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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war klar, dass sie darauf beharren würde, dass ich ihm zur Seite stehe. Er balanciert auf einem Drahtseil, Tante Amelia. Unter ihm ein Fluss voller Krokodile und über ihm kreisende Geier, und jetzt sieht es so aus, als würde jemand an diesem Seil sägen.«
    »Poetisch, aber wenig informativ, mein Lieber«, erwiderte ich ungehalten. »Wer genau ist ihm auf den Fersen?«
    »Jeder. Außer den wenigen Beteiligten, die das Geheimnis kennen, versucht jeder Kairoer Polizeibeamte, Wardani dingfest zu machen. Die Deutschen und die Türken benutzen ihn für ihre Zwecke; sie würden ihn umgehend beseitigen, wenn sie wüssten, dass er ein doppeltes Spiel treibt. Dann sind da noch die Hitzköpfe in der Bewegung selbst. Er muss ihre Aktivitäten unterdrücken, ohne ihr Misstrauen zu schüren. Wenn sie glaubten, dass er mit den Briten sympathisierte, würden sie – sie würden einen anderen Führer finden.«
    »Ihn umbringen, meinst du.«
    »Sie würden es als Exekution bezeichnen. Und wenn sie jemals seine wahre Identität ans Licht brächten, wäre das sein Ende.«
    »Und deines, David«, ereiferte ich mich, »es ist Wahnsinn von dir und Ramses, solche Risiken einzugehen! Du hast selbst gesagt, dass Wardani der Einzige ist, der eine erfolgreiche Revolte anzetteln könnte. Gebt doch öffentlich bekannt, dass man ihn gestellt hat. Ohne einen Führer sind seine Anhänger ineffektiv, Ramses wäre in Sicherheit und du könntest umgehend nach England zu Lia reisen. Ein Gnadengesuch oder eine Amnestie kann man erwirken –«
    »Das wird letztlich geschehen. Aber augenblicklich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Der Feind beginnt, Wardani Waffen zu liefern – Flinten, Pistolen, Granaten, möglicherweise auch Maschinengewehre. Wir müssen ausharren, bis wir diese Waffen in unsere Gewalt bringen, und herausfinden, wie und von wem sie nach Kairo geschafft worden sind.«
    Ich hielt den Atem an. »Natürlich! Ich hätte darauf kommen müssen!«
    »Gewiss, das hättest du«, erwiderte David mit einem mitfühlenden Lächeln. »Ohne Waffen gibt es keine Revolution, nur einige hysterische Studenten, die den Heiligen Krieg proklamieren. Ramses versucht alles, um selbst das zu verhindern. Er mag nicht, wenn Leute zu Schaden kommen, weißt du.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn wir zu früh reagieren, werden die Türken andere Belieferungskanäle und Interessenten finden. Ramses glaubt, dass einer seiner eigenen Stellvertreter ihn ausbooten will, und Farouk ist nicht der einzige ehrgeizige Revolutionär in Kairo. Die erste Lieferung – zweihundert Flinten und die entsprechende Munition – sollte letzte Nacht stattfinden.«
    »Und Ramses war dort?«
    »Ja, Ma’am. Das nehme ich zumindest an. Weißt du, Ramses hat Mrs Fortescue gestern Abend zum Diner im Shepheard’s ausgeführt. Die Idee war … ich sagte ihm, es würde nicht funktionieren, aber er …« Unter seinen dichten Wimpern warf David mir einen verstohlenen Seitenblick zu.
    »Ich denke, diesen Teil schildere ich dir besser nicht.«
    »Ich denke doch .«
    »Nun, er musste um elf Uhr aufbrechen, um pünktlich an dem vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen. Offenbar konnte ich ihn bei Mrs Fortescue nicht ersetzen. Ein Doppelgänger auf so geringe Entfernung … äh-hm. Also hatte er die Idee, die Dame zu brüskieren, indem er ihr – äh – unhöfliche Avancen machte, so dass sie hinausstürmen und ihn – mich, in diesem Fall – einsam schmollend, aber für alle sichtbar an der Bar zurücklassen würde. Leider war sie …«
    »Nicht brüskiert. David, wie kannst du in einer so kritischen Situation lachen? Verflucht, ich glaube tatsächlich, dass du und Ramses diese Aktivitäten genießt!« David wurde ernst. »Verzeih mir, Tante Amelia. In gewisser Weise vermutlich schon. Die Situation ist so verflucht – Verzeihung – so verflixt kritisch, dass wir sie mit Humor nehmen müssen. Irgendwann musst du dir von ihm erzählen lassen, wie er einmal bei einer Zusammenkunft auftauchte – als er selbst getarnt.«
    »Bei dieser Bande von Halunken? Niemals!«
    »Oh, doch. Er hielt ihnen einen Vortrag über die Kunst der Verstellung, ohne überhaupt getarnt zu sein.«
    »Ich werde diesen Jungen nie verstehen! Also, wie ist es ihm gelungen, sich von ihr fortzustehlen? Du brauchst nicht ins Detail zu gehen«, fügte ich rasch hinzu.
    »Da wirst du ihn selber fragen müssen. Er traf mich verspätet und war in Eile – und nicht in der Stimmung, Fragen zu beantworten.« Der Glanz in Davids dunklen Augen

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