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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ägypter für eine niedere Rasse hielten. Jetzt stand Lia vor der Geburt ihres ersten Kindes, doch dessen Vater weilte weder bei ihr in England noch bei uns; auf Grund seiner Beteiligung an der ägyptischen Unabhängigkeitsbewegung war er bis Kriegsende in Indien interniert. Er fehlte uns sehr, vor allem Ramses, dessen engster Vertrauter und Freund er war, aber – so sagte ich mir – wenigstens war er nicht in Gefahr, und wir gaben die Hoffnung nicht auf, seine Freilassung zu erreichen.
    Die Genesis unserer Adoptivtochter Nefret war noch merkwürdiger. Als verwaiste Tochter eines mutigen, aber auch draufgängerischen englischen Forschers hatte sie die ersten 13 Jahre ihres Lebens in einer Wüstenoase verbracht. Glaube und Sitten der alten Ägypter hatten in diesem entlegenen Gebiet weitergelebt, wo Nefret Hohepriesterin der Isis gewesen war. Von daher verwunderte es kaum, dass es ihr gewissermaßen schwer fiel, sich an das Leben in der modernen Welt zu gewöhnen, nachdem wir sie zu uns nach England geholt hatten. Es gelang ihr – in den meisten Fällen –, da sie intelligent und bildhübsch war und – ich glaube, das sagen zu dürfen – da sie genauso an uns hing wie wir an ihr. Darüber hinaus war sie eine überaus wohlhabende junge Frau, da sie ein großes Vermögen von ihrem Großvater väterlicherseits geerbt hatte. Von Anfang an waren sie, David und Ramses Freunde und Verbündete bei jedem nur denkbaren Wagnis gewesen. Davids Heirat hatte das Band lediglich verstärkt, da Lia und Nefret beinahe wie Schwestern waren. Nefrets überstürzte, unselige Eheschließung hatte die glückliche Eintracht schließlich zerstört. Das Drama, das diese Ehe beendete, führte zu ihrem völligen Zusammenbruch, von dem sie sich nur langsam erholte.
    Trotz allem war sie genesen; sie hatte ihr unterbrochenes Medizinstudium beendet und war wieder bei uns.
    Such den Silberstreif am Horizont, redete ich mir ein, und versuche, Emerson davon zu überzeugen, dass er das Gleiche tut.
    »Also, Emerson, jetzt übertreibst du«, ereiferte ich mich. »Ich vermisse Abdullah genauso wie du, aber der Krieg hatte nichts damit zu tun, und Selim ist ein ebenso hervorragender Rais. Was die Kinder anbelangt, sind sie ständig in Schwierigkeiten oder in Gefahr, und es ist ein Wunder, dass mein Haar vor Sorge nicht schon schlohweiß geworden ist.«
    »Stimmt«, gestand Emerson. »Falls du Komplimente hören willst, meine Liebe, gebe ich zu, dass du zu den wenigen Frauen gehörst, die trotz der an sie gestellten Anforderungen aufblühen. Keine Falte, keine graue Strähne in diesem pechschwarzen Haar …« Er trat auf mich zu, und für Augenblicke dachte ich, dass die Zärtlichkeit die Schwermut überlagern würde; doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er meinte nachdenklich: »Ich wollte dich schon länger etwas fragen. Ich glaube, es gibt da gewisse Färbemittel –«
    »Lass uns nicht vom Thema abschweifen, Emerson.« Ich spähte zu meinem Frisiertisch, um sicherzustellen, dass die kleine Flasche nicht in Sichtweite war, bevor ich fortfuhr. »Sieh doch die guten Seiten! David ist in Sicherheit, und er wird zurückkommen, nachdem … nun ja, später jedenfalls. Und Nefret ist wieder bei uns, Gott sei Dank.«
    »Sie ist nicht mehr dieselbe«, brummte Emerson. »Was fehlt dem Mädchen?«
    »Sie ist kein Mädchen, sie ist eine erwachsene Frau. Und du als ihr gesetzlicher Vormund hast darauf bestanden, dass sie ihr Vermögen selbständig verwaltet und ihre eigenen Entscheidungen trifft.«
    »Zum Teufel, ich bin nicht ihr Vormund«, knurrte Emerson. »Ich bin ihr Vater, Amelia – von Rechts wegen vielleicht nicht, aber in allem, was zählt.«
    Ich ging zu ihm und umarmte ihn. »Sie liebt dich sehr, Emerson.«
    »Warum kann sie mich dann nicht ins Vertrauen … Das hat sie nie getan und das weißt du auch.«
    »Du willst dich elend fühlen, nicht wahr?«
    »Mit Sicherheit nicht«, knurrte Emerson. »Ramses ist auch nicht mehr der Alte. Ihr Frauen habt keine Ahnung von diesen Dingen. Es ist keineswegs angenehm für einen Burschen, wenn er der Feigheit beschuldigt wird.«
    »Niemand, der Ramses kennt, würde das von ihm behaupten«, konterte ich. »Du willst doch hoffentlich nicht vorschlagen, dass er der Armee beitritt, um seine Kritiker Lügen zu strafen? Das ist genau das, was die meisten Männer tun würden, aber er hat mehr Verstand, und ich dachte, du –«
    »Sei nicht albern«, brüllte Emerson. Mein geliebter Emerson ist besonders

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