellten sich Emerson und Nefret zu mir.
    »Wohin ist er geflüchtet?«, erkundigte ich mich.
    Emerson klopfte Mörtelstaub von seinem Ärmel. »Aufs Dach. Er ist ein flinker Bursche. Wir können genauso gut zur Droschke zurückgehen. Ich wette, inzwischen ist er über alle Berge.«
    Recht schnell gelangte Mr Russell zu dem gleichen Schluss. Wir warteten nicht lange, bis er zu uns stieß.
    »Er ist Ihnen entwischt, was?«, fragte Emerson. »Soso.«
    »Das haben wir Ihnen zu verdanken.«
    »Ich war weniger effektiv, als ich gehofft hatte. Verflucht, Russell, hätten Sie mir noch fünf Minuten gegeben, hätte ich sein Vertrauen vielleicht gewonnen.«
    »Fünf Minuten?«, wiederholte Russell skeptisch.
    »Mrs Emerson wäre es vermutlich noch schneller gelungen. Oh, aber was soll’s? Wenn Sie mitkommen wollen, steigen Sie ein. Ich will nach Hause.«
    Die Rückfahrt zum Hotel verlief eher einsilbig. Mich beschlich eine sonderbare Ahnung. Ich hatte seine Silhouette nur kurz wahrgenommen, doch für Augenblicke das schaurige Gefühl eines Déjà-vu-Erlebnisses verspürt: so, als sähe man die ungefestigten Gesichtszüge eines Kindes, das schlagartig eine frappierende Ähnlichkeit mit einem Eltern- oder Großelternteil annimmt.
    Nefret hatte mir diese Idee in den Kopf gesetzt. Ich redete mir ein, dass sie absurd sei, und doch … Hatte ich nicht steif und fest behauptet, dass ich Sethos überall und in jeder Verkleidung wieder erkennen würde?
    Die Kutsche fuhr vor dem Shepheard’s vor. Russell sprang vom Kutschbock und öffnete uns die Tür.
    »Es ist noch recht früh«, meinte er freundlich. »Werden Sie mir die Ehre erweisen und ein Glas Likör oder Brandy mit mir trinken, zum Beweis, dass es keine Ressentiments zwischen uns gibt?«
    »Pah«, knurrte Emerson. Das war sein einziger Kommentar.
    Wir bahnten uns den Weg durch das Gewirr von Blumenverkäufern, Bettlern, Dragomanen und Hausierern, die die Treppe umlagerten; und als wir die Stufen nahmen, bemerkte ich eine mir vertraute Gestalt, die sich uns näherte.
    »Guten Abend, Mutter«, sagte er. »Guten Abend, Nefret. Guten Abend –«
    »Ramses«, entfuhr es mir. »Was hast du diesmal angestellt?«
    Vermutlich wäre die Frage zutreffender gewesen, was man mit ihm angestellt hatte. Er hatte versucht, sich frisch zu machen, doch aus der Wunde auf seiner Wange sickerte noch Blut, und die Haut war blutunterlaufen und angeschwollen.
    Russell trat zurück. »Bitte, entschuldigen Sie mich. Gute Nacht, Mrs Emerson – Miss Forth – Professor.«
    »Wieder abgeblitzt«, sagte Ramses. »Nefret?« Er reichte ihr seinen

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