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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dass die jungen Leute sich den Wünschen der älteren Generation fügen sollten.«
    »Ich habe es versucht«, versicherte ich ihm.
    Emerson rieb sich sein Kinngrübchen, eine Angewohnheit, wenn er tief in Gedanken versunken oder verwirrt ist. »Ich begreife deinen Abscheu, auf arme Kerle zu schießen, deren einziges Vergehen darin besteht, dass sie ihren Führern zwangsweise verpflichtet sind; aber – äh – stimmt es, dass du es abgelehnt hast, der Abteilung des neu eingerichteten militärischen Abschirmdienstes beizutreten?«
    »Ah«, entfuhr es Ramses versonnen. »Also macht diese Information bereits die Runde? Kein Wunder, dass neuerdings so viele reizende Damen meine Federsammlung vergrößern. Ja, Sir, ich habe abgelehnt. Möchtest du, dass ich meine Entscheidung rechtfertige?«
    »Nein«, brummte Emerson.
    »Mutter?«
    »Äh – nein, das ist nicht notwendig.«
    »Verbindlichsten Dank«, erwiderte Ramses. »Es ist noch ein paar Stunden hell und ich möchte mir das Ausgrabungsgebiet ansehen. Kommst du mit, Sir?«
    »Geh schon voraus«, meinte Emerson. »Ich warte auf deine Mutter.«
    »Und du?« Ramses warf einen Blick auf die riesige gestromte Katze, die ihm aus seinem Zimmer gefolgt war.
    Wie alle unsere Katzen war Seshat nach einer ägyptischen Gottheit benannt worden, in diesem Fall (recht treffend) nach der Schutzpatronin der Schrift; wie die meisten von ihnen hatte sie eine starke Ähnlichkeit mit ihrer Stammmutter Bastet und den gelbbraunen, langohrigen Tieren auf den klassischen ägyptischen Gemälden. Mit nur wenigen Ausnahmen schienen unsere Katzen ihre gesamte Zuneigung auf eine einzige Person zu konzentrieren. Seshat bevorzugte Ramses und ließ ihn nicht aus den Augen. Bei dieser Gelegenheit setzte sie sich entschlossen hin und hielt seinem Blick stand.
    »Also gut«, murmelte Ramses. »Dann sehe ich dich später.«
    Ich weiß nicht, ob er mich oder die Katze meinte. Ich trat beiseite und er machte sich auf den Weg.
    Emerson folgte mir in unser Zimmer und trat die Tür zu. Nach einem Mittagessen im Hotel Shepheard’s waren wir zum Haus zurückgekehrt, um uns umzuziehen, doch während mein Gatte und mein Sohn sich dieser Aktivität widmeten, hatte ich eine langatmige und überflüssige Diskussion mit dem Koch geführt, der wieder einmal eine seiner crises de nerves durchmachte. (Zumindest hätte er sie als solche bezeichnet, wäre er ein französischer Küchenchef gewesen und kein turbangeschmückter Ägypter.)
    Ich drehte mich um, und Emerson fing an, mein Kleid aufzuknöpfen. Noch nie hat mich ein Dienstmädchen nach Ägypten begleitet; sie bereiten mehr Probleme als Annehmlichkeiten, jammern ständig, werden krank und erwarten meine medizinische Hilfe. Meine normale Arbeitsgarderobe ist genauso bequem und vergleichbar mit der der Männer, da ich schon vor langer Zeit Röcke gegen Hosen und kräftiges Schuhwerk eingetauscht habe. Hilfe beim Ankleiden benötige ich nur selten, wenn ich klassisch-weibliche Garderobe tragen muss, und dann ist Emerson stets überglücklich, mir zu Diensten sein zu dürfen.
    Keiner von uns beiden sprach, bis er seine Aufgabe vollendet hatte. An seinen Bewegungen erkannte ich, dass er nicht in der richtigen Stimmung für die Art von Zerstreuung war, die dieser Aktivität für gewöhnlich folgte. Nachdem ich mein Kleid ordentlich auf einen Bügel gehängt hatte, sagte ich: »Also, Emerson, raus damit. Was beschäftigt dich?«
    »Wie kannst du das fragen? Dieser verdammte Krieg hat alles zerstört. Erinnerst du dich noch an die gute alte Zeit? Abdullah überwachte die Exkavationen wie kein Zweiter, die Kinder arbeiteten glücklich und gehorsam nach unseren Anweisungen, Walter und Evelyn begleiteten uns alle paar Jahre … inzwischen ist Abdullah von uns gegangen und mein Bruder und seine Frau sind in England, zwei ihrer Söhne in Frankreich, und unsere Kinder sind … Hmmm. Es wird nie wieder wie früher sein.«
    Die »Dinge« ändern sich. Die Zeit vergeht; der Tod ereilt die Guten wie die Schlechten und (weniger dramatisch) die Kinder werden erwachsen. Zwei der Kinder, auf die Emerson sich bezog, obschon nicht blutsverwandt mit uns, waren uns so ans Herz gewachsen wie unser eigenes. Ihre Herkunft war, gelinde gesagt, ungewöhnlich. David, inzwischen ein angesehener Künstler und Ägyptologe, war der Enkel unseres geschätzten verstorbenen Rais Abdullah. Wenige Jahre zuvor hatte er Emersons Nichte Lia geheiratet und damit die bornierten Wichtigtuer verärgert, die

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