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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und ihn zu überzeugen versuche, dass er sich freiwillig stellt – zu seinem eigenen Besten. Ich werde keinerlei Versprechungen machen und dulde keine Einmischung Ihrerseits. Ist das klar?«
    Russell blickte ihm fest in die Augen. »Ja, Sir.« Mit dieser speziellen Entwicklung hatte ich zwar nicht gerechnet, allerdings einkalkuliert, dass sich etwas Interessantes ergeben könnte, deshalb war ich vorbereitet. Während ich einen verblüfften Assistenzkommissar der Polizei beobachtete, der Nefret in ihren Umhang half, stellte ich fest, dass sie das Gleiche getan hatte. Genau wie mein Überwurf war ihrer dunkel und schlicht, ohne glitzernde Strasssteine oder Glasperlen, aber mit einer riesigen Kapuze, die ihr Haar bedeckte. Ich bezweifelte, dass sie bewaffnet war, denn das von ihr bevorzugte lange Messer hätte sie nur schwerlich an ihrem Körper verbergen können. Ihr schmal geschnittener Rock war ziemlich eng – und weite Unterröcke inzwischen unmodern.
    Mein eigenes »Arsenal«, wie Emerson es zu nennen pflegt, war auf Grund derselben Überlegung begrenzt. Allerdings passte meine kleine Pistole hervorragend in meine Handtasche und mein Sonnenschirm (dunkelrot, passend zu meinem Kleid) hatte ein massives Stahlgestänge. Nur wenige Damen führten anlässlich einer Abendgesellschaft Sonnenschirme mit sich, doch man hatte sich daran gewöhnt, dass ich nicht ohne ausging, und hielt das vermutlich für eine meiner Marotten.
    »Ich werde uns zu unserem Bestimmungsort fahren«, verkündete Emerson, als wir das Hotel verließen. »Glücklicherweise habe ich den Wagen mitgebracht.«
    Leider hatte er das. Emerson fährt wie ein Irrer, und er erlaubt niemandem, ihn zu chauffieren. Ich ersparte mir meine Bedenken, da ich mir sicher war, dass Mr Russell seine äußern würde. Nach einem langen Blick auf das auffallend große und auffällig gelbe Fahrzeug schüttelte er den Kopf.
    »Jeder in Kairo kennt diesen Wagen, Professor. Wir wollen unauffällig vorgehen. Eine geschlossene Droschke wartet auf uns. Trotzdem wünschte ich, die Damen würden nicht –«
    Nefret war bereits in die Kutsche geschlüpft. Russell seufzte. Er setzte sich neben den Fuhrmann auf den Kutschbock und Emerson half mir höflich ins Innere.
    Hinter den Ezbekieh-Gärten passierte die Droschke das Opernhaus und bog in die Muski ein. Für Kairo war es noch früh am Abend und die hell erleuchteten Straßen voller Verkehr, von Kamelen bis hin zu Automobilen. Die Erregung, die mich auf Grund der Aussicht auf eine heikle Mission gepackt hatte, ließ langsam nach. Dieser Teil von Kairo war enttäuschend hell und modern. Wir hätten uns genauso auf der Bond Street oder den ChampsElysées befinden können.
    »Wir fahren in Richtung Khan el-Khalili«, bemerkte ich nach einem Blick aus dem Fenster.
    Aber wir kamen nie dort an. Die Droschke bog in südliche Richtung ab, in eine schmalere Straße, und passierte das Hôtel du Nil, bevor sie anhielt. Russell sprang vom Kutschbock und kam zur Tür.
    »Von hier aus gehen wir am besten zu Fuß«, murmelte er. »Es ist nicht weit. Dort unten.«
    Ich inspizierte die Straße. Es schien sich um eine Sackgasse zu handeln, nur wenige hundert Meter lang, aber sie hatte nichts gemein mit den faszinierend verkommenen Gegenden in der Altstadt, in die ich mich auf der Suche nach Verbrechern häufiger vorgewagt hatte. Die hell erleuchteten Fenster mehrerer repräsentativer Häuser strahlten durch die Dunkelheit.
    »Der von Ihnen Gesuchte scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein«, tadelte ich. »Wenn ich der Polizei entwischen wollte, würde ich mich in einer weniger ehrbaren Gegend verbergen.«
    »Andererseits«, meinte Emerson, fasste meinen Arm und zog mich weiter, »ist es eher unwahrscheinlich, dass man ihn in einer ehrbaren Gegend vermutet. Russell, sind Sie sicher, dass Ihr Informant zuverlässig ist?«
    »Nein«, erwiderte besagter Gentleman kurz angebunden. »Deshalb bat ich Sie mitzukommen. Es ist das dritte Haus – das da hinten. Bitten Sie den Portier, Sie anzukündigen.«
    »Und was dann?«, erkundigte sich Emerson. »Meinen Sie, dass Wardani uns mit offenen Armen empfangen wird, wenn er unsere Namen hört?«
    »Ich bin sicher, Ihnen wird etwas einfallen, Professor. Wenn nicht Ihnen, dann Mrs Emerson.«
    »Hm-hm«, brummte Emerson.
    Russell entzündete ein Streichholz und blickte auf seine Taschenuhr. »Es ist Viertel nach zehn. Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde.«
    »Hm-hm«, wiederholte Emerson. »Nefret, nimm

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