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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erkundigte ich mich. »Habt ihr sie nicht zum Tee eingeladen?«
    »Falls diese Frage mir gilt«, ereiferte sich Emerson, »lautet die Antwort nein. Warum zum Teufel hätte ich das tun sollen? Sie tauchte heute Nachmittag aus heiterem Himmel und ungebeten auf und erwartete, dass ich alles stehen und liegen ließ, um ihr jede verfluchte Pyramide von Gizeh zu zeigen. Ich überlegte bereits, wie ich sie loswerden könnte, als du mir die Entscheidung abnahmst.«
    »Sie fragte nach Ramses«, warf Nefret ein.
    Etwas entfernt von dem Sofa, auf dem sie saß, hatte er in einem Sessel Platz genommen, und ich stellte fest, dass er ein leichtes Jackett übergezogen hatte, das die recht dicken Verbände kaschieren sollte. »Wie nett«, murmelte er. »Welcher ihrer Verehrer war bei ihr, der Graf oder der Major?«
    »Keiner von beiden«, erwiderte Emerson. »Der junge Pinkerton.«
    »Pinckney«, korrigierte Nefret.
    »Ah«, entfuhr es Ramses. »Der ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Er war mit mir in der Grabstätte. Ich habe ihm die Reliefs gezeigt.«
    »Hmmm«, murmelte Ramses.
    Nefret sah ihn bitterböse an oder versuchte es zumindest; mit ihren wohlgeformten Brauen schaffte sie es nicht, ihrem Gesicht etwas Bedrohliches zu verleihen. »Wenn du damit andeuten willst –«
    »Ich deute gar nichts an«, erwiderte Ramses.
    Natürlich tat er das. Mir war derselbe Gedanke gekommen. Mr Pinckney hatte die Dame vielleicht nur begleitet, weil er romantische Gefühle für Nefret hegte.
    Oder sie hatte ihn als Tarnung mitgebracht, weil sie es auf Emerson abgesehen hatte. Oder …
    Gütiger Himmel, sinnierte ich, das ist ja noch komplizierter als unsere üblichen Kollisionen mit Kriminaldelikten. Das Einzige, was ich mit Gewissheit sagen konnte, war, dass weder Pinckney noch Mrs Fortescue Sethos war.
    Nefret warf Ramses einen weiteren finsteren Blick zu, dann wandte sie sich an mich. »Der Professor hat mir versichert, dass du nicht ernsthaft verletzt bist, Tante Amelia. Trotzdem würde ich dich gern kurz untersuchen.
    Was ist passiert?«
    »Es war viel Lärm um nichts, mein Schatz«, erwiderte ich und setzte mich neben sie auf das Sofa. »Ich bin in einem Grab ausgerutscht und habe mir den Arm verstaucht.«
    »Diesen Arm?« Bevor ich sie davon abhalten konnte, fasste sie meine Hand und schob meinen Ärmel hoch.
    »Ich kann nichts feststellen. Schmerzt er, wenn ich hier drücke?«
    »Nein«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Oder hier? Hmmm. Nun, ein Bruch oder eine Zerrung scheint nicht vorzuliegen.«
    »Den größten Schaden hat ein anderer Teil ihrer Anatomie genommen«, meldete sich Ramses zu Wort. »Sie landete auf ihrem … ich meine, in sitzender Haltung.« Wie von ihm zweifellos erwartet, beendete mein entrüsteter Blick Nefrets Inquisition.
    »Wie auch immer«, sagte ich mit einem leichten Hüsteln.
    »Hast du Fatima gebeten, den Tee zu servieren, Nefret?«
    »Ja, sie müsste jeden Augenblick hier sein. Ich wollte frühzeitig beginnen, da ich heute Abend auswärts diniere.«
    »Auswärts diniere«, wiederholte ich. »Hast du Fatima informiert?«
    »Ja.«
    »Du siehst bezaubernd aus. Ist das Kleid neu?«
    »Ich trage es zum ersten Mal. Gefällt es euch?«
    »Nicht besonders«, meinte Ramses, bevor ich reagieren konnte. »Ist das die neueste Abendmode? Du siehst aus wie ein Lampenschirm.«
    Das stimmte in der Tat. Der lange Überwurf hatte einen so steif gestärkten Saum, dass er kreisförmig über dem schmal geschnittenen schwarzen Rock abstand. Emersons Gesichtsausdruck demonstrierte mir, dass er derselben Meinung war, doch er war klug genug zu schweigen.
    »Es ist ein Poiret«, bemerkte Nefret aufgebracht. »Also wirklich, die Männer haben keine Ahnung von Mode, nicht wahr, Tante Amelia?«
    »Ein ausgesprochen schöner Lampenschirm«, beeilte sich Ramses hinzuzufügen.
    »Ich weigere mich, über Mode zu diskutieren«, brummte Emerson. »Peabody, was hältst du von der Situation in Zawiet? Ramses hat mir mitgeteilt, dass die örtlichen Banden das Gebiet in ein einziges Chaos verwandelt haben.«
    »So extrem würde ich es nicht formulieren«, räumte ich ein.
    »Ich auch nicht«, bemerkte Ramses. »Allerdings denke ich – deine Erlaubnis vorausgesetzt, Vater –, dass ich wenigstens noch einen weiteren Tag dort verbringen sollte, selbst wenn es keinem anderen Zweck dient als der Mutmaßung, dass wir ein Auge auf das Gebiet werfen. Darüber hinaus sollte das heute von den Männern entdeckte Höhlengrab freigelegt werden. Ich

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