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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zum Spiegel.
    Ich beobachtete, wie er eine Flasche entkorkte und eine dünne Schicht von irgendeiner Flüssigkeit auf sein Gesicht auftrug. Vermutlich war er mehrmals aufgestanden und hatte sich immer wieder hingelegt; er war nicht nur frisch rasiert, sondern hatte auch eine sonderbar anmutende Apparatur auf seinem Schreibtisch zusammengebaut – aus Röhrchen, Gewinden und Glaskolben unterschiedlicher Größenordnung. Daraus entwich ein entsetzlicher Gestank.
    »Wo ist Seshat?«, erkundigte ich mich. »Ich habe ihr erklärt, sie solle sicherstellen, dass du im Bett bleibst.«
    Ramses stellte das Fläschchen zurück in den Schrank und schloss die Tür. »Was hast du von ihr erwartet? Dass sie mich niederschlägt und sich auf mich setzt? Als sie eure Schritte hörte, ist sie aus dem Fenster geschlüpft. Sie war den ganzen Tag hier.«
    »Was ist letzte Nacht schief gegangen?«, fragte David.
    »Später.« Sichtlich erschöpft setzte Ramses sich auf den Bettrand. »Wo sind die anderen?«
    »Auf dem Rückweg«, erwiderte ich. »Ramses, ich bestehe darauf, dass du mir erlaubst –«
    »Dann bring’s hinter dich, während David mir von seinen heutigen Aktivitäten berichtet.«
    Also untersuchte ich ihn und David fasste die Tagesereignisse kurz zusammen. Sein Bericht diente dazu, Ramses von den unangenehmen Dingen abzulenken, die ich mit ihm anstellte. Er war ziemlich fahl im Gesicht, als ich fertig war, lachte jedoch, als David unsere Ankunft in Gizeh schilderte.
    »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen. Deine Idee, Mutter?«
    »Ja. Etwas Aufsehen Erregenderes hätte ich zwar vorgezogen, aber das Risiko wagte ich nicht einzugehen. Du kannst dir sicher sein, dass Nefret als Erste zur Stelle gewesen wäre, um sich um mich zu kümmern, und dann hätte sie David aus der Nähe gesehen.«
    Ramses nickte zustimmend. »Gut überlegt. Und Mrs Fortescue hielt sich ganz zufällig dort auf?«
    »Verdächtigst du sie in irgendeiner Form?«, wollte ich wissen.
    »Mir kam der Gedanke«, erwiderte mein Sohn mit einem Blick zu David, »dass ihre – äh – Anhänglichkeit an jenem Abend, als wir zusammen dinierten, vielleicht von etwas anderem herrührte als – äh …«
    »Dann war sie also anhänglich, nicht wahr?«, bemerkte ich.
    »Dann hat David dir also davon erzählt, nicht wahr?«, bemerkte Ramses im gleichen Tonfall. »Das dachte ich mir. Ich weiß nicht, wie es dir gelingt, aber in deiner Gegenwart redet er immer wie ein Buch. Ich hätte nicht davon angefangen, wenn ich es nicht für notwendig hielte, gewisse Missverständnisse eurerseits aufzuklären. Ich verdächtige die Dame nicht mehr als alle anderen Neuankömmlinge ohne offizielle Referenzen, dennoch bleibt die Tatsache, dass sie alles versuchte, um mich aufzuhalten, als ich auf dem Weg zu einem wichtigen Treffen war. So unglaubwürdig es für dich und David vielleicht klingen mag, aber sie war vermutlich nicht von den Socken wegen – äh …«
    »Na, na, reg dich nicht auf«, beruhigte ich ihn. »Ohne deiner persönlichen Einschätzung von deiner Ausstrahlung in irgendeiner Form widersprechen zu wollen, halte ich es für durchaus möglich, dass ihre Motive für einen Besuch der Ausgrabungsstätte nichts mit dir zu tun hatten. Vielleicht interessiert sie sich für deinen Vater.«
    David und Ramses tauschten Blicke aus. »Wenn du nichts dagegen hast, Mutter«, sagte mein Sohn, »würde ich es vorziehen, diesen Gedankengang nicht weiterzuführen. David, wahrscheinlich wirst du morgen erneut meinen Platz einnehmen müssen, von daher bleibst du heute Nacht besser hier. Schließ beim Hinausgehen die Tür ab.«
    David nickte. »Wir müssen reden.«
    »Das auch.«
    »Ramses«, wandte ich ein. »Du –«
    »Bitte, Mutter, keine Argumentation! Dafür bleibt uns nicht die Zeit. Unter gar keinen Umständen kann David während des Abendessens meinen Platz einnehmen – nicht, wenn Nefret und Fatima in der Nähe sind. Wir diskutieren später. Ein Kriegsrat, wie du es zu nennen pflegst.«

    Ich erklärte Fatima, dass wir den Tee an diesem Abend im Salon einnehmen würden. Wir benutzten diesen Raum nicht allzu häufig für zwanglose Familienzusammenkünfte, da er viel zu weitläufig war, um gemütlich zu sein, und irgendwie düster auf Grund der hohen, schmalen Fenster. Allerdings würde es Ramses das Treppensteigen zur Dachterrasse ersparen.
    Ich badete und kleidete mich rasch um, doch die anderen hatten sich bereits eingefunden, als ich den Salon betrat.
    »Wo ist Mrs Fortescue?«,

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