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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Palast erfahren?«, krächzte er.
    »Wie bitte?«
    »Hat sie dir davon erzählt? Ist sie deshalb … Antworte mir!«
    Zunächst hatte er keine Ahnung, wen Percy meinte. »Sie« konnte nicht el-Gharbi sein; eine solche Spitzfindigkeit war viel zu subtil für Percy. Als er schließlich begriff, überwältigte ihn eine so plötzliche Flut von Emotionen, dass er seinen schmerzenden Körper fast vergaß. Er hatte sich eingeredet, dass sie sich nie wieder auf Percy einlassen würde, hatte es fest geglaubt – trotzdem war da stets dieser hässliche Zweifel geblieben, genährt von Misstrauen und Frustration. Der letzte grässliche Verdacht war schlagartig ausgeräumt, nachdem er jetzt erkannte, was sie für ihn riskiert hatte. Er richtete sich mühsam auf, entlastete seine schmerzenden Arme und Handgelenke und sah Percy fest in die Augen.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Mein Informant war ein Mann.«
    »Das sagst du doch nur, um sie zu schützen. Dieses verdammte kleine Biest! Ich werde es ihr heimzahlen, ich werde –«
    Er steigerte sich in einen Schwall wüster Drohungen und Prophezeiungen hinein, den Ramses mit einer Gleichgültigkeit hinnahm, dass es ihnen selbst erstaunte. Ritterlichkeit hieß, dass er die Dame seines Herzens verteidigte, verbal, sofern nicht anders möglich – und nur mit Worten vermochte er sich augenblicklich zur Wehr zu setzen –, doch sie stand darüber, stand über Lob und Tadel.
    Als Percys Wutanfall nachließ, hatte er zwar nicht den sprichwörtlichen Schaum vor dem Mund, es schien aber nicht viel zu fehlen. »Also? Sag was!«
    »Ich würde ja, wenn mir etwas Konstruktives einfiele«, erwiderte Ramses. Er hatte nicht lachen wollen; denn genau das hätte irgendein tragikomischer Held in einem Melodram getan, aber er konnte nicht anders. »Jetzt hast du die Chance, etwas Kluges zu sagen«, fügte er hilfsbereit hinzu. »Wer zuletzt lacht, lacht am besten, glücklich sind die Dummen, oder wie wäre es mit –«
    Sein Kopf prallte gegen die Wand, da Percy losließ. Er zog seine Jacke aus und hängte sie ordentlich über die Stuhllehne, entfernte seine Manschettenknöpfe und rollte die Ärmel hoch. Während er dessen sorgfältige Vorbereitungen beobachtete, erinnerte sich Ramses lebhaft an eine Szene in ihrer Jugend: der blutüberströmte, zuckende Körper der Ratte, von Percy gequält, als Ramses das Zimmer betrat, zu spät, um es zu verhindern, und Percys Gesichtsausdruck, seine feuchten, leicht geöffneten Lippen, die satanisch funkelnden Augen. Jetzt nahm sein Gesicht denselben Ausdruck an. Auch das wollte er Ramses heimzahlen …
    Früher hatte Ramses geglaubt, dass er die Karbatsche mehr fürchtete als alles andere auf der Welt, mehr noch als den eigentlichen Tod. Er hatte sich geirrt. Er hatte Angst wie nie zuvor in seinem Leben – sein Mund war ausgetrocknet, er schwitzte, sein Herz raste und sein Magen krampfte sich zusammen –, er wollte nicht sterben, und es gab noch eine Chance – vielleicht mehr als eine, wenn er lange genug durchhielt …
    Percy packte den Griff der Peitsche, riss sie vom Haken und schwang sie. Ramses drehte sein Gesicht zur Wand und schloss die Augen.

    Emerson und ich aßen allein zu Abend und zogen uns anschließend in den Salon zurück. Ein langer Abend lag vor uns; normalerweise hatten Emerson und ich keinerlei Schwierigkeiten, Gesprächsstoff zu finden, doch ich bemerkte, dass ihm ebenso wenig nach einer Unterhaltung zumute war wie mir. Die Aussicht, David wieder zu sehen, ihn sicher in meiner Obhut zu wissen, war erfreulich, doch je näher der Augenblick rückte, umso ungeduldiger sehnte ich ihn herbei. Emerson hatte hinter der Zeitung Zuflucht gesucht, also griff ich zu meinem Nähzeug. Ich hatte den ersten Strumpf kaum gestopft, als Narmer anschlug. Die Tür sprang auf und Nefret stürmte herein. Achtlos schleuderte sie ihren Umhang von sich; wie eine blaue Woge glitt er zu Boden.
    »Sie sind nicht hier.« Ihr Blick wanderte durch den stillen, hell erleuchteten Raum. »Wo sind sie hingegangen?«
    »Wer?« Ich saugte einen Tropfen Blut von meinem Finger.
    Sie knetete ihre Hände. Auf Grund ihrer geweiteten Pupillen schimmerten ihre Augen fast schwarz, ihr Gesicht war leichenblass. »Du weißt, wer. Keine Ausflüchte, Tante Amelia, jetzt nicht! Ramses ist irgendetwas zugestoßen und David vielleicht auch.«
    Emerson legte seine Pfeife beiseite und ging zu ihr. »Mein Schatz, beruhige dich. Wie kommst du darauf, dass sie … zum Teufel! Woher weißt

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