Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
ich kleinlaut und verteilte mehrere nützliche Gegenstände an meinem Körper. »Sollen wir nicht versuchen, Emerson zu erreichen?«
    »Hinterlass ihm eine Nachricht. Teile ihm mit, wo wir sind.«
    »Aber ich weiß nicht –«
    »Ich schreibe.« Sie stand auf und schnappte sich einen Bogen Papier von ihrem Schreibtisch. »Schicke ihm Ali oder Yussuf nach. Als Erstes in Russells Präsidium. Falls er dort nicht ist, müssen sie ihn irgendwie aufspüren. Ich mache eine Kopie und gebe sie Fatima, für den Fall, dass der Professor zurückkehrt, bevor sie ihn finden.«
    Sie hatte an alles gedacht. In dieser Verfassung hatte ich sie bereits früher erlebt und wusste, dass sie durchhalten würde, bis sie ihr Ziel erreicht hatte … oder aufgeben musste. Ein Schaudern durchzuckte meinen Körper. Was um Himmels willen würde aus ihr werden, wenn sie ihn nicht zu retten vermochte?
    Was würde aus mir, aus seinem Vater werden?
    Wir verharrten noch kurz im Salon, um Fatima die letzten Anweisungen zu geben. David lag dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten, in Decken eingehüllt und so reglos, dass mein Herzschlag für Sekundenbruchteile aussetzte. Nefret beugte sich über ihn und fühlte seinen Puls.
    »Regelmäßig«, meinte sie sachlich.
    »Ich habe nach Daoud und Kadija geschickt«, flüsterte Fatima. »Hoffentlich war das richtig von mir.«
    »Absolut richtig. Sie hat heilende Hände und Daoud ist stets ein Fels in der Brandung. Vergiss nicht, Fatima, dem Professor die Nachricht vorzulesen, falls er anruft, statt zu kommen.«
    »Ja.« Sie lächelte schwach. »Es ist gut, dass ich Lesen gelernt habe, Nur Misur.«
    Nefret umarmte sie. »Gib auf ihn Acht. Komm, Tante Amelia.«
    Die Pferde standen bereit – Nefrets Moonlight und eine weitere Araber-Stute. Als Nefret sich in den Sattel schwang, drängte ich: »Sollen wir nicht einige der Männer mitnehmen? Daoud wird bald hier sein, und Ali ist –«
    »Nein.« Sie hielt die Zügel umklammert und war so bestrebt loszureiten, dass sie wie ein Beute witternder Jagdhund zitterte; dennoch nahm sie sich die Zeit für eine Erläuterung. »Er ist nicht tot – noch nicht –, das würde ich spüren, wenn der Aufenthaltsort allerdings offen angegriffen würde, würden sie ihn sofort töten. Wir müssen unbeobachtet in das Haus gelangen und ihn finden, bevor Hilfe eintrifft – sofern das überhaupt der Fall sein wird.«
    »Und wenn nicht«, erwiderte ich, »werden wir die Sache allein klären!«
    Ich hatte von dem Palast gehört, hätte ihn aber weder ohne Führer gefunden noch irgendeinen Anlass gesehen, ihn aufzusuchen, da er nicht von archäologischem oder kunsthistorischem Interesse war. Mir blieb nicht die Zeit nachzufragen, woher Nefret den Ort kannte. Dass sie ihn kannte, war alles, was zählte. Nachdem wir die Kreuzung bei Mit Ukbeh überquert hatten, waren nur noch wenige Menschen auf der Straße, und sie ließ Moonlight das Tempo bestimmen. Sie hielt weder an noch verlangsamte sie, selbst als sie von der Straße in einen kaum erkennbaren Pfad einbog. Nach kurzer Zeit hatten wir die satten Felder hinter uns gelassen und der Weg wurde steiler. Der bleiche Mond stand hoch am Himmel; sein Licht und das der Sterne reichten wohl aus, um ihr die Richtung zu weisen, denn es gab nur wenige Orientierungspunkte – einige verfallene Häuser, ein Wäldchen. Als sie Moonlight im Schritt gehen ließ, bemerkte ich vor uns ein dunkles Gebilde, so konturenlos, dass es fast alles hätte sein können. Während wir näher ritten, nahm ich die Details wahr – herabgestürzte Steine, einige verkrüppelte Bäume und – Licht! Die regelmäßige Form deutete an, dass es durch ein Fenster irgendwo hinter den Bäumen fiel.
    Nefret blieb stehen, saß ab und bedeutete mir, dasselbe zu tun. Als ich etwas sagen wollte, legte sie mir ihre Hand auf den Mund. Dann entwich ihren Lippen das leise, aber durchdringende Pfeifen, mit dem Ramses für gewöhnlich Risha lockte.
    Kurz darauf tauchte die vertraute Silhouette des Hengstes in der Dunkelheit auf. Geschmeidig und geräuschlos kam er auf uns zu und Nefret packte sein Zaumzeug und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Hätte das edle Tier doch nur zu sprechen vermocht! Seine Gegenwart dokumentierte, dass Ramses hier war, irgendwo in diesen finsteren Ruinen.
    Wir mussten uns nicht erst beraten; das erleuchtete Fenster war für uns Hinweis und Ziel. Wir ließen die Pferde zurück und schlichen weiter. Einmal, nachdem ich mit meiner Zehe an einen Felsen gestoßen war,

Weitere Kostenlose Bücher