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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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attraktiv, wenn er einen seiner kleinen Gefühlsausbrüche hat. Seine blauen Augen funkelten wie Saphire, seine markanten, gebräunten Wangen röteten sich und sein beschleunigter Atem sorgte für ein faszinierendes Muskelspiel auf seinem gestählten Brustkorb. Ich betrachtete ihn voll Bewunderung; Augenblicke später entspannte er sich und ein verschämtes Lächeln umspielte seine wohlgeformten Lippen.
    »Versuchst wohl, mich aufzubringen, was, mein Schatz? Nun, das ist dir gelungen. Du weißt ebenso gut wie ich, dass selbst der schwachsinnigste Offizier Ramses’ Talente nicht im Schützengraben verheizen würde. Er sieht aus wie ein Ägypter, er spricht Arabisch wie ein Ägypter – verflucht, er denkt sogar wie einer! Er spricht ein halbes Dutzend Sprachen fließend, darunter Deutsch und Türkisch, er ist geschickt in der Kunst der Tarnung, er kennt den östlichen Mittelmeerraum wie kaum ein Zweiter …«
    »Ja«, seufzte ich. »Er ist der perfekte Kandidat für den Nachrichtendienst. Warum hat er Newcombes Angebot nicht angenommen?«
    »Du hättest ihn fragen sollen.«
    »Das habe ich nicht gewagt. Der Spitzname, den du ihm vor vielen Jahren gegeben hast, hat sich als zutreffend erwiesen. Ich bezweifle, dass die Familie von Ramses dem Großen den Mut aufgebracht hätte, dem bedeutenden Herrscher Fragen zustellen.«
    »Ich jedenfalls nicht«, gestand Emerson. »Dennoch habe ich selber gewisse Zweifel an dieser neuen Einrichtung. Newcombe und Lawrence und Leonard Woolley waren diejenigen, die vor einigen Jahren diese Forschungsreise in den Sinai unternommen haben; es war ein offenes Geheimnis, dass ihr Vorhaben sowohl militärischen als auch archäologischen Zwecken diente. Die von ihnen erstellten Landkarten sind sicherlich hilfreich, aber grundsätzlich will die Abteilung doch bloß eine arabische Revolte gegen die Türken in Palästina anzetteln. Manche glauben, dass wir den Suezkanal am besten verteidigen können, indem die türkischen Nachschublinien mit Hilfe arabischer Guerillatruppen angegriffen werden.«
    »Woher weißt du das?«
    Emerson verdrehte die Augen. »Möchtest du, dass ich deine Stiefel schnüre?«
    »Danke, nein, ich möchte, dass du meine Frage beantwortest. Verflucht, Emerson, während des Mittagessens ist mir aufgefallen, dass du angeregt mit General Maxwell diskutiert hast; sollte er dich gebeten haben, als Spion –«
    »Nein, das hat er nicht!«
    Ich stellte fest, dass ich unbeabsichtigt einen wunden Punkt getroffen hatte. Trotz der durchdringenden Stimme, die ihm (zusammen mit einem umfassenden Repertoire an Flüchen) den bewundernden Beinamen ›Vater der Flüche‹ eingebracht hatte, sah er ziemlich zerknirscht aus. Ich fasste seine Hand. »Was ist los, mein Schatz?«
    Emerson ließ seine breiten Schultern hängen. »Er hat mich gebeten, den Posten des Beraters für einheimische Angelegenheiten zu übernehmen.«
    Den Begriff »einheimisch« betonte er mit einem gewissen Zynismus. Da ich wusste, wie sehr er die Überheblichkeit der britischen Beamten gegenüber ihren ägyptischen Untergebenen verabscheute, kommentierte ich das nicht, sondern drängte darauf, seine Misere genauer in Erfahrung zu bringen.
    »Das ist sehr schmeichelhaft, mein Lieber.«
    »Verfluchte Schmeicheleien! Er denkt, ich bin einzig dazu fähig, in einem Büro herumzusitzen und blasierte junge Idioten zu beraten, die mir ohnehin nicht zuhören. Er denkt, ich bin zu alt, um aktiv an diesem Krieg teilzunehmen.«
    »Aber, mein Schatz, das ist nicht wahr!« Ich schlang meine Arme um seine Taille und küsste ihn aufs Kinn. Ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um diesen Teil seiner Anatomie zu erreichen; Emerson ist über 1,80 m groß und ich bin entschieden kleiner. »Du bist der stärkste, der tapferste, der klügste –«
    »Übertreib nicht, Peabody.«
    Die Erwähnung meines Mädchennamens, die seine Zuneigung und Anerkennung verdeutlicht, bestätigte mir, dass sich seine Laune gebessert hatte. Eine kleine Schmeichelei kann nie schaden, besonders dann, wenn sie, wie im vorliegenden Fall, der Wahrheit entsprach.
    Ich legte meinen Kopf an seine Schulter. »Du magst mich für egoistisch und feige halten, Emerson, aber ich sähe es lieber, wenn du sicher in irgendeinem langweiligen Büro sitzen und keine aberwitzigen Gefahren auf dich nehmen würdest, wie du sie bevorzugst. Hast du sein Angebot angenommen?«
    »Nun, verflucht, ich musste doch annehmen, oder? Das wird meine Exkavationen beeinträchtigen … aber

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