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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war schärfer als meins; sie war bereits auf halbem Wege zur Tür, als ich den Hufschlag vernahm und dann einen Schrei von unserem Torhüter Ali. Rasch folgte ich Nefret durch die Eingangshalle zur Tür; dort sah ich, wie Ali eine Gestalt von dem Pferd zu heben versuchte, das schweißüberströmt und zitternd verharrte. Es war ein Mann, tot oder bewusstlos. Nefret eilte Ali zu Hilfe.
    »Umfasse seine Schultern, Ali«, bemerkte sie knapp. »Bring ihn in den Salon. Tante Amelia –«
    Ich half ihr, den Mann aufzurichten, und wir drei schwankten unter seinem Gewicht, als wir ihn durch die Halle in den erleuchteten Raum schleppten, wo wir ihn auf den Teppich legten.
    Es war David, leichenblass, bewusstlos und blutüberströmt, aber er lebte, Gott sei Dank! Überall war Blut – an meinen Händen, an Nefrets und auf ihrem Rock. Davids rechtes Hosenbein war von der Hüfte bis zum Fuß blutdurchtränkt. Nefret kniete sich neben ihn, zog sein Messer aus der Scheide und schnitt das Hosenbein auf. Während sie arbeitete, brüllte sie Anweisungen.
    »Läute Fatima und den anderen. Ich brauche eine Schüssel Wasser, Handtücher, meinen Arztkoffer, Decken.«
    Innerhalb von Sekunden war der gesamte Haushalt versammelt. Für Fatima war es ein extremer Schock, ihren geliebten David nicht nur bei uns im Haus, sondern gravierend verletzt zu sehen; dennoch fasste sie sich und trat sogleich in Aktion.
    »Eine Schussverletzung«, bemerkte Nefret, während sie den aus ihrem Rock geschnittenen Stoffstreifen festband. »Er hat viel Blut verloren. Wo zum Teufel ist mein Arztkoffer? Ich brauche vernünftige Bandagen. Ali, bring Asfur in den Stall und sieh sie dir an. Die Kugel ging direkt durch Davids Schenkel, vielleicht hat sie auch die Stute verletzt. Und dann sattle zwei andere Pferde. Fatima, halt das fest. Tante Amelia, ruf im Hospital an. Richte Sophia aus, dass sie sofort kommen muss.«
    Ich befolgte ihre Anweisung und erklärte der Ärztin, dass sie sich beeilen solle. Als ich zurückkehrte, verknotete Nefret gerade den letzten Verband.
    »Zwanzig Minuten«, berichtete ich. »Nefret –«
    »Sprich jetzt nicht mit mir, Tante Amelia. Ich habe die Blutung gestoppt. Er wird durchhalten, bis sie eintrifft. Fatima, befolge Dr. Sophias Anweisungen unverzüglich. David …« Sie beugte sich über ihn und nahm sein Gesicht in ihre schmalen, blutigen Hände. »David. Hörst du mich?«
    »Nefret, nicht. Er kann nicht –«
    »Er kann. Er muss. David!«
    Er hob die Lider. Schmerz und Schwäche und die Wirkung der Spritze, die sie ihm injiziert hatte, lähmten seinen Blick – aber nicht lange. Seine Augen richteten sich auf ihr Gesicht. »Nefret. Folge ihm. Sie –«
    »Ich weiß. Wo?«
    »Palast.« Seine Stimme war so schwach, dass ich ihn kaum verstand. »Ruine. Auf der Straße nach –«
    »Ja, in Ordnung. Ich habe verstanden. Rede jetzt nicht mehr.«
    »Beeil dich. Ich brauchte … zu lange …«
    »Keine Sorge, mein Schatz. Ich bringe ihn zurück.«
    Er hörte sie nicht. Seine Augen waren geschlossen und sein Kopf ruhte schwer in ihren Händen. Nefret küsste die bleichen Lippen und stand auf. Sie sah aus, als wäre sie im Schlachthaus gewesen, das Kleid blutdurchtränkt, die Hände feucht, das Gesicht blutverschmiert – aber ohne Tränen. Ihre Augen waren trocken und hart wie Türkis.
    »Ich begleite dich«, sagte ich.
    Sie musterte mich kühl und abschätzig, als inspizierte sie eine Waffe auf deren Gebrauchswert. »Ja. Zieh dich um. Reitkleidung.«
    Ich ließ Fatima bei David zurück und stürzte die Treppe hinauf. »Wird er überleben?«, fragte ich.
    »David? Ich denke schon.« Sie ging in ihr Zimmer.
    Ich tauschte das Nachmittagskleid gegen Hose, Stiefel und Hemd aus und schnallte meinen Utensilien-Gürtel um. Nefret schien zu wissen, wohin wir reiten mussten. Woher?, fragte ich mich. David hatte uns kein genaues Ziel genannt. Es zerriss mir fast das Herz, ihn verlassen zu müssen, obschon er in guten Händen war. Wie viel schwerer musste es für Nefret sein, die ihn wie einen Bruder liebte und das medizinische Fachwissen besaß, das er brauchte? Allerdings dachte sie jetzt nur an eins; ich zweifelte nicht daran, dass sie – vor die Entscheidung gestellt – meinen blutüberströmten Körper ohne mit der Wimper zu zucken verlassen hätte.
    Als ich in ihr Zimmer eilte, schnürte sie gerade ihre Stiefel. »Nicht mit diesem Gürtel, Tante Amelia«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Er macht zu viel Lärm.«
    »In Ordnung«, erwiderte

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