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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stattgefunden?«
    »Das ist doch ständig der Fall.«
    Das traf zu. Auf Grund meiner sachverständigen Fragen gestand einer der Dorfbewohner schließlich, dass er und einige Freunde eine kleine Mastaba gefunden und während des Sommers freigelegt hätten. Ich wies ihn an, mir die Stätte zu zeigen, und veranstaltete einen Mordswirbel. Falls er mich nicht belogen hatte (was absolut möglich war), enthielt das Grab vermutlich keine wertvollen Artefakte, da es sich um eines der kleineren und unbedeutenderen handelte. Wir hatten selbst nur wenig gefunden, sogar in den größeren Gräbern.
    Gezwungenermaßen musste ich warten, bis die Männer sich gegen Mittag zum Essen und zu einer Ruhepause zurückzogen, ehe ich mich mit David austauschen konnte. Da es kein schattiges Plätzchen gab, spannte ich meinen nützlichen Sonnenschirm auf, und wir machten es uns so bequem wie eben möglich, lehnten uns mit dem Rücken an die Pyramide und packten den von David mitgebrachten Tee und die Sandwiches aus.
    »Nun«, sagte ich. »Berichte mir alles.«
    »Das ist eine ziemlich umfassende Aufgabe, Tante Amelia.«
    »Lass dir Zeit.«
    »Wie viel hat Ramses dir erzählt?«
    »Nichts. Er war zu mitgenommen. Sieh mal, David, ich bin fest entschlossen, es aus dir herauszubekommen, und wenn Ramses das nicht gefällt, dann ist das verflucht – äh – schade.«
    Er verschluckte sich an dem Tee, den er gerade trank.
    Ich klopfte ihm auf den Rücken. »Ich bin froh, dich zu sehen, selbst unter den gegebenen Umständen«, sagte ich zärtlich. »Ich nehme an, dass Ramses dich über unsere Lieben in England auf dem Laufenden gehalten hat. Lia verhält sich großartig.«
    »Nein.« Er senkte den Kopf, und ich bemerkte Linien in seinem Gesicht, die mir früher nie aufgefallen waren.
    »Sie ist einsam und ängstlich und besorgt um mich – genau wie ich um sie. Ich sollte bei ihr sein.«
    »Ich weiß, mein lieber Junge. Vielleicht wirst du es in Kürze.«
    »Ich hoffe es. In wenigen Wochen wissen wir Genaueres. Entweder haben wir Erfolg oder wir scheitern.«
    »Erleichternd zu wissen«, murmelte ich, letztere Alternative verdrängend. »Also, David, erzähl mir alles von Anfang an.«
    David zögerte, musterte mich und seufzte. »Nun ja, ich war nie in der Lage, dir etwas zu verschweigen, oder? Ramses hat die Rolle einer gewissen Person gespielt –«
    »Kamil el-Wardani? Aha, das dachte ich mir bereits. Aber warum?«
    »Die Deutschen und die Türken hoffen, einen Aufstand in Kairo zu provozieren, der zeitgleich mit ihrem Angriff auf den Suezkanal stattfinden soll. Und Wardani wäre genau der Mann, der so etwas initiieren könnte. Im vorigen April sind sie erstmals an ihn herangetreten. O ja, sie wussten, dass ein Krieg drohte, und auch, dass sich die Türken daran beteiligen würden; ein geheimes Abkommen wurde Anfang August unterzeichnet. Sie denken voraus, diese Deutschen. Von Wardani selbst erfuhr ich von dem Plan und teilte diesen selbstverständlich Ramses mit.«
    »Es muss schwierig sein, das Vertrauen eines Freundes zu missbrauchen. Aber du hast natürlich vollkommen richtig gehandelt«, fügte ich rasch hinzu.
    »Ramses ist mehr als mein Freund. Er ist mein Bruder. Und es gab weitere Beweggründe. Trotz seiner bombastischen Rhetorik war Wardani kein Verfechter einer gewaltsamen Revolution, als ich mich der Bewegung anschloss. Doch er veränderte sich, sprach ständig über das Blut, das notwendig wäre, um den Baum der Freiheit zu bewässern … Es machte mich krank, solche Äußerungen zu hören. Eine Revolte konnte nicht gelingen, doch vor ihrer Niederschlagung wären Hunderte, vielleicht Tausende von getäuschten Patrioten und naiven Mitläufern abgeschlachtet worden. Ich will die Unabhängigkeit für mein Land, Tante Amelia, aber nicht um diesen Preis.«
    Ich bewunderte Davids Charakterstärke schon seit langem; während ich jetzt sein schmales dunkles Gesicht und die sensiblen, aber entschlossenen Lippen betrachtete, war ich so gerührt, dass ich seine Hand nahm und sie kurz drückte. »Mein lieber Junge«, sagte ich. »Du weißt, dass Lia im September das von euch beiden mit Freude erwartete Kind zur Welt bringen wird. Bis dahin könntest du dich von dem Komplott distanzieren. Niemand würde dir einen Vorwurf machen.«
    »Ramses hat mir dasselbe vorgeschlagen. In der Tat hatten wir deshalb eine heftige Auseinandersetzung. Er gab erst nach, als ich drohte, Lia die ganze Geschichte zu erzählen und ihr die Entscheidung zu überlassen. Ihm

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