Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
meinen anderen Arm.«
    Russell zog sich in die Dunkelheit zurück und wir schlenderten zu der fraglichen Tür. Die Häuser standen sehr dicht beieinander, waren von Bäumen und blühenden Pflanzen umgeben. »Was wird er machen, wenn wir innerhalb der nächsten 30 Minuten nicht wieder auftauchen?«, flüsterte Nefret.
    »Nun, meine Liebe, er hätte nicht angedeutet, dass er zu unserer Rettung eilen würde, wenn seine Männer nicht schon bereitstünden«, erwiderte Emerson gönnerhaft. »Sie sind hervorragend ausgebildet, nicht wahr? Ich habe erst zwei von ihnen bemerkt.«
    Nefret wäre abrupt stehen geblieben, wenn Emerson sie nicht weitergezerrt hätte. »Es ist eine Falle«, hauchte sie. »Er benutzt uns –«
    »Um Wardani abzulenken, während die Polizei eindringt. Selbstverständlich. Was hast du erwartet?«
    Er hob den schweren Eisenring, der als Türklopfer diente, und donnerte ihn an die Tür.
    »Er hat uns belogen«, zischte Nefret. »Dieser Mistkerl!«
    »Deine Sprache, Nefret«, schalt ich.
    »Verzeihung, Tante Amelia. Aber das ist er!«
    »Nur ein guter Polizist, meine Liebe«, räumte Emerson ein. Er klopfte von neuem.
    »Was hast du vor, Professor?«
    »Mir wird schon etwas einfallen. Wenn nicht mir, dann Tante Amelia.«
    Die Tür sprang auf.
    »Salam alaikum«, begrüßte Emerson den Diener, der auf der Schwelle stand. »Wenn Sie uns bitte ankündigen würden. Professor Emerson, Mrs Emerson und Miss Forth.«
    Das Weiß in den Augäpfeln des Mannes blitzte auf, als er von Emerson zu mir und dann zu Nefret spähte. Er war jung, mit einem Stoppelbart und dicken Brillengläsern, und wie vom Donner gerührt über unser Auftauchen. Leise fluchend hob Emerson ihn hoch und trug den hilflos mit den Füßen strampelnden Mann in die Eingangshalle.
    »Schließ die Tür, Peabody«, befahl er. »Mach schnell. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Selbstverständlich gehorchte ich sofort. Der kleine Raum wurde von einer Hängelampe erhellt. Sie war aus Kupfer mit kunstvollem Lochmuster und gab wenig Licht. Eine geschnitzte, an einer Wand stehende Truhe und ein schöner Orientteppich stellten das einzige Mobiliar dar. Am hinteren Ende führte eine schmale, kahle Treppe zu einem Gang, der von einem Holzparavent versperrt wurde.
    Emerson setzte den Diener auf die Truhe und strebte zum Fuß der Treppe. »Wardani!«, brüllte er. »Hier ist Emerson! Kommen Sie raus aus Ihrem Versteck, wir müssen miteinander reden.«
    Falls der Flüchtige sich irgendwo im Umkreis von 50 Metern aufhielt, musste er ihn gehört haben. War Wardani im Haus, reagierte er jedenfalls nicht sofort, stattdessen sprang der junge Diener auf, zog ein Messer aus seinem Gewand und stürzte sich auf Emerson. Daraufhin raffte Nefret überaus damenhaft ihre Röcke und trat ihm die Waffe aus der Hand. Der junge Mann war ziemlich hartnäckig; ich musste seine Schienbeine mit meinem Sonnenschirm malträtieren, bevor er zu Boden ging.
    »Danke, meine Lieben«, meinte Emerson, der sich nicht umgeschaut hatte. »Das wäre geklärt. Also ist er hier. Oben?«
    In dem Augenblick, als er den Fuß auf die unterste Stufe setzte, passierten zwei Dinge. Eine Polizeipfeife ertönte, schrill genug, um durch die geschlossene Tür zu dringen, und hinter dem Paravent am Ende der Treppe trat ein Mann hervor. Er trug europäische Kleidung, mit Ausnahme der flachen ägyptischen Slipper, und sein dunkelhaariges Haupt war unbedeckt. Seine Gesichtszüge vermochte ich nicht genau zu erkennen; es war recht dämmrig und seine untere Gesichtshälfte von einem Bart bedeckt. Doch jedweder Zweifel an seiner Identität zerstreute sich, als er so plötzlich verschwand, wie er aufgetaucht war.
    Fäuste und Füße trommelten vor die Tür. Unter dem Gebrüll der Angreifer erkannte ich die Stimme von Thomas Russell, der uns anwies, umgehend die Tür zu öffnen. Emerson brummte: »Hölle und Verdammnis!«, und stürmte die Stufen hinauf, immer drei auf einmal nehmend. Ihre Röcke bis zum Knie hochgestreift, eilte Nefret ihm nach. Ich folgte ihr, gewissermaßen behindert von meinem Schirm, der es mir unmöglich machte, meine Röcke zu raffen. Als ich den Treppenabsatz erreichte, hörte ich, wie die Tür nachgab. Ich wirbelte herum, drohte mit meinem Sonnenschirm und rief: »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Zu meinem nicht gelinden Erstaunen gehorchten sie. Russell war ihr Anführer. Der kleine Raum schien mit Uniformen gefüllt zu sein, und ich stellte mehr oder weniger beiläufig fest, dass der junge Mann,

Weitere Kostenlose Bücher