Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
erinnerte mich daran, dass er trotz all seiner bewundernswerten Eigenschaften ein Mann war.
    »Hmmm«, murmelte ich. »Dann ist es möglich, dass er den Treffpunkt unversehrt erreichte. Gütiger Himmel, ist das verwirrend! Glaubte derjenige, der ihn angeschossen hat, er zielte auf Wardani oder auf Ramses?«
    David schob seinen Helm zurück und wischte sich mit dem Handrücken die schweißfeuchte Stirn – eine geschickte Geste, stellte ich anerkennend fest. Ramses trägt nie ein Taschentuch bei sich.
    »Das ist die Frage, nicht wahr? Offensichtlich befürchtet Ramses, Letzteres könne der Fall sein, oder eher noch, dass der Bursche vermutete, dass Wardani nicht … sagen wir, Wardani war? Wardanis derzeitiger Aufenthaltsort ist ein streng gehütetes Geheimnis, aber kein Geheimnis ist hundertprozentig sicher. Falls herauskäme, dass Wardani in Indien interniert ist, würden die Leute nicht lange überlegen, wer seinen Platz eingenommen hat. Ramses’ Talente sind allgemein bekannt. Deshalb bin ich in der Öffentlichkeit mehrfach als Ramses aufgetreten, wenn Wardani demonstrativ an anderer Stelle agierte.«
    »Und bei wenigstens einer Gelegenheit bist du als Wardani aufgetreten, während Ramses demonstrativ an anderer Stelle agierte. Also wirklich«, fuhr ich ziemlich erschüttert fort, »ich kann mir nicht erklären, wie ich mich so leicht irreführen ließ.«
    »Du hast Wardani nie kennen gelernt«, tröstete mich David.
    »Das stimmt. Irgendetwas ist mir unterschwellig aufgefallen – etwas Vertrautes an ihm. Meine Instinkte waren wie immer richtig, aber ich ließ mich irreführen von – äh –, nun ja, das tut jetzt nichts zur Sache. Eines Tages leiste ich mir das Vergnügen eines kleinen Gesprächs mit Thomas Russell. Insgeheim muss er sich die ganze Zeit vor Lachen geschüttelt haben!«
    »Ich versichere dir, Tante Amelia, ihm ist das Lachen vergangen. Ich sollte ihm heute Morgen Bericht erstatten, nachdem ich Nachricht von Ramses bekam. Er muss sehr in Sorge sein.«
    »Du aber auch, als Ramses eure Verabredung nicht einhielt.«
    »Ich fing langsam an, mich zu sorgen, als der Professor auftauchte – und mich fast zu Tode erschreckte, möchte ich hinzufügen! Ramses und ich versuchen stets, uns nach diesen Tarnungsmanövern zu treffen, sei es auch nur, um den anderen auf dem Laufenden zu halten. Ich erinnere mich, dass ich mich irgendwann einmal betrunken stellte und wirres Zeug redete, um ein Gespräch mit Mr Woolley zu umgehen. Lawrence war bei ihm, und ich befürchtete, einer der beiden könne eine Erklärung fordern, wenn sie Ramses das nächste Mal sahen.«
    »Wenn das vorüber ist, wird in Kairo keine ehrbare Person mehr mit Ramses reden.« Ich seufzte hörbar. »Versteh mich nicht falsch, David; wenn nichts Schlimmeres als das eintritt, bin ich von Herzen dankbar. Demzufolge nahm man an, dass er dich heute Nacht aufsuchen würde, bevor er zum Haus zurückkehrte?«
    David nickte. Seine Arme ruhten auf seinen angezogenen Knien, und seine Wimpern, lang und dicht wie die meines Sohnes, beschatteten seine Augen. »Ich bezweifle, dass er in der Verfassung war, klar zu denken. Er muss Hals über Kopf nach Hause gestürmt sein.«
    »Ja.« Ich kramte mein Taschentuch hervor und betupfte meine Augen. »Gütiger Himmel, der Sand weht heute recht ordentlich. Also, David, mir scheint, wir müssen dieses Spiel auch morgen noch fortsetzen. Übermorgen ist Heiligabend; dann sollte Ramses wiederhergestellt sein und wir können ein paar ruhige Tage zu Hause verleben. Alle außer dir, mein lieber Junge. Oh, ich wünschte …«
    »Ich auch.«
    »Küss mich nicht. Das macht Ramses nie«, schniefte ich.
    Er küsste mich trotzdem. »Aber«, erwiderte er, »hast du dir denn etwas überlegt, wie ich mich heute Nachmittag verhalten soll, ohne dass Nefret mir zu nahe kommt?«
    »Das wird verflucht schwierig, dennoch ist es nicht der einzige Grund, warum ich Nefret liebend gern reinen Wein einschenken würde. David, da er nicht will, dass ich einen Arzt rufe, habe ich mein Bestes getan. Allerdings bin ich nicht qualifiziert für die Behandlung solcher Verletzungen – sie hingegen schon, und sie würde nie –«
    »Tante Amelia.« Er nahm meine Hand. »Ich wusste, dass du das erwähnen würdest. Ich hätte das Thema selber angesprochen, wenn du mir nicht zuvorgekommen wärst. Ramses befürchtete, dich nicht hinreichend überzeugt zu haben, dass sie die Wahrheit keinesfalls erfahren darf. Dafür sprechen zwei stichhaltige Gründe:

Weitere Kostenlose Bücher